
Ute Becker (60) ist Ernährungsberaterin in Schermbeck. © Niklas Berkel
Trotz Inflation günstig, aber gesund einkaufen? Ute Becker zeigt‘s
Lebensmittel
Der Wocheneinkauf frisst den Menschen das Geld aus den Taschen. Wie kann man sich da noch günstig, aber gesund ernähren? Ernährungsberaterin Ute Becker gibt wertvolle Tipps.
Speisefette und Speiseöle? Im Vergleich zu September 2021 sind sie um 44,5 Prozent teurer geworden. Molkereiprodukte und Eier? 26,8 Prozent teurer. Fleisch und Fisch? 18,6 Prozent. Brot und Getreideerzeugnisse? 17,1 Prozent. Diese Liste lässt sich endlos fortführen. Nicht nur ich frage mich: Wie kann ich noch günstig, aber gesund einkaufen?
Wenn ich unseren privaten Lebensmitteleinkauf (für zwei Personen) tätige, bin ich schnell 50 Euro und mehr los - nur für ein paar Tage! Deshalb habe ich mich an die Ernährungsberaterin Ute Becker aus Schermbeck gewandt. Zusammen sind wir in einen Supermarkt in Schermbeck gegangen und haben einen Beispiel-Wocheneinkauf getätigt. Beim Blick auf den Einkaufszettel am Ende des Einkaufs habe ich mehr als nur gestaunt.
Doch vorab: Ute Becker hatte von mir einen Wochenplan mit Mahlzeiten bekommen, die wir in der Regel zubereiten.
Schon da hatte die Ernährungsberaterin wertvolle Tipps für unseren Haushalt. Erster Tipp: Weniger Tomaten und Paprika in der aktuellen Jahreszeit. „Tomaten sehen zwar toll aus, kosten aber viel und haben nur wenige Nährstoffe“, erklärt Becker.
Lebensmittel: Saisonal und regional einkaufen
„Falls man Tomaten möchte, empfehle ich die aus der Dose.“ Dort sei die Menge insgesamt günstiger und die Tomaten aus der Dose seien länger gereift, haben also mehr Nährstoffe. Nur Vorsicht: „Man sollte darauf achten, dass sie kein zusätzliches Salz enthalten.“
Die Paprika-Saison ist ebenfalls vorbei. „Wo die herkommen, weiß man dann nicht genau.“ Auch hier ist ein weiteres Gegenargument der Preis.
Beckers Tipp: „Saisonale und regionale Produkte einkaufen.“ Statt einer Tomaten im Herbst einen Kürbis, statt Paprika regionale Karotten.
Ihr zweiter Hinweis: „Es ist sinnvoll, sich einen Wochenplan zu machen, der nicht zu detailliert ist.“ Als Beispiel:
- Montag: ein Gericht mit Nudeln
- Dienstag: etwas Leckeres aus dem Ofen
- Mittwoch: ein Rezept mit Reis
- Donnerstag: ein Veggie-Rezept
- Freitag: ein Rezept mit Fisch
- Samstag: ein Eintopf oder eine Suppe
- Sonntag: ein Fleischgericht
Der Vorteil eines solchen Wochenplans? „Am Wochenende, wenn die Angebote für die nächste Woche kommen, kann man sich mithilfe der Aktionen die günstigsten Beilagen und Gerichte aussuchen.“

Ute Beckers Hinweis: In den Regalen unten gucken. Dort sind die Produkte meist günstiger. © Niklas Berkel
Für unseren Beispiel-Einkauf im Supermarkt hatte Becker folgenden Wochenplan aufgestellt:
- Montag: Schupfnudel-Wirsing-Gratin
- Dienstag: Ofengemüse (Wintergemüse aus dem Angebot) mit Süßkartoffeln und Quark-Dip
- Mittwoch: Hühnerfrikassee mit Reis
- Donnerstag: Wraps gefüllt mir Möhren, Rotkohl, Mais, Krautsalat und Käse
- Freitag: Rotkohl-Matjes-Salat
- Samstag: Kürbis-Hackfleischeintopf, vegetarisch mit Sojaschnetzel
- Sonntag: Schnitzel, Spitzkohl und Bratkartoffeln
Zuerst gehen wir durch die Gemüse-Abteilung. Anstatt Paprika, Tomaten und Gurke sucht die Ernährungsberaterin nach saisonalen und regionalen Produkten. Es landen unter anderem Wirsing, Rotkohl, Spitzkohl und ein Kürbis im Einkaufswagen. Auch Wurzelpetersilie und Pastinaken aus der Umgebung kaufen wir ein.
Der regionale Kürbis schlägt mit 99 Cent pro Kilogramm zu Buche, im Gegensatz zu einem Nicht-Regionalen, der 2,79 Euro pro Kilo kostet. Beckers Tipp: „Egal bei welchem Produkt: Es lohnt sich den Kilopreis zu vergleichen.“ Der Vorteil ist, dass man beim Einkaufen nicht umständlich umrechnen muss.

Der Einkaufswagen nach dem Einkauf ist voll, der Preis kann sich sehen lassen. © Niklas Berkel
Weiter geht‘s: Wir kaufen Weizen-Tortillas für die Wraps. Die günstigste Sorte für 1,49 Euro. „Das reicht“, sagt Becker. „Auf Wraps, die beispielsweise mit Protein werben, würde ich verzichten. Das gibt einem nicht viel mehr Nährstoffe.“ Und sie sind teurer.
Ein weiterer Hinweis: in den Regalen in der untersten Abteilung suchen. Dort sind in der Regel die günstigeren Produkte zu finden. In Greifhöhe sind zumeist die Markenprodukte.
Wir kaufen also für den Quark-Dip den Speisequark von der Eigenmarke. Auch die Schnupfnudeln sind davon. Genau wie der Mais und der Bergkäse für die Wraps.
Während sich der Einkaufswagen füllt, denke ich dennoch an einen Einkauf von weit über 60 Euro - mindestens. Der Wagen ist jetzt schon voll. Vieles von Beckers Liste haben wir aber noch gar nicht gekauft.
Hülsenfrüchte bieten dem Körper wichtige Nährstoffe wie Eiweiß
Jetzt geht es zu den Hülsenfrüchten aus der Dose. „Sehr günstig und für den Körper wertvoll“, sagt die Ernährungsberaterin. „Bohnen und Linsen sollte man immer zuhause haben“, erklärt sie. Sie bieten sich für jeden Salat und viele weitere Gerichte an. Ihr Vorteil: Sie geben dem Körper das nötige Eiweiß.
Ähnlich wie Fisch. „Deswegen sollte man jede Woche einmal Fisch essen.“ Auch da lohnt sich der Blick in die Angebote. „Fisch ist teuer geworden“, sagt sie. Genau wie Fleisch.

Mit 33,23 Euro für den Wocheneinkauf hätte ich nicht gerechnet. © Niklas Berkel
Als ich an der Kasse bezahle, staune ich nicht schlecht: Für den ganzen Einkauf habe ich 33,23 Euro bezahlt. Essen für eine Woche. Fisch, Fleisch und den Reis haben wir ehrlicherweise zwar nicht gekauft. „Dafür müsste man nochmal knapp 10 Euro aufbringen“, sagt Becker. Dann wären die Hauptmahlzeiten in der Woche aber gesichert. Und für uns viel billiger als in der Regel.
Weitere Tipps der Ernährungsberaterin
- Lebensmittel richtig lagern und Reste verwerten, damit sie länger haltbar sind und man weniger Lebensmittel wegschmeißt.
- Essenspläne und Rezepte aufbewahren.
- Gemüse aus der Tiefkühltruhe kaufen.
Nachrichten gibt es überall, jeder kann sie verbreiten. Wahrheitsgemäße Recherche kommt da leider oft zu kurz. Qualitativer Lokaljournalismus ist daher wichtiger denn je. Wer, wenn nicht wir ausgebildeten Lokaljournalisten, berichtet über das, was wirklich in unserer Stadt Gesprächsthema ist?
