
Christoph Wrobel, Inhaber des Gahlener Reiseshops, ist mit der Nachfrage nach Reisen im Jahr 2022 zufrieden. © dpa / privat / Montage Berkel
Reiseexperte Christopher Wrobel: „Preisentwicklung ist auf Dauer nicht gut“
Energiekrise
In der Corona-Krise haben die Reisebüros arg gelitten. Jetzt fressen die Lebenshaltungskosten das Urlaubs-Budget vieler Menschen. Droht der Reisebranche die nächste Krise?
Die Corona-Krise hat die Reisebranche mit voller Wucht getroffen. Der Ukraine-Krieg brachte die nächste große Krise. Die heimischen Reiseexperten Frank Herbrechter und Christoph Wrobel gehen allerdings davon aus, dass die Menschen auf den Luxus Urlaub nicht verzichten werden.
Die Buchungszahlen lägen zwar aktuell unter denen im Vergleichszeitraum vor der Pandemie, sagt Herbrechter, Inhaber des Schermbecker Reisebüros. Allerdings sagt er auch: „Die aktuellen Buchungen für den Winter und den Sommer laufen gut.“
So empfindet es auch Wrobel, Inhaber des Gahlener Reiseshops: „Wir wollen uns nicht beschweren. Die Nachfrage war echt gut. Die Menschen hatten nach den Corona-Jahren Nachholbedarf.“ Auch für nächstes Jahr sei die Nachfrage da.
Urlaub in der Heimat wird attraktiver
Als Lieblingsländer der Menschen vor Ort hat Frank Herbrechter unter anderem die Türkei, Griechenland, die Kanarischen Inseln, Ägypten und die Malediven ausgemacht. Aber auch der heimische Urlaub in den Bergen oder am Meer sei attraktiver geworden.
Eine Entwicklung, die Herbrechter auch ausmacht, ist, dass die Deutschen aktuell kurzfristiger buchen. „Unsere Kunden reisen eher einen kürzeren Zeitraum, verwöhnen sich dann aber mit einem sehr guten Hotel“, sagt er.
Im Bereich der Kreuzfahrten ist der Reisepreis sogar noch recht niedrig, sagt Wrobel. „Hier ist der Preis stabil geblieben. Es fehlt einfach die Auslastung“, erklärt er.

Frank Herbrechter, Inhaber des Schermbecker Reisebüros, spricht von guten Buchungen in diesem Jahr. © Privat
Sein Kollege Herbrechter ist sich sicher: „Die Menschen werden trotz des schwierigen Umfelds auch im Jahr 2023 nicht auf das Reisen verzichten wollen.“ Davon geht auch Wrobel aus. Etwas skeptischer fügt er aber hinzu: „Die Preise sind schon stark gestiegen. Die Preisentwicklung ist auf Dauer nicht gut.
Auf der anderen Seite erklärt er auch: „Für jeden Menschen, der in Urlaub fahren will, „gibt es eine Lösung“. Statt zehn Tagen Urlaub mache eine Familie dann acht Tage. Oder statt Alles-Inklusive gäbe es dann nur Halbpension.
Reisebüros arbeiten sich aus dem Corona-Tief
Die nach der Corona-Zeit positive Entwicklung hat auch der Präsident des Reiseverbandes DRV, Norbert Fiebig, erkannt. Dank starker Nachfrage im Sommer arbeiteten sich Reisebüros und Veranstalter aus dem Corona-Tief. Nach Einschätzung des DRV dürfte das Umsatzniveau der Vor-Corona-Zeit 2019 in der zu Ende gehenden Sommersaison (Mai bis Oktober) annähernd erreicht werden.
„Der bevorstehende Reisewinter wird im Vergleich zur Wintersaison vor einem Jahr aller Voraussicht nach deutlich besser werden“, erwartet Fiebig. Nach Daten des Analysehauses TDA liegen die Umsätze dafür um 74 Prozent höher als vor einem Jahr.
Die meisten Reiseländer, gerade auch auf der Fernstrecke, hätten keine Einreisebeschränkungen oder nur noch geringe Corona-Auflagen. Im Vergleich zum Vor-Corona-Winterhalbjahr 2018/2019 lag der Buchungsumsatz mit Stand Ende August aber 33 Prozent im Rückstand.
Nachrichten gibt es überall, jeder kann sie verbreiten. Wahrheitsgemäße Recherche kommt da leider oft zu kurz. Qualitativer Lokaljournalismus ist daher wichtiger denn je. Wer, wenn nicht wir ausgebildeten Lokaljournalisten, berichtet über das, was wirklich in unserer Stadt Gesprächsthema ist?
