
© Helmut Scheffler
Schermbecker Künstlergruppe bekommt den Rheinlandtaler
Rheinlandtaler
Die Schermbecker Künstlergruppe Nebelhorn ist vom Landschaftsverband Rheinland (LVR) in der Kategorie „Gesellschaft“ mit dem Rheinlandtaler ausgezeichnet worden.
Am Dienstag wurde die von Raúl Avellaneda geleitete Gruppe im Nordfoyer des LVR-Landeshauses in Köln unter dem Slogan „LVR.Rheinland.Ausgezeichnet.“ für ihre „besonderen Verdienste in den Bereichen Soziales, Selbstbestimmung und Teilhabe“ geehrt. Begleitet wurde die 15-köpfige Gruppe vom stellvertretenden Landrat Günter Helbig.

Die Gruppe Nebelhorn mit ihrem Leiter Raúl Avellaneda bei der Verleihung des Rheinlandtalers am Dienstag in Köln © Helmut Scheffler
Die Laudatio übernahm Karin Schmitt-Promny, stellvertretende Vorsitzende der Landschaftsversammlung Rheinland. „Sie und Ihre Gruppe Nebelhorn sind in Schermbeck und somit im Rheinland seit vielen Jahren ein fester Bestandteil in der kommunalen, aber auch überregionalen Kunstlandschaft“, bescheinigte Schmitt-Promny dem Leiter Raúl Avellaneda, dem sie „für die langjährige Arbeit und das herausragende Engagement für einen so wertvollen künstlerischen und freien Ort der Begegnung für Menschen mit und ohne Behinderung“ dankte.
In ihrem Rückblick auf die Entstehung und Entwicklung der Gruppe Nebelhorn erinnerte Schmitt-Promny an das Jahr 1995, als sich Avellaneda mit einer Gruppe von Schülern und Schülerinnen auf die Suche nach Räumlichkeiten begab, um eine Werkstatt für kreatives Gestalten zu eröffnen. Auf der Suche wurde ihm ein leer stehender Keller des „Hauses Kilian“, einer Wohnstätte für Menschen mit geistiger Behinderung, angeboten - mit der Bedingung, die Bewohner des Hauses einzubeziehen.
Keller wurde zum Ort der Begegnung
Schmitt-Promny: „Diese Kellerräume entwickelten sich alsbald zu einem Ort der Begegnung. Hier entstand nun etwas gemeinsam. Dieser Ort sollte keine rein pragmatische und lokale Raumlösung sein. Vielmehr fanden beide Gruppen - Menschen mit und ohne Behinderung - einen Ort, an dem außergewöhnliche zwischenmenschliche Erfahrungen über gemeinsames schöpferisches Arbeiten möglich wurden.“
Schmitt-Promny erinnerte daran, dass die Gruppe Nebelhorn nach einem kurzzeitigen Aufenthalt in der Ehemaligen Reformierten Kirche ein Atelier im Lühlerheim beziehen konnte. Mit diesem Umzug sei die Gemeinschaft um weitere Randgruppen – Obdachlose, Suchterkrankte sowie psychisch beeinträchtigte Personen – ergänzt worden und auch diese Menschen seien somit zum integralen Bestandteil der Gruppe Nebelhorn geworden.
Heute sei die Gruppe Nebelhorn nicht nur ein offener und außergewöhnlicher Ort für gemeinsame schöpferische Arbeit. Sie sei eine inklusive und kreative Begegnungsstätte, in der Menschen mit und ohne Behinderung sowie weitere in der Gesellschaft an den Rand geratene Gruppen zusammenarbeiten und künstlerisch tätig sein könnten.
Keine ästhetischen oder technischen Vorgaben
Raúl Avellaneda sagte, ihm sei wichtig gewesen, „eine offene familiäre, nicht an Zeit gebundene und freie Möglichkeit anzubieten, in der, bewogen durch die künstlerische Freiheit, jeder seine Ideen als Werk verwirklichen kann, ohne ästhetische und technische Vorgaben, ohne thematische Einschränkung.“
Den Gruppenmitgliedern bescheinigte Avellaneda, dass sie es verstanden hätten, mithilfe ihrer Bilder, Skulpturen, Zeichnungen, Rauminstallationen und Performances den Zuschauern ein Bild der traurigen Welt zu vermitteln. „Nicht umsonst habt ihr euch im Laufe dieser langen Zeit für gesellschaftskritische Themen entschieden. Die Projekte Köpfe, Spiegelbilder, Veränderungen, Macht-Missbrauch oder Flucht geben Zeugnis davon.“
Bürgermeister Mike Rexforth, der krankheitsbedingt nicht mit nach Köln fahren konnte, gratulierte per Facebook: „Ich bin als Bürgermeister der Gemeinde Schermbeck sehr stolz, dass das jahrzehntelange Schaffen der Gruppe Nebelhorn heute mit dem Rheinlandtaler ausgezeichnet wurde. Das integrative Miteinander der Generationen ist nicht nur künstlerisch herausragend, sondern zeigt mir auch nochmals die Besonderheit dieser wundervollen Menschen, ihre Fähigkeiten, Unbekümmertheit und Selbstverständlichkeit. Das ist Integration, Vielfältigkeit, Menschlichkeit!“
Im Verlauf von mehr als vier Jahrzehnten habe ich das Zusammenwachsen von acht ehemals selbstständigen Gemeinden miterlebt, die 1975 zur Großgemeinde Schermbeck zusammengefügt wurden. Damals wie heute bemühe ich mich zu zeigen, wie vielfältig das Leben in meinem Heimatort Schermbeck ist.
