Riss-Serie in Schermbeck geht ungebremst weiter Rechtsanwalt sieht bedenklichen Trend

Riss-Serie in Schermbeck: Rechtsanwalt sieht bedenklichen Trend
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Das LANUV und die AG Wolf des Bürgerforums Gahlen melden erneut Schafsrisse in Schermbeck. Nachdem mutmaßlich ein Wolf in der Nacht zum 7. August einen gerade mal drei Wochen alten, wolfsabweisenden Zaun der Familie Sümpelmann überwunden hat und ein Schaf erbeutete, ist laut LANUV und Bürgerforum auch am 8. August ein Schafsriss in Schermbeck gemeldet worden. Und zwei Tage später gab es noch einen.

In beiden Fällen wollten die Tierhalter nicht an die Öffentlichkeit, so ein Mitglied der AG Wolf des Bürgerforums, der namentlich nicht genannt werden möchte. Der Riss vom 8. August sei etwa vier Kilometer Luftlinie und der Riss vom 10. August etwa einen Kilometer vom Hof der Familie Sümpelmann entfernt gewesen. Der AG-Wolf-Mitarbeiter warnt Tierhalter: „Die Leute sollten wachsam sein und die Schafe nach Möglichkeit nachts schützen.“

Nach fast dreimonatiger Pause im Frühjahr muss man nun wieder von einer echten Riss-Serie sprechen. Dabei werden die Abstände zwischen den Rissen immer kürzer. LANUV-Sprecher Wilhelm Deitermann sprach am Tag des Risses bei Familie Sümpelmann von einem erhöhten Fleischbedarf bei den Wölfen zu dieser Jahreszeit.

Obwohl die Familie Sümpelmann den Zaun mit hohen Kosten (insgesamt 30.000 Euro) und nach derzeitigem Stand der Technik und des empfohlenen Wolfsschutzes angelegt hatte, gab es in den Sozialen Medien zweifelnde Stimmen: „Na ja, der Zaun da hinten auf dem Bild. Sieht auch nicht gerade sicher aus. Neu hin oder her“, so eine Kommentatorin.

Andere gehen deutlich weiter: Und verklagen Tierhalter wegen einer vermeintlich nicht ausreichenden Umzäunung. Auf diesen Trend macht Christian Teppe, Rechtsanwalt und Fachanwalt für Agrarrecht aufmerksam. Er hat für den Verein Weidezone Deutschland ein Rechtsgutachten zu „Voraussetzungen und Umfang der Weidetierhaltung hinsichtlich ausgehender Gefahren von Wölfen in Deutschland“ angefertigt. Wobei man wissen sollte, dass der Verein sich beispielsweise für erleichterte Entnahmen von Wölfen in Weidezonen sowie die volle Übernahme der Kosten für Herdenschutz ausspricht - also in der polarisierten Debatte um den Wolf eindeutig auf Seiten der Weidetierhalter steht.

„So gut wie unmöglich“

„Risse von Weidetieren zeigen immer wieder, dass wolfssichere Zäune so gut wie unmöglich, jedenfalls nicht praktisch für Weidetierhalter umsetzbar sind und doch werden diese nach einem Schaden in ihrer Herde angeprangert, sogar strafrechtlich angezeigt“, so Teppe. „Die in Aussicht gestellten Billigkeitszahlungen bei Schäden durch den Wolf werden von den Weidetierhaltern aus Angst vor Strafverfolgung nicht mehr beantragt.“

Sicherheit gegen Wölfe gebe es auch nicht mit Herdenschutzhunden, wie ein Fall in Niedersachsen zeige: „Bei einem Vorfall im Landkreis Aurich wurde ein Pony bei einem Einsatz von drei Herdenschutzhunden gerissen“, so Teppe.

„In der Sache absurd“

In Schermbeck hatte kürzlich ein betroffener Weidetierhalter die Aufnahme eines Risses verweigert. Wilhelm Deitermann vom LANUV hatte im Anschluss auf die Wichtigkeit hingewiesen, dass sämtliche Vorfälle im Zusammenhang mit den Wölfen ans LANUV gemeldet würden. Teppe: „Keine Meldung von Wolfsrissen lässt keine statistische Erfassung des Wolfes zu. Auch ein Anstieg der ‚Selbstjustiz‘ durch vermehrte verbotene Jagd auf den Wolf ist damit gerade nicht auszuschließen.“ Und weiter: „Eine strafrechtliche Verfolgung der Weidetierhalter, nachdem diese einen Schaden erlitten, ist schon in der Sache absurd und die Verwirklichung eines Straftatbestandes nicht gegeben.“

Vereinfachtes Verfahren

Erforderlich sei laut Teppe ein vereinfachtes Verfahren zur Beantragung von Schadenszahlungen. Dies könne zur Akzeptanz für Wölfe beitragen. „Insbesondere muss aber das Stellen von Strafanzeigen gegen die Weidetierhalter bei einem Riss ein Ende haben. Diese Maßnahme ist nun wirklich in keiner Weise zielführend.“