Für Familie Sümpelmann war es am Mittwoch (7.8.) ein mehrfacher Schock. Gegen 6 Uhr hatte sich Markus Sümpelmann bereits gewundert, warum sich die Schafherde an den Zaun in Richtung Wohnhaus drängte. In dem Moment dachte Markus Sümpelmann noch, dass die Tiere Hunger auf Kraftfutter hätten. Als Tochter Malin Sümpelmann aber rund vier Stunden später zum Birnenpflücken in die Streuobstwiese ging, stieß sie plötzlich auf einen Pansen, etwas Wolle und einen Hoden. Ihr Schaf Jack, den sie mit der Flasche groß gezogen hatte, war verschwunden.
Als Malin Sümpelmann die Herde untersuchte, merkte sie, dass auch das Schaf „Prinz Harry“ die Nacht nicht unbeschadet verbracht hatte. Er hatte einen Biss am Hals und weitere Verletzungen.

Erst vor drei Wochen hatte die Familie einen neuen wolfsabweisenden Zaun mit 450 Metern Länge und teilweise über 1,45 Metern Höhe um die Streuobstwiese gebaut. Kosten: über 30.000 Euro. Viele Arbeitsstunden nicht eingerechnet. 10.000 Euro wurden davon gefördert.
Nach zweijähriger Planungs- und Genehmigungsphase habe der Bau mit Bagger, zwei Treckern und rund einem Dutzend Helfern eine Woche gedauert. Einigen Berufskollegen habe er kürzlich noch den Zaun mit Untergrabeschutz, Knotengeflecht und Stromlitze vorgestellt, sagt Markus Sümpelmann. „Wir wollten es hier ordentlich machen.“
Wie (mutmaßlich) ein Wolf diesen Zaun überwinden konnte, steht für Malin Sümpelmann aufgrund der Spuren fest: Im Maisfeld neben der Wiese am Waldweg sind Spuren zu sehen, wie der Wolf drei Meter neben dem Pool des Nachbarn den Zaun überwand. Und auch die Stelle, wo er mutmaßlich mit Jack im Maul wieder ins Maisfeld sprang, ist aufgrund der umgeknickten Pflanzen zu sehen.

Zaun überwunden
Für unüberwindbar habe er den Zaun nicht gehalten, sagt Sümpelmann, aber „dass es so schnell passiert“, habe er nicht gedacht. Jetzt sind es nur noch 13 Schafe in der Herde der Familie. Fünf Quessant-Lämmer habe sie in diesem Jahr gehabt, sagt Malin Sümpelmann. „Jetzt habe ich noch ein gesundes Schaf.“ Denn bereits im April wurden zwei Lämmer von der Wiese der Sümpelmanns „geklaut“, wie Malin Sümpelmann sagt, wobei sie davon ausgeht, dass Wölfe die Schafe mitnahmen.
Bereits jetzt stehen die Kosten für den Zaun (30.000 Euro) in keinem Verhältnis zum Wert der Herde (rund 800 Euro). Eine Erhöhung des Zauns könnte sich Markus Sümpelmann auch derzeit nicht fördern lassen, weil er gerade eine Förderung bekommen hat. Er überlegt nun, einen Stall zu bauen, um die Schafe nachts einzusperren. Auf den Zaun, der 30 bis 50 Jahren halten soll, kann er sich nicht mehr verlassen.
Ihn beschäftigt auch die Frage, was passiert, wenn die Wölfe irgendwann bei seinen Rindern auf den Geschmack kommen sollten. Dann sei eine artgerechte Haltung zu vernünftigen Kosten nicht mehr möglich.