Rexforth verteidigt Gasthof-Kauf
Flüchtlingsunterbringung
Der Kauf des ehemaligen Hotels und Gasthauses „Rheinisch-Westfälischer Hof“ durch die Gemeinde zur Flüchtlingsunterbringung (wir berichteten) hat kontroverse Diskussionen im Internet ausgelöst. Bürgermeister Mike Rexforth erklärte am Donnerstag die Gründe für die Entscheidung.

Der "Rheinisch-Westfälische Hof" ist von der Gemeinde Schermbeck gekauft worden und wird zur Unterbringung von Flüchtlingen genutzt.
„Aberwitzige Vermutungen und Unterstellungen“, habe er lesen müssen, so Rexforth. Fakt sei, dass die Gemeinde gezwungen sei, Unterbringungsmöglichkeiten zu schaffen. Zelte und Container wolle er nach Möglichkeit verhindern. „Andere Kommunen sind da schmerzfreier – ich nicht.“ Eine zentrale Unterbringung berge „zwangsläufig Konflikte, weil wir dann die unterschiedlichen Nationalitäten und Mentalitäten nicht trennen können.“
„Ort mit Tradition“
Für den „Rheinisch-Westfälischen Hof“, „ein Ort mit Tradition, fast 100 Jahre in Familienbesitz“, habe sich in zwei Jahren Leerstand kein Käufer gefunden, so Rexforth. Auch, weil ein Investor oder Pächter eine neue Konzession hätte beantragen müssen, die nur mit hohen Nachfolge-Investitionen erreichbar gewesen wäre. Der Gasthof liege „in einer so ortszentralen Lage, dass er für die Gemeindeentwicklung noch wertvoll werden kann.“ Rexforth gibt zu, dass die Gemeinde auf der Suche nach mietbaren Objekten auch auf Eigentümer mit überzogenen Preisvorstellungen treffe. „Ich lasse mich nicht über den Leisten ziehen“, sagt Rexforth dazu. Man bewege sich nur im Rahmen des Mietspiegels.
Traumatisierte syrische Mädchen
330 000 Euro koste der Erwerb und Umbau der Gaststätte, allein das Grundstück liege nach Bodenrichtwert bei 117 000 Euro. Bei einer Abschreibung über zehn Jahre sowie 25 bis 30 Personen im Haus komme man pro Person auf eine fiktive Miete von „60 Euro kalt im Monat“, so Rexforth. In gemieteten Wohnungen liege dieser Wert bei 112 Euro. Sechs bis acht Wochen dauere die Renovierung, so Rexforth. Die neun Doppelzimmer des ehemaligen Hotels seien ideal für Flüchtlinge, um zur Ruhe zu kommen. „In dieser Woche kamen junge Mädchen aus Syrien an. Sie können sich nicht vorstellen, wie traumatisiert die waren.“
Ehrenamtliche und Flüchtlinge sollen beim Umbau helfen
Der ehemalige Speisetrakt im Erdgeschoss soll in Wohnräume umgebaut werden. Der ehemalige Thekenbereich soll Aufenthaltsraum werden. Die Caritas wird die Renovierung durchführen – nach Rexforths Vorstellungen am besten unter Mithilfe von Flüchtlingen und Ehrenamtlichen. Rund 90 Eige
ntümer, Geschäftsleute und Anwohner im Umfeld des „Rheinisch-Westfälischen Hofs“ habe die Gemeinde angeschrieben und zu einer Versammlung am Montagabend eingeladen. „Nicht-öffentlich, damit jeder sagen kann, was er will“, betont Rexforth.