Pfarrer Dieter Hofmann

© Helmut Scheffler

Pfarrer Hofmann geht in den Ruhestand: Rückblick auf 13 spannende Jahre

rnInterview

Nach 13 Jahren geht der Schermbecker Pfarrer Dieter Hofmann Ende des Monats in den Ruhestand. Im Interview blickt der Theologe auf eine spannende und ereignisreiche Zeit zurück.

Schermbeck

, 15.07.2021, 07:00 Uhr / Lesedauer: 4 min

Dreizehn Jahre lang war Dieter Hofmann Pfarrer im ersten Seelsorgebezirk der Evangelischen Kirchengemeinde Schermbeck. Ende Juli geht der 63-Jährige in den Ruhestand. Seine Verabschiedung findet am 24. Juli (Samstag) um 17.30 Uhr in der Georgskirche statt. Während bei seiner Einführung als Nachfolger von Pfarrer Wolfgang Bornebusch die Kirche am 8. Juni 2008 proppenvoll war, dürfen wegen Corona an seinem Abschied nur 50 Personen teilnehmen.

Als 50-Jähriger hatten Sie sicherlich schon an anderen Stellen als Pfarrer Berufserfahrungen sammeln können?
Ja. Ans erste theologische Examen schloss sich 1983 das Vikariat in Wuppertal-Hammerstein an, wo ich bis 1989 auch als Pastor im Hilfsdienst tätig war. Die erste Pfarrstelle trat ich 1989 in Oberhausen-Alstaden an. Von 1997 bis 2008 war ich Superintendent des Kirchenkreises Oberhausen mit seinen damals zwölf Kirchengemeinden.

Was zog Sie im Alter von 50 Jahren mit Ihrer Frau Isabella aus der Großstadt aufs „platte Land“?

Nach einer Zeit mit vielen Sitzungen und Büroarbeit hatte ich große Lust auf die konkrete und praktische Gemeindearbeit. Und: Ich bin auf dem Land aufgewachsen und fühle mich dort wohler als in der Großstadt.

Zu Ihrer Einführung teilte Ihnen der Bürgermeister Ernst-Christoph Grüter mit: „Sie kommen in Schermbeck in eine lebendige Gemeinde.“ War das so?

Bürgermeister Grüter hat die Kirchengemeinde durchaus richtig beschrieben. Ich traf auf funktionierende Gruppen und Chöre, auf ein engagiertes und offenes Presbyterium und viele interessierte Gemeindemitglieder. Die Gemeinde war personell gut aufgestellt. Damals gab es noch zwei weitere, „halbe“ Kolleginnen. Die Beschreibung des Bürgermeisters passt auch auf die Kommunalgemeinde mit all ihren Vereinen und vielen, vielen Ehrenamtlichen.

Amtseinführung Pfarrer Hofmann

Superintendent Dieter Schütte (vorne r.) und die Geistlichen benachbarter Kirchengemeinden begleiteten am 8. Juni 2008 den neuen Pfarrer Dieter Hofmann (vorne l.) zur Georgskirche. © Helmut Scheffler (A)

Bei der Feier zum 25. Ordinations-Jubiläum versicherten Sie der Georgsgemeinde im Februar 2012: „Wir passen zusammen.“ Was meinten Sie damit?

In erster Linie denke ich an die Ideen, die ich damals mitbrachte und die im Presbyterium gut angenommen wurden: Eine untraditionelle Gottesdienstform, Gemeindeband, Mini-Kirche, den weiteren Ausbau der Begleitung Ehrenamtlicher, ein systematischer Gemeindeaufbau. Leider konnte nicht alles umgesetzt werden, vor allem, weil der Tag nur 24 Stunden hat.

Als Sie im Juli 2009 den ersten Gottesdienst der Reihe „Um 6 bei Schorsch“ starteten, reichten die gedruckten Programme bei weitem nicht aus. Worauf führen Sie die große Resonanz dieser Sonntagsgottesdienste zurück?
In Schermbeck gibt es viele am Glauben und am kirchlichen Leben Interessierte, mehr als der Gottesdienstbesuch abbildet. Die Vermutung war: Eine offenere, abwechslungsreiche Gottesdienstform mit Popmusik, Interviews, Videoclips bringt Menschen zusammen. Dabei wollte ich die Lebenskompetenz anderer einbeziehen. Darum wurden die Gottesdienste im Team vorbereitet und durchgeführt. Sie sollten Treffpunktcharakter haben. Deshalb auch Essen und Trinken danach.

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Die Intensivierung einer innovativen Seniorenarbeit für die Generation 55+ lag Ihnen sehr am Herzen.

Ich erlebe es heute immer noch als ein Wunder, dass sich so viele Menschen im Netzwerk engagieren. Es sind über 30 Ehrenamtliche in rund 30 Angeboten. Die Teilnehmerzahlen liegen um die 350. Wir haben meines Wissens das größte Netzwerk in der Evangelischen Kirche im Rheinland. Mir war und ist wichtig, dass Menschen die Kirchengemeinde als einen Raum erleben, in dem sie selber formulieren und umsetzen können, was sie wollen und brauchen – also ohne Vorgabe „von oben“ – freilich im Rahmen der kirchlichen Regeln.

Bei Ihrem Dienstantritt in Schermbeck fanden Sie bereits eine Gemeinde mit ökumenischen Aktivitäten vor. Wie beurteilen Sie die Zusammenarbeit mit den katholischen Kirchengemeinden?

Über die zahlreichen ökumenischen Angebote war ich überrascht: Treffen der Leitungsgremien, Bibelabende, ökumenische Reisen und Gottesdienste, die gemeinsame Kinderbibelwoche und anderes. Leider gibt es manches davon mittlerweile nicht mehr, weil es kein Interesse mehr fand oder die Zeit dafür nicht mehr reichte. Mehr Gemeinsamkeiten sind möglich, eine Aufgabe für die Zukunft.

Die Kreissynode hat im November 2011 die enge Zusammenarbeit der Kirchengemeinden Drevenack und Schermbeck und der diakonischen Einrichtung Lühlerheim beschlossen. Wie wurde der Beschluss umgesetzt?

Die Zusammenarbeit erstreckt sich bislang vor allem auf den Pfarrdienst. Pfarrer Hans Herzog, Pfarrerin Anke Bender und ich teilen uns den Kanzeldienst auf und vertreten uns gegenseitig. Das setzt Zeit frei für andere Dinge. Wir teilen uns den Organisten. Ich schätze den Austausch in unserem Team und die Verlässlichkeit. Der damals geschlossene Vertrag ist auf die Zukunft ausgerichtet. Er sieht Kooperationen etwa im kirchenmusikalischen Bereich und in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen vor – dann, wenn sie nötig und sinnvoll sind oder der Rückgang der Finanzen sie erforderlich macht.


Die Kirche befindet sich im Umbruch und vor einer Generationenaufgabe. So heißt es in der „Projektion 2060“. Spürt man davon auch in Schermbeck schon Anzeichen?

Die Gemeindemitgliederzahl ist relativ stabil – anders als in den Großstädten. Dennoch werden künftig Pfarrstellen im Kirchenkreis abgebaut werden müssen, und zwar aus Personal- und Geldmangel. Die Kooperation mit Drevenack wird sich dabei vorteilhaft auswirken. Eine Gemeindefusion ist aber nicht in Sicht.

Stellen Sie sich vor, dass im kommenden Jahr ein Werbeflyer zum Thema „Georgsgemeinde“ erstellt werden soll. Welche drei Hinweise auf unbedingt vorzustellende Qualitäten der Kirchengemeinde würden Sie den Machern empfehlen?

Herauszustellen wäre die gute Arbeit im Kinder- und Jugendbereich, also in den Kitas und dem YOU. Als Zweites würde ich die Möglichkeit betonen, sich im Netzwerk und in anderen Gemeindegruppen zu engagieren, Mein dritter Punkt: Die Lust des Presbyteriums und der Gemeindemitglieder an abwechslungsreichen Gottesdienstformen.

Musik ist das Hobby von Dieter Hofmann (hinten Mitte).

Musik ist das Hobby von Dieter Hofmann (hinten Mitte). © Helmut Scheffler

„Niemals geht man so ganz, irgendwas von mir bleibt hier“, hat Trude Herr im Jahre 1987 gesungen. Gilt das auch für Sie?

Meine Frau und ich wollen gerne in Schermbeck wohnen bleiben. Wir fühlen uns hier sehr wohl. Mir ist allerdings wichtig zu betonen, dass der neue Pfarrer der neue Pfarrer ist. Ich will ihm in keinster Weise „im Weg herumstehen“. Er wird mit dem Presbyterium seinen eigenen Weg im Gemeindeaufbau gehen. Gerne möchte ich mit anderen mein Hobby, die Musik, teilen, wenn es passt auch bei gemeindlichen Anlässen. Auf kreiskirchlicher Ebene arbeite ich weiter im Ausschuss für kirchlichen Entwicklungsdienst mit, aber in der zweiten Reihe. Die Leitung habe ich abgegeben.

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