Noch mal die Schulbank drücken
Deutsch-Unterricht für Flüchtlinge
Mit 20 Jahren hat man die Schulzeit eigentlich hinter sich und muss nicht mehr die Schulbank drücken. Aber wie sieht das aus, wenn man die Landessprache nicht spricht? Dann wird man wieder zum Schüler und muss eine Menge lernen. So ergeht es auch den meisten Flüchtlingen, die zurzeit in Schermbeck wohnen.

Die Flüchtlinge lernen im Rheinisch-Westfälischen Hof zwei Stunden am Tag Deutsch. Das trägt langsam erste Früchte.
Fast täglich nehmen bis zu 15 Männer im Alter von 21 bis 35 Jahren zwei Stunden am Deutschunterricht teil, der im Rheinisch-Westfälischen Hof stattfindet. Und das auf ehrenamtlicher Basis.
"Ich heiße Mahamed Jamac und bin 22 Jahre alt", beginnt einer der Schüler, Gelerntes zu wiederholen. "Ich trage ein weißes T-Shirt, eine blaue Jeans und blaue Schuhe", ergänzt Schüler Samim Naiabe. Der Unterricht, der erst Mitte Dezember begonnen hat, trägt langsam Früchte.
Einfache Gesprächsthemen
Über Uhrzeiten, das Wetter, die Familie und andere einfache Themen können die meisten schon gut sprechen. Auch das Alphabet und das Buchstabieren gehören zum Unterricht dazu, denn nicht jeder der Flüchtlinge benutzt in seiner Muttersprache die gleichen Buchstaben wie im Deutschen.
"Ich möchte mich gerne mit anderen Menschen unterhalten können, deshalb ist es wichtig, dass ich Deutsch lerne", erklärt Samim Naiabe auf Deutsch. "Die Artikel ‚der, die und das' sind schwierig, zu benutzen, und ich habe auch einige Probleme mit der Aussprache."
Den Unterricht übernimmt die Schermbeckerin Nadine Ständler in Zusammenarbeit mit anderen ehrenamtlichen Helfern. Finn Jungenkrüger, Schüler der Oberstufe der Gesamtschule Schermbeck, unterstützt die Lerngruppe seit Anfang der Weihnachtsferien, wann immer er kann. "Es ist sehr interessant, wie die Flüchtlinge neue Dinge lernen. Ich möchte einfach dazu beitragen, dass sie schnell Deutsch lernen, um sich integrieren zu können", beschreibt der 17-Jährige seine Motivation, sich zu engagieren.
Hoher Bildungsstand
Der Bildungsstand unter den Flüchtlingen, die zum Großteil im Rheinisch-Westfälischen Hof wohnen, ist hoch. In ihren Herkunftsländern wie Albanien, Afghanistan, Eritrea oder Irak haben sie als Elektriker und Mechaniker gearbeitet oder sogar studiert. Englisch sprechen können auch alle. "Das ist ein großer Vorteil, denn so kann ich vieles besser erklären, was dazu beiträgt, dass die Motivation der Schüler höher ist", weiß Nadine Ständler die Englischkenntnisse zu schätzen. Und die Flüchtlinge nehmen dieses Angebot dankend an, denn sie wissen: Die Chance, dass ich erst mal in Deutschland bleiben kann, ist besser, wenn ich Deutsch spreche.