
Jens Utermann vom Umweltministerium stellte den Stand der aktuellen Untersuchungen am Mühlenberg vor, in dem giftige Materialien eingelagert wurden. © RVR, 2022, dl-de/by-2-0
Mühlenberg: Jens Utermann sieht keinen Beleg für akute Umweltgefährdung
Mühlenberg
Nach umfangreichen Untersuchungen am Mühlenberg lässt der Bericht von Jens Utermann (Umweltministerium) Bürgermeister Mike Rexforth „etwas beruhigter schlafen“.
Giftiges Material wurde über Jahre in der Gahlener Tongrube der Firma Nottenkämper eingelagert. Aufgefallen war dies durch den Ölpellets-Skandal. Das Umweltministerium hatte nach einem Gutachten den Kreis Wesel im November 2020 zu weiteren Untersuchungen aufgefordert. Eine Gefährdungsabschätzung soll laut Utermann bis Ende des Jahres vorliegen. „Erst dann wird festgelegt, was an Maßnahmen ergriffen werden muss.“
Mehr als eine Stunde berichtete Utermann im Rat über die aktuellen Untersuchungen. Eine hochkomplexe Materie. Bürgermeister Mike Rexforth im Anschluss: „Ich habe das Gefühl, dass Sie mit hoher Akribie und Nachhaltigkeit in die Untersuchungen eingestiegen sind.“ Er könne nun „etwas beruhigter schlafen, auch wenn die Gesamtsituation nicht besser wird“.
Keine Belege für akute Umweltgefährdung
Es gebe keine Hinweise oder Belege für eine akute Umweltgefährdung, so Utermann. Messungen hätten keine Hinweise darauf gegeben, dass Sickerwasser nach außen dringe. Das Wasser im Inneren könne „nicht viel Kontakt mit der Außenwelt“ haben, da es im Inneren einen Überdruck gebe.
Es sei aufgefallen das die Oberflächenabdichtung auf mehr als 100 Metern fehlerhaft war, so Utermann. Stefan Steinkühler (Grüne) sagte nach Utermanns Bericht: „Gut, dass jetzt Profis am Werk sind, was das Gutachten betrifft.“ Er stellte die Frage, ob die Aufsichtsbehörde die fehlerhafte Abdichtung hätte bemerken müssen und sagte: „Mir graut davor, wenn wir wieder eine Tongrube kriegen und der Kreis Wesel wieder Aufsichtsbehörde ist.“
Helmut Czichy vom Kreis Wesel gestand ein, dass die fehlerhafte Oberflächenabdichtung erst „durch die ergänzende Untersuchung“ aufgefallen sei. „Nicht nur wir als Kreis Wesel haben gelernt“, sondern auch die Seite der Gesetzgebung. „Eine Abgrabungsverfüllung mit den Stoffen, wie wir sie hier haben, würde heute nicht mehr erfolgen.“
„Da kräuseln sich mit die Nackenhaare“
Laut Utermann müssen eventuelle spätere Maßnahmen am Mühlenberg „verhältnismäßig, erforderlich, geeignet und das mildeste Mittel“ sein. „Da kräuseln sich mir die Nackenhaare“, sagte Klaus Roth (BfB). Man müsse sich neben der aktuellen Situation auch Gedanken um die kommenden Jahrzehnte machen.
Die Menge des zu behandelnden Sickerwassers werde „im Laufe der Jahre niedriger“, so Czichy. Man beschäftige sich derzeit mit der Frage, „wie so etwas dauerhaft verankert werden kann“. Bei den „mildesten Mitteln“ sei der Kreis an Recht und Ordnung gebunden. „Wenn Sie eine Maßnahme anordnen, kann sich auch jemand dagegen wehren und sagen: Sie verlangen zu viel von mir.“
Hubert Große Ruiken (CDU) fragte, wer in Zukunft für die Daueraufgaben bezahlen wird. Er fürchte, „dass der Steuerzahler drauf hängen bleibt“. „Was ist in 50 oder 100 Jahren?“ Dies werde gerade juristisch geprüft, so Czichy. In den nächsten Jahrzehnten habe die Betreiberin ein hohes Eigeninteresse. Wenn das Unternehmen nicht mehr existiere, könne man möglicherweise an den Eigentümer herangehen. Manuel Schmidt (Die PARTEI) sagte, dass er mehr und deutlichere Aussagen zu diesem Thema von der Firma Nottenkämper erwarte.
„Das Maß in Gahlen ist mehr als voll“
Egon Stuhldreier (CDU) sagte zur neuen beantragten Austonungsfläche: „Wir wollen die eigentlich gar nicht.“ Er verwies auf die bestehenden Belastungen in Gahlen: „Ich meine, das Maß in Gahlen ist mehr als voll.“ Er erwarte, dass sich der Kreis wie bei der Diskussion um Kiesabgrabungen auf die Seite der Bürger stelle. Czichy antwortete, er nehme den Wunsch mit ins Kreishaus.
Berthold Fehmer (Jahrgang 1974) stammt aus Kirchhellen (damals noch ohne Bottrop) und wohnt in Dorsten. Seit 2009 ist der dreifache Familienvater Redakteur in der Lokalredaktion Dorsten und dort vor allem mit Themen beschäftigt, die Schermbeck, Raesfeld und Erle bewegen.
