
© Sabine Baschke
LANUV-Präsident: Wölfin Gloria zeigt „auffälliges Verhalten“
Wolfsgebiet
Elf Übergriffe auf Weidetiere gab es im Wolfsgebiet Schermbeck im August. Wölfin Gloria ist in zehn elf Fällen Verursacherin. Der LANUV-Präsident sieht ein „auffälliges Verhalten“.
Das Senckenberg-Institut kann laut Umweltministerium in zehn Fällen Gloria nachweisen. „In neun Fällen gab es allerdings keinen ausreichenden Schutz gegen Wolfsübergriffe, in zwei Fällen entsprach der Schutzzaun nach einer ersten Bewertung dem empfohlenen Standard. Eine abschließende Beurteilung der Herdenschutzmaßnahmen durch die Landwirtschaftskammer steht noch aus. Herdenschutzhunde kamen in keinem der genannten Fälle zum Einsatz“, so das Ministerium in einer Mitteilung.
Die Serie von Rissen sorgte für Frust und Ärger bei den Nutztierhaltern in Gahlen. Das Gahlener Bürgerforum hatte daraufhin die Umweltministerin und das LANUV scharf kritisiert. Bürgermeister Mike Rexforth hatte eine Entscheidung gefordert.
Absolute Zahlen nicht höher
Nach dieser „Phase intensiver Rissereignisse“ habe es ab dem 27. August bis heute keine registrierten Übergriffe mehr gegeben, so das Ministerium. „Offenbar ernährt sich die Wölfin über weite Strecken von ihrer natürlichen Beute, wie Wildschweine, Rehe oder Rothirsche.“ Die absolute Zahl der bisherigen Wolfsübergriffe in diesem Jahr im Wolfsgebiet Schermbeck unterscheide sich nicht signifikant von der Zahl der Übergriffe in den beiden Vorjahren: 2018 ereigneten sich 18 Übergriffe, in 2019 waren es 19, und bislang sind es 14 Übergriffe im Jahr 2020, so das Ministerium.
Landwirtschafts- und Naturschutzministerin Ursula Heinen-Esser warb erneut für Herdenschutzmaßnahmen, wo diese nicht in ausreichend umgesetzt seien. „Eine solche Häufung wie im August hatten wir in Nordrhein-Westfalen bis jetzt noch nicht, wir nehmen das sehr ernst.“ Wenn es erforderlich sei, „finanzieren wir neuerdings auch die Anschaffung von Herdenschutzhunden bereits dann, wenn sie in kleinen Schafherden von weniger als 100 Schafen eingesetzt werden“, so Heinen-Esser. Eine weitere Option sei die Aufstallung in der Nacht. Um dies zu erleichtern, habe der Kreis Wesel zügig die Genehmigungen für neue Ställe erteilt.
LANUV-Präsident: „Auffälliges Verhalten“
LANUV-Präsident Dr. Thomas Delschen: „Wenn die Wölfin in einzelnen Fällen, aber wiederholt auch in offenbar geschützte Weiden eindringt, ist das ein auffälliges Verhalten in Bezug auf Weidetiere. Um diese Einschätzung in Hinblick auf die strengen Anforderungen des Bundesnaturschutzgesetzes abzusichern, prüfen wir die kurzfristige Beauftragung eines externen Gutachtens.“
Das Bundesnaturschutzgesetz regelt in §45 den Umgang mit auffälligen und problematischen Wölfen. Als letztes Mittel sind auch Voraussetzungen für eine rechtssichere Entnahme geregelt. Zwingend erforderlich ist eine Alternativen-Prüfung sogenannter „milderer Mittel“, wie der Einsatz von Herdenschutzhunden oder das nächtliche Aufstallen.
Berthold Fehmer (Jahrgang 1974) stammt aus Kirchhellen (damals noch ohne Bottrop) und wohnt in Dorsten. Seit 2009 ist der dreifache Familienvater Redakteur in der Lokalredaktion Dorsten und dort vor allem mit Themen beschäftigt, die Schermbeck, Raesfeld und Erle bewegen.
