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Kritik am Gutachten: „Das schadensträchtigste Rudel in Deutschland“
Wolfsgebiet
„Mit Abstand das schadensträchtigste Rudel in Deutschland“: So nennt das Gahlener Bürgerforum Glorias Wolfsfamilie und kritisiert das vorliegende Rechtsgutachten heftig.
Wie auch das Verwaltungsgericht Düsseldorf war das vom Umweltministerium veranlasste Rechtsgutachten zum Schluss gekommen, dass es zumutbare Alternativen zum Abschuss der Wölfe gebe, die im Wolfsgebiet Schermbeck für erhebliche Schäden bei Nutztieren gesorgt haben.
Allerdings fragt sich das Gahlener Bürgerforum (GBF), warum das Verwaltungsgericht noch von einem fünfmaligen Überwinden des empfohlenen Herdenschutzes ausging, während im neueren Rechtsgutachten nur noch vier Fälle genannt werden. „Als Rechtsgutachter ist man immer nur so gut, wie der Auftraggeber einen mit richtigen und vollständigen Informationen versorgt“, so das Bürgerforum in einer Stellungnahme.
Der letzte Riss im Oktober 2020 beim Hünxer Schäfer, der vor Gericht gezogen war, werde nun im Gutachten infrage gestellt, so das Bürgerforum. Der Zaun solle „an einer Stelle nicht intakt gewesen sein, sondern niedergetreten“, so das Gutachten. Das Bürgerforum hat daraufhin seine eigenen Risslisten sortiert und kommt zum Schluss, dass 21-mal 90-Zentimeter-Zäune und 35-mal Zäune zwischen 1,20 und 1.80 Metern Höhe überwunden wurden. 188 Nutztierrisse werden vom Bürgerforum gezählt.
1,20-Meter-Zaun reicht nicht „ansatzweise“
„Bei gesundem Menschenverstand kann man nicht ernsthaft davon ausgehen, dass auch nur ansatzweise der empfohlene Herdenschutz mit einer Zaunhöhe von 1,20 Metern das Rudel zukünftig von weiteren Rissen abhalten wird“, so das Bürgerforum
Ein Elektrozaun garantiere laut Bürgerforum auch nicht, dass der Wolf beim Springen tatsächlich einen Stromschlag bekommt: „Bei den Gesprächen des GBF mit den Tierhaltern ist es sehr schwierig, diese zu motivieren, den geforderten Herdenschutz umzusetzen, da jeder weiß, dass ein Wolf in der Luft keinen Stromschlag bekommt.“ Hintergrund: Der Wolf müsste gleichzeitig Kontakt zu einer Erdung haben.
Fehlender Untergrabungsschutz
Das LANUV habe in vielen Fällen und aus vielen Gründen den ausreichenden Herdenschutz aberkannt. Beispielsweise einen fehlenden Untergrabungsschutz, „auch wenn es nachweislich bei keinem der vom LANUV aufgelisteten Risse eine Untergrabung gegeben hat“, so das Bürgerforum.
Das Vorgehen der Behörde vergleicht das Bürgerforum mit der Arbeit der Polizei: „Wenn z.B. bei einem Einbruchdiebstahl die Spurensicherung ein fehlendes Gitter am unbeschädigten Kellerfenster (Untergrabungsschutz) höher bewertet als die sichtbar aufgebrochene Terrassentür (Wolfshaare am oberen Stacheldraht), dann müssten die Beamten sicherlich peinliche Fragen ihrer Vorgesetzten beantworten. Bei den Rissbewertungen des LANUV jedoch scheinen hier andere Maßstäbe zu gelten, weil nicht sein kann, was nicht sein darf.“
Berthold Fehmer (Jahrgang 1974) stammt aus Kirchhellen (damals noch ohne Bottrop) und wohnt in Dorsten. Seit 2009 ist der dreifache Familienvater Redakteur in der Lokalredaktion Dorsten und dort vor allem mit Themen beschäftigt, die Schermbeck, Raesfeld und Erle bewegen.
