
© Berthold Fehmer
iPads für alle Schüler: Erste 270 Geräte für Oberstufe der Gesamtschule
Gesamtschule Schermbeck
270 iPads werden nun an Oberstufenschüler der Gesamtschule Schermbeck verteilt. In drei Jahren sollen alle Schermbecker Schüler ein iPad haben. Damit sticht der Ort in der Region heraus.
Für bedürftige Schülerinnen und Schüler hatte die Landesregierung bereits 150 iPads in Corona-Zeiten finanziert. Ansonsten gelte die Regelung, dass jeder Schüler sein eigenes Endgerät einsetze, so Hohmann: „Das halte ich persönlich aus sozialpolitischen Gründen für eine totale Katastrophe.“
„Da gab es Not“
Tom Lensing vom Schülerrat sagt, man habe beim Homeschooling deutliche Unterschiede gesehen. Während einige Schüler einen leistungsstarken Gaming-PC gehabt hätten, hätten andere mit älteren Laptops Mühe gehabt, mehrere Programme zusätzlich zur Lernplattform Logineo offen zu halten. „Da gab es Not.“ Auch schlechte Internetverbindungen hätten für Probleme gesorgt.
Innerhalb der nächsten drei Jahre sollen nun alle Schüler Schermbecks, auch Grundschüler, mit iPads ausgestattet werden. Damit nimmt die Kommune in der Region eine Sonderstellung ein - Bremen hat diesen Schritt als einziges Bundesland vollzogen.
Dauerposten für den Haushalt
Da die Geräte nach drei, vielleicht vier Jahren erneuert werden müssen, weil es dann keine Updates mehr gibt, ist ein Dauerposten für den Haushalt entstanden. Mit rund 300.000 Euro pro Jahr rechnet Bürgermeister Mike Rexforth. Verbunden mit den Geräten ist auch die Einstellung eines Administrators, der in der Gesamtschule ein Büro bekommt und auch die Grundschule betreuen wird.

Mit einer Tastatur und einer Schutzhülle ausgestattet sind die iPads, die nun an die Schüler gehen. © Berthold Fehmer
Bei derzeitigen Einnahmen von etwa 2 Millionen Euro pro Jahr aus der Grundsteuer B seien dies 15 Prozent, rechnet Rexforth vor. Der Bildungsstandort Schermbeck habe nun einen Vorteil, aber Rexforth rechnet mit „Steueranpassungen“ in den kommenden Jahren.
Damit die iPads an der Gesamtschule gut genutzt werden können, werden die Gebäude derzeit neu mit Strom- und Netzwerkkabeln ausgestattet. Bis Februar 2022, hofft Andreas Schulte, Verwaltungsfachmann für IT, soll das abgeschlossen sein. „Wenn uns die Materialknappheit nicht ein Schnippchen schlägt“, sagt Schulte, der von Lieferzeiten für technische Geräte von bis zu einem Dreivierteljahr berichtet. Der Glasfaseranschluss der Schule solle zunächst auf 1 Gigabit/s, später auf 2 Gigabit/s aufgerüstet werden, sagt Schulte.
iPads bleiben im Gemeindeeigentum
Bevor die Schüler die Geräte erhalten, müssen die Eltern eine Nutzungsvereinbarung unterschreiben. Die iPads blieben im Eigentum der Gemeinde, so Ellen Großblotekamp von der Verwaltung. Die Vereinbarung regele, „wie ist damit umzugehen? Was, wenn ein Gerät gestohlen wird oder kaputt geht?“ Hohmann hat keine Zweifel, dass die Schüler die Geräte vernünftig behandeln, empfiehlt aber eine Hausratversicherung.
Ein Diebstahl lohnt sich im Übrigen kaum. Die Geräte sind PIN-geschützt und besitzen ein „Mobile Device-Management“, werden also digital verwaltet. Selbst wenn jemand das Gerät zurücksetze, melde sich das iPad wieder beim Device-Management an und lade die in der Schule genutzten Apps herunter, so Schulte.
„Die Bereitschaft ist sehr groß“
Die Lehrerschaft hat ihre iPads (125 Stück) vor den Sommerferien erhalten und werde geschult, so Hohmann. „Die Bereitschaft ist sehr groß.“ Nutzungsmöglichkeiten würden in Fachkonferenzen besprochen. Die Klassenräume sollen mit 86-Zoll-Monitoren ausgestattet werden. Tafelflügel links und rechts soll es aber weiter geben.
Kann man mit den iPads bei Lernmaterialien Kosten sparen? „Noch nicht“, sagt Hohmann. Ein paar Kopien weniger werde es wohl geben, aber bei Schulbüchern sei die Frage der Lizenzen noch nicht abschließend geklärt. Zudem zeigten Erkenntnisse aus den Niederlanden, wo gedruckte Schulbücher abgeschafft wurden, „dass die Lesekompetenz sich merklich verschlechtert hat“.
Berthold Fehmer (Jahrgang 1974) stammt aus Kirchhellen (damals noch ohne Bottrop) und wohnt in Dorsten. Seit 2009 ist der dreifache Familienvater Redakteur in der Lokalredaktion Dorsten und dort vor allem mit Themen beschäftigt, die Schermbeck, Raesfeld und Erle bewegen.
