
© Berthold Fehmer (A)
Grünen-Kritik reißt nicht ab - Klimaschutzmanager verlässt das Rathaus
Klimaschutzmanager
Seine Stelle war von Anfang an in der Politik umstritten: Jetzt verlässt Klimaschutzmanager Thomas Heer das Rathaus. Mit der Kritik der Grünen an seiner Arbeit habe das aber nichts zu tun.
Mit der Einstellung eines Klimaschutzmanagers taten sich die Politiker in Schermbeck lange schwer. Bürgermeister Mike Rexforth hatte bereits 2016 für eine solche Stelle im Rathaus geworben und in einer Hauptausschuss-Sitzung sogar als einziger gegen alle anderen Politiker dafür gestimmt. CDU und SPD ließen sich später doch noch überzeugen: 2018 wurde Thomas Heer eingestellt.
Am 30. September 2020 endet seine zunächst auf drei Jahre befristete Tätigkeit in Schermbeck. Mit der immer wieder an seiner Stelle geäußerten Kritik, zuletzt von den Grünen, habe dies allerdings nichts zu tun, so Heer auf Nachfrage. Er und seine Verlobte wollten Dortmund nicht verlassen - deshalb habe er sich bei der Stadt Unna beworben und eine Zusage bekommen, dort als Klimaschutzmanager arbeiten zu können.
„Spare zwei Stunden Pendelzeit“
„Insofern spare ich mir gute zwei Stunden Pendelzeit im Auto und kann sogar mit dem Rad oder dem ÖPNV fahren“, sagt Heer. Generell sei er mit seinen ersten beiden Berufsjahren in Schermbeck sehr zufrieden gewesen - insbesondere Bürgermeister Mike Rexforth sei er für die Möglichkeit, in Schermbeck zu „starten“, sehr dankbar.
„Thomas Heer hat in den vergangenen Jahren sicherlich viel auf den Weg gebracht und bewegt“, sagt Kämmerer Frank Hindricksen und erinnert unter anderem an den Start in die E-Mobilität mit dem Sharing-Modell „Schermycar“, das Heer mit Volksbank, Gemeinde und innogy umsetzte. Heer habe für einen „guten Anfang“ beim Klimaschutz gesorgt, so Hindricksen - das Thema werde die Gemeinde sicherlich weiter beschäftigen.
Ob und wann die Stelle wieder neu ausgeschrieben wird, konnte Hindricksen allerdings nicht beantworten. „Damit werden wir uns in den kommenden Wochen beschäftigen“, so Hindricksen - derzeit sei der Bürgermeister im Urlaub.
Erst vor wenigen Tagen hatten die Schermbecker Grünen ihre Kritik am Klimaschutzmanager erneuert. Rexforth habe den Fraktionsvorsitzenden in Gesprächen von seinem Plan berichtet, für die Stelle einen Hochbautechniker einzustellen, der nach drei Jahren befristeter und geförderter Einstellung als Klimaschutzmanager einen ausscheidenden Mitarbeiter im Bereich Liegenschaften ersetzen sollte. Auf dieser Grundlage hätten CDU und SPD für einen Klimaschutzmanager gestimmt. Einen Hochbautechniker habe man aber nicht gefunden - Heer hatte Geografie studiert.
Keine Notwendigkeit für die Stelle
Die Grünen sähen keine Notwendigkeit für einen Klimaschutzmanager, so der Bürgermeister-Kandidat der Grünen, Stefan Steinkühler. Die zu 90 Prozent geförderte Stelle speise sich aus Steuergeldern, die auch von Schermbeckern aufgebracht werden müssten.
Der von den Grünen geforderte Tätigkeitsbericht des Klimaschutzmanagers wurde von der Verwaltung Ende Juni verschickt. Darin finden sich viele Beispiele für Heers Arbeit, etwa die Umweltfilmwoche, Infoabende zu Heizungsaustausch und Solarenergie, der Aufbau eines kostenlosen Energieberatungsangebots, die Planung einer Mobilstation am Rathaus, das Stadtradeln, Info-Kampagnen zum Stromsparen („Wer hat den ältesten Kühlschrank?“) und mehr.
„Magere Bilanz in fast zwei Jahren“
Die genannten Aktivitäten seien „punktuell“, „es fehlt die kontinuierliche tägliche Aufgabe“, so Steinkühler. Vermisst hätten die Grünen den Klimaschutzmanager etwa bei der Verhinderung von Schotterbeeten und des Glyphosat-Einsatzes oder bei der Diskussion zwischen Hildegard Daldrup und Bürgermeister Mike Rexforth über das Mähen von öffentlichen Grünflächen. „Durfte er seinen fachlichen Beitrag nicht leisten oder wollte er nicht?“, fragt Steinkühler, der Heer „eine magere Bilanz in fast zwei Jahren“ attestiert.
Berthold Fehmer (Jahrgang 1974) stammt aus Kirchhellen (damals noch ohne Bottrop) und wohnt in Dorsten. Seit 2009 ist der dreifache Familienvater Redakteur in der Lokalredaktion Dorsten und dort vor allem mit Themen beschäftigt, die Schermbeck, Raesfeld und Erle bewegen.
