Carsharing gibt es ab dem 23. März auch in Schermbeck

© Berthold Fehmer

Carsharing gibt es ab dem 23. März auch in Schermbeck

rnCarsharing

Begeistert ist Klimaschutzmanager Thomas Heer vom neuen E-Auto der Gemeinde. Den Renault Zoe können auch Bürger ab dem 23. März fahren. Wir erklären, wie das Carsharing funktioniert.

Schermbeck

, 15.02.2019, 16:24 Uhr / Lesedauer: 4 min

Genauer gesagt sind es zwei Zoes, die das Thema Carsharing in Schermbeck bekannt machen sollen. Einen betreibt die Gemeinde als Dienstwagen (Standort Rathaus-Parkplatz), den anderen die Energiegenossenschaft, wobei die Volksbank-Mitarbeiter den Wagen für dienstliche Fahrten nutzen (Standort Volksbank-Parkplatz an der Apothekerstege). „Auf dem Parkplatz werden noch zwei Ladesäulen errichtet“, sagt Petra Menting von der Energiegenossenschaft.

Nicht nur das Carsharing, sondern auch die E-Mobilität können Bürger ab dem 23. März ausprobieren. Mit einem „Mobilitätsevent“ wollen die Gemeinde und die Energiegenossenschaft am 23. März (Samstag) ab 11 Uhr auf dem Rathausparkplatz für neue Mobilitätskonzepte werben. Da am selben Tag der Umwelttag der Gemeinde ist, hofft Heer auf viele Besucher, die im Anschluss vorbeikommen könnten.

Freikilometer für die ersten Kunden

„Wir wollen E-Fahrzeuge vom E-Scooter über Roller und Lastenfahrräder bis zum Tesla zeigen“, so Heer. Für die ersten 50 Kunden des Carsharings soll es sogar Freikilometer geben. Man wolle einen Parcours für ein Lastenfahrrad mit E-Antrieb aufbauen und vielleicht einen kleinen Wettbewerb starten. Doch vor allem geht es ums Carsharing.

Carsharing gibt es bereits in der Region. In Hamminkeln sei es als Pilotprojekt vorangetrieben worden, sagt Heer. Der Verwaltungsdienstwagen wurde als Bürgerauto zur Verfügung gestellt. Mittlerweile gibt es dort 50 bis 60 Stammkunden für mehrere Fahrzeuge.

Als Klimaschutzmanager ist Thomas Heer gut vernetzt. Zum neuen Mobilitätskonzept des Regionalverbands Ruhr sagt er, dass es ihm dort zu sehr um die Ballungsgebiete gehe. „Randbereiche spielen kaum eine Rolle“. Den ÖPNV in Schermbeck müsse man verbessern, aber gleichzeitig das Mobilitätsangebot vor Ort erweitern. „Man darf sich nicht auf höhere Instanzen verlassen.“

Thomas Heer entfernt das Ladekabel des neuen Dienstwagens der Gemeinde, der auf dem Rathausparkplatz an einer Ladesäule steht.

Thomas Heer entfernt das Ladekabel des neuen Dienstwagens der Gemeinde, der auf dem Rathausparkplatz an einer Ladesäule steht. © Berthold Fehmer

Über E-Autos spreche jeder, aber die wenigsten hätten Möglichkeiten, mal eines auszuprobieren. Dass man sich für zwei Renault Zoes entschieden habe, hänge mit der Schnelllademöglichkeit (22 kW) der Fahrzeuge zusammen. Das sei gerade beim Carsharing-Modell wichtig, damit der nächste Nutzer wieder auf eine hohe Reichweite zurückgreifen könne. „In 40 Minuten ist der Akku zu 80 Prozent voll.“ Komplett gefüllt sei er per Schnellladevorrichtung in anderthalb Stunden.

Der Dienstwagen der Gemeinde Schermbeck ist bereits im Einsatz. Thomas Heer sagt nach seinen ersten Tests: „Das ist toll, um einen ersten Eindruck von E-Mobilität zu gewinnen.“ Und: „Ich werde mir keinen Verbrenner mehr kaufen.“

Die Reichweite des Fahrzeugs liege „je nach Temperatur“ bei 220 bis 280 Kilometern. Heer probierte den Wagen für Fahrten nach Dortmund aus und erhielt auch von Kollegen bislang „nur positives Feedback“. „Es ist sehr entschleunigend, wenn die normale Geräuschkulisse fehlt.“ Zu schätzen hat Heer auch die Anzeigen im Wagen gelernt: „Die motivieren zum effizienten Fahren.“

Über den Ladezustand informiert die Anzeige. Die belohnt den Fahrer auch für effektives Fahren.

Über den Ladezustand informiert die Anzeige. Die belohnt den Fahrer auch für effektives Fahren. © Berthold Fehmer

„Schermycar“, so lautet der griffige Slogan, den sich Heer ausgedacht hat. Ein Wortspiel, in dem Schermbeck und Sharing angedeutet sind. Heer könnte sich auch vorstellen, dass das Sharing-Modell auch auf Lastenfahrräder ausgedehnt werden könnte. „Dann hieße das Schermybike.“

Der Dienstwagen der Gemeinde wird von 8 bis 17 Uhr für Verwaltungsmitarbeiter blockiert sein. Der Wagen der Energiegenossenschaft wird nicht von der Volksbank blockiert. „Die haben nicht so viele Fahrten wie wir“, sagt Heer.

Wie funktioniert das Carsharing in der Praxis? Zunächst müssen sich Nutzer auf der Seite https://ecarsharing.innogy.com registrieren. Dort kann man später in einem Kalender erkennen, ob das Auto zur gewünschten Zeit frei ist. Beim Registrieren werden auch Kontodaten abgefragt, da der Bezahlvorgang automatisch läuft. „Die Kunden drucken sich dann eine Bestätigung aus und kommen damit zu mir oder zur Volksbank“, sagt Heer. Der Führerschein werde eingescannt, um zu prüfen, ob die Nutzer im Besitz der Fahrerlaubnis sind.

Hinter der Windschutzscheibe des Renaults findet sich ein Sensor, an den man seine Karte hält, um den Wagen freizuschalten.

Hinter der Windschutzscheibe des Renaults findet sich ein Sensor, an den man seine Karte hält, um den Wagen freizuschalten. © Berthold Fehmer

Anschließend händigen Heer oder ein Volksbank-Mitarbeiter nach einer kurzen Einweisung eine Kundenkarte aus, mit der das Auto freigeschaltet werden kann. Dafür gibt es einen Sensor hinter der Windschutzscheibe. Nachdem man das Fahrzeug geöffnet hat, findet man im Handschuhfach einen Schlüssel mit Chip, den man in das Lesegerät im Handschuhfach steckt.

So wird die Zentralverriegelung deaktiviert. Erst dann kann man das Stromkabel abziehen (das nach der Nutzung wieder angesteckt werden muss). Übrigens: Angst, dass man versehentlich mit angestecktem Stromkabel losfahren könnte, muss man nicht haben. „Das fährt nicht los mit Stromkabel drin“, so Heer. Nun kann das Auto gestartet werden. Auf der Karte, die jeder Kunde erhält, sind die Anweisungen übrigens notiert.

Ein Chip, den man im Handschuhfach einsteckt, sorgt dafür, dass das Auto gestartet werden kann.

Ein Chip, den man im Handschuhfach einsteckt, sorgt dafür, dass das Auto gestartet werden kann. © Berthold Fehmer

Beim Carsharing müsse man sich natürlich an die Zeiten halten, sagt Heer. Aber was ist, wenn man etwa nach Düsseldorf fährt, auf dem Rückweg im Stau steht, und es nicht zur angegebenen Zeit nach Schermbeck zurückschafft? „Solche Fälle sind beim Projekt in Hamminkeln nur selten vorgekommen“, so Heer.

Und die Kosten? „Nicht ganz günstig“ sei das Carsharing, sagt Heer. 45 Cent pro Kilometer sind zu zahlen. Es gibt aber auch Tagespreise. Für Menschen, die nur selten ein Auto benötigen, oder auch Gruppen, könne sich das trotzdem lohnen, sagt Heer. Sowohl Heer als auch Petra Menting denken an Zweitwagen, die in vielen Haushalten eher selten genutzt werden und vielleicht überflüssig werden könnten.

„Man muss der Sache mal eine Chance geben“

Falls das Carsharing so gut angenommen werden sollte, dass die Autos ständig ausgebucht sind, werde man sich schnell zusammensetzen und vielleicht weitere Autos bestellen, sagt Heer. „Man muss der Sache mal eine Chance geben“, ist er überzeugt, wenngleich er sich natürlich im Klaren ist: „Das wird nicht dazu führen, dass wir mit zwei Autos die 13.000 Einwohner Schermbecks mobil machen.“

Heer würde sich aber wünschen, dass auch in Schermbeck Stammnutzer die Vorteile des Modells erkennen. In der einjährigen Testphase kann Heer jederzeit auf die Nutzungsstatistik der Fahrzeuge zugreifen und die Auslastung prüfen. Vielleicht sei das Modell auch etwas für Betriebe in Schermbeck.

E-Mobilität passt sehr gut zu Schermbeck

Heer glaubt, dass E-Mobilität sehr gut zu Schermbeck passe, auch angesichts der 75-prozentigen Abdeckung des Strombedarfs der Gemeinde mit erneuerbaren Energien. Fakt sei aber auch, dass der Strom derzeit noch aus einem Energie-Mix stamme. „Eine komplizierte Thematik.“

Heer prophezeit, dass das Thema E-Mobilität „in den nächsten zwei bis drei Jahren explodiert“. Wenn die großen Autobauer ihre Offensive starteten, könnten seiner Meinung nach Kommunen in die Bredouille geraten, Ladeinfrastruktur auszubauen.