
Marc Overkämping ist Inhaber der gleichnamigen Fahrschule in Schermbeck. © dpa, Archiv / Montage Berkel
Führerscheinprüfung in Schermbeck und Raesfeld: Fahrschüler warten oft monatelang
Führerschein-Prüfung
Zu wenige Prüftermine für Fahrschüler: Für sie und die Fahrschulen ist das ein Problem. Wie gehen Fahrschulen in Schermbeck und Raesfeld damit um?
Viele Fahrschüler werden weiterhin auf eine harte Probe gestellt. Wer seine Pflichtstunden gesammelt hat und bereit für die Führerscheinprüfung ist, muss oft trotzdem weiter warten. Fahrschulen in Schermbeck und Raesfeld sind ebenfalls vom Problem betroffen, haben aber Ansätze, um es lösen.
„Seit 2018 haben wir das Thema“, sagt Marc Overkämping, Inhaber der gleichnamigen Fahrschule. Die Fahrschulen bestellen Prüfungsplätze, bekommen davon aber nur wenige. „Zwischenzeitlich war es so, dass wir nur ein Drittel der bestellten Prüfungsplätze bekommen haben“, sagt er - auch wenn sich die Situation bei ihm mittlerweile etwas entspannt habe.
Das Problem für die Fahrschüler: Sie machen ihre Theorie, schließen ihre Fahrstunden dran an - aber haben bis zur Prüfung anschließend Leerlauf. Da sie ohne im Training zu sein, in der Regel nicht in die Prüfungen gehen, müssten sie zusätzliche Fahrstunden nehmen. Dann wird‘s teuer.
Für die Fahrschulen kostet es aber auch Geld, wenn sie weniger Prüfungen abnehmen können. „Es hat auch für uns finanzielle Auswirkungen, wenn wir weniger ausbilden“, sagt Overkämping.
Gründe für die Situation
Dass es weniger Prüfungsplätze als früher gibt, habe unterschiedliche Gründe, sagt Jonas Strothmann. Er leitet zusammen mit Alexander Strothmann die Fahrschule Strothmann in Raesfeld. „Der TÜV hat Personalprobleme, hinzu kam die Corona-Pandemie. Im Jahr 2021 gab es dann noch eine Änderung der Verordnung zu den Prüfungszeiten.“ Sprich: Die Prüfungszeit ist um gut zehn Minuten verlängert worden. „Früher konnten noch elf Fahrschüler an einem Tag die Prüfung machen, jetzt sind es dementsprechend weniger.“
Ein weiterer Grund ist laut Marc Overkämping ein geändertes Ausbildungsverfahren in den vergangenen Jahren. „Die Anzahl der Fahrstunden hat sich generell verlängert.“ Konnten Fahrschüler die Prüfung früher nach drei bis vier Monaten absolvieren, dauert die Ausbildung mittlerweile ein halbes Jahr.
Der Bundesverband deutscher Fahrschulunternehmen (BDFU) sieht den Grund für die Verzögerungen in einem inzwischen grundsätzlichen Mangel an Fahrprüfern. Gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland sagte Vorsitzender Rainer Zeltwanger, der Stau bei den Prüfungen sei für die Fahrschüler nicht nur ärgerlich, sondern koste auch Geld: „Damit die Fahrschüler nicht aus der Übung kommen, müssen sie während ihrer Wartezeit weitere Stunden nehmen.“
Mehr Theorie statt mehr Fahrstunden als nötig
Doch wie gehen die Fahrschulen damit um, um die Fahrschüler trotzdem so präzise, aber günstig wie möglich durch die Ausbildung zu bringen? „Wir bekommen keinen großen Druck von unseren Fahrschülern“, sagt Overkämping. Viel Frustration gäbe es nicht. „Zumindest ist es das, was bei uns ankommt.“
Die Fahrschule Overkämping versuche dennoch, zu Beginn mehr Theorie zu machen und weniger zu fahren. „Sonst bleibt zum Schluss nur die Möglichkeit, die Fahrstunden zu strecken - oder ein Riesenloch zwischen der letzten Fahrstunde und der Prüfung zu haben.“
Ähnlich geht auch die Fahrschule Strothmann mit der Situation um. „Wir versuchen, im Vorhinein schon zu sensibilisieren, und schauen, dass wir eventuell Zeitverschiebungen vor Start der theoretischen Ausbildung abfangen. Das ist aber aktuell sehr schwierig zu handhaben. Deswegen können Wartezeiten zwischen Theorie und Fahrstunden entstehen, um die praktische Ausbildung nicht ins Endlose ziehen zu müssen. Manchmal funktioniert aber auch das nicht, weil erhoffte Prüfungsplätze nicht zugeteilt werden“, sagt Jonas Strothmann.
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