
Der Gahlener Ratsherr Egon Stuhldreier (CDU) glaubt nicht, dass die geplante Wasserstoffleitung gegen den Willen der Gahlener verlegt werden kann. © picture alliance/dpa
Egon Stuhldreier: „Die haben die Rechnung ohne die Gahlener gemacht“
Wasserstoffleitung
Den Weg des geringsten Widerstands wolle Open Grid mit der geplanten Wasserstoffleitung gehen, sagt Egon Stuhldreier (CDU): „Die haben die Rechnung ohne die Gahlener gemacht.“
Zwei der drei vorgeschlagenen Trassen für die geplante Wasserstoffleitung von Dorsten nach Duisburg-Hamborn führen durch Schermbeck. Die westlichste und von Open Grid bevorzugte Alternative führt westlich am Gahlener Ortskern vorbei und durch Besten.
Zu den Plänen soll die Gemeinde eine Stellungnahme abgeben. Diese sei mit dem RWW abgesprochen, so Hans-Jürgen Schmeing von der Verwaltung am Dienstag im Planungsausschuss. RWW betreibt Trinkwasserbrunnen auf Schermbecker Gebiet und fördert 23 Millionen Kubikmeter Wasser pro Jahr.
Konkreter Leitungsverlauf steht noch nicht fest
Im jetzigen Stadium der Planung könnten die Bürgerinnen und Bürger noch nicht anhand der Karten sehen, ob sie betroffen sind oder nicht, so Stefan Steinkühler (Grüne), der wie die anderen Politiker dem von der Verwaltung verfassten Entwurf der Stellungnahme zustimmte. „Die Gahlener sind dafür bekannt, dass sie sich wehren“, sagte Steinkühler auch mit Blick auf den Ölpellets-Skandal oder die Wölfe.
„Ab wann können Bürger dagegen vorgehen?“, fragte Steinkühler. Zum jetzigen Zeitpunkt sei es noch nicht möglich, Rechtsmittel einzulegen, so Rainer Eickelschulte vom Planungsamt. Rechtsmittel seien erst im nächsten Verfahrensschritt möglich, wenn die konkrete Trasse feststehe. Das sei durch Gerichtsurteile bestätigt.
Leitungslänge ist nur ein Kriterium von vielen
Vermutlich niemand im Raum sei grundsätzlich gegen die Wasserstoffleitung, so Ausschussvorsitzender Rainer Gardemann, da auch perspektivisch die Versorgung der Haushalte mit Wasserstoff möglich sei. Die Frage sei nur: „Wo würde diese Leitung die wenigsten Probleme für Umwelt, Mensch und Natur machen?“ Die Länge der Leitung, so Schmeing auf die Frage von Jürgen Trick (Grüne), der sich wunderte, warum die längste Trasse favorisiert wird, sei nur ein Kriterium unter vielen.
Egon Stuhldreier (CDU), selbst Gahlener: „Fakt ist: Die Leitung wird kommen. Egal, ob wir dafür sind oder nicht.“ Dann wagte Stuhldreier die Prognose: „Durch Gahlen kommt sie nicht!“ Undenkbar für Stuhldreier ist, dass die favorisierte Trasse durch Wasserschutzgebiete und das Gahlener Torfvenn (Naturschutzgebiet) führt: „Dann kriegen wir die Sache vom Tisch. Die Gahlener werden dafür sorgen, dass die Leitung da nicht durch kommt.“
„Wir wollen Wasserstoff, um die Abhängigkeit gegenüber Russland einzuschränken“, sagte Klaus Roth (BfB). Er geht nicht davon aus, dass die Leitung bereits in vier Jahren, wie geplant, in Betrieb genommen werden kann, sondern erst „in zehn oder 15 Jahren“. Roth stimmte dagegen, dass die Gemeinde bei Nichtberücksichtigung der Stellungnahme eine spätere Klage androht.
Berthold Fehmer (Jahrgang 1974) stammt aus Kirchhellen (damals noch ohne Bottrop) und wohnt in Dorsten. Seit 2009 ist der dreifache Familienvater Redakteur in der Lokalredaktion Dorsten und dort vor allem mit Themen beschäftigt, die Schermbeck, Raesfeld und Erle bewegen.
