Schafszüchter Benedikt Hüttemann musste zuletzt 2018 den Verlust mehrere Schafe verzeichnen, die einem Wolf zum Opfer gefallen waren. Jetzt hat es womöglich den nächsten Angriff gegeben.
Rund 350 ihrer Art gibt es: Das Braune Haarschaf ist ein Herdbuchtier. Benedikt Hüttemann züchtet die Tiere und erhielt dafür 2022 sogar einen Preis. Jetzt gibt es davon vier weniger: In der Nacht zu Dienstag (24. Oktober) wurden drei Tiere durch einen Kehlbiss getötet. Ein weiteres musste ein Tierarzt am Dienstagmorgen wegen großer Verletzungen einschläfern.
„Ich mache exakt das, was als Wolfs-Schutzmaßnahme gefordert ist. Trotzdem hilft es nicht“, sagt er. Der Zaun auf der zwei Hektar großen Weide ist 1,20 Meter hoch. Die Volt-Spannung beträgt über 4.400 Volt, obwohl nur 2.500 Volt vorgeschrieben seien.
Sollte der Strom einmal ausfallen, bekommt der Züchter direkt eine Mitteilung auf sein Handy. Doch es gab in der Nacht, als seine Tiere getötet wurden, keinen Zwischenfall. Auch Untergrabspuren gebe es laut Gutachterprotokoll nicht.

Erst seit rund drei Wochen steht die Herde auf der Weide an der Kreuzung Vossenbergweg/Brüner Weg in Schermbeck. „Morgens bin ich im Dunkeln noch vorbeigefahren. Da sah alles gut aus“, erklärt er. Erst später am Morgen habe er die Nachricht bekommen, dass mehrere Tiere tot seien.
„Es kann auch schon am frühen Abend passiert sein. Als ich ankam, waren die Tiere bereits aufgebläht und in Totenstarre“, sagt Hüttemann.
Eines der Tiere lebte zwar noch, war aber schwer verletzt. Der Züchter rief direkt den Tierarzt, um das Schaf von den Qualen erlösen zu lassen.
Wolfsangriff noch nicht bestätigt
„Es gibt eindeutig einen Kehlbiss. Das, was ich hier sehe, deutet mit hoher Wahrscheinlichkeit darauf hin, dass es ein Wolf war“, sagt Hüttemann. Ob wirklich ein Wolf für den Tod der Schafe verantwortlich ist, muss allerdings erst noch nachgewiesen werden. Bis jetzt deuten aber alle Hinweise darauf hin.
Der Züchter bedauert den Verlust seiner Bei lediglich einem der Schafe fehlten circa 1,5 Kilo Fleisch. Den Rest tötete der Wolf, ohne etwas zu fressen.

Seine Herde ist nun auf 21 Schafe der seltenen Rasse geschrumpft. „Es kann nicht sein, dass der Wolfsschutz einen höheren Stellenwert genießt als der Schutz anderer Tiere“, kritisiert Benedikt Hüttemann.
Er könne nicht verstehen, dass nicht mehr Maßnahmen ergriffen werden. Wenn es so weitergehe, könnten auch seine Schafe bald als bedrohte Tierart gelten, sagt er.
Diskussion um Abschuss
13 Schafe wurden Anfang September noch in Kirchhellen gerissen. Seit Montag steht fest, dass dort Wölfin Gloria für den Tod der Tiere verantwortlich war. Auch in Schermbeck gab es am 27. und 30. September sowie am 2. Oktober noch gerissene Schafe. Ob diese auch einem Wolf zum Opfer gefallen sind, werde laut LANUV noch untersucht.
Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) fordert eine schnelle Ausnahmegenehmigung, die den Abschuss der Wölfe ermöglicht. Ähnlich sieht es auch Benedikt Hüttemann. Er hofft, dass bald Wölfe, die Schafe gerissen haben, geschossen werden dürfen.
Die NABU-Vorsitzenden in Borken, Wesel und Bottrop stehen dem Vorschlag skeptisch gegenüber und verweisen auf mangelnden Herdenschutz. Das Argument kann Benedikt Hüttemann aber entkräften: Er habe alles getan, was er tun konnte.
„Herdenschutzhunde könnte ich nicht artgerecht halten. Die Schafe könnte ich in den Stall stellen, aber das möchte ich auch nicht.“ Erstmal nimmt er die Herde auf eine Weide bei sich zu Hause. Das Risiko, dass der Wolf wiederkommt, sei zu hoch. Mehr könne er nicht tun.
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