Dieses Ölgemälde von der heiligen Hedwig schuf der gebürtige Bochumer Landschafts- und Porträtmaler Leo Winkelmann vor 75 Jahren in der Uefter Volksschule.

© Helmut Scheffler (Repro)

Bild der heiligen Hedwig zeigt die Verzweiflung der Flüchtlinge

rnLeo Winkelmann

Inmitten des Flüchtlingsstroms malte Leo Winkelmann in seinem Notatelier vor 75 Jahren das Bild der heiligen Hedwig. Und zeigte eindrucksvoll die Verzweiflung der Menschen.

Schermbeck

, 25.12.2021, 13:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Als im März 1945 die letzten Bomben auf Schermbeck fielen, hatte die Not der Menschen noch lange kein Ende. Unmittelbar nach dem Frontübergang machten sich die Schermbecker daran, ihre Wohnungen wieder herzurichten. Ein Jahr später hatten die meisten wieder ein neues Zuhause. Für viele Flüchtlinge, die zum Teil erst 1946 nach Schermbeck kamen, war das Leben selbst an der Jahreswende 1946/47 noch von einer düsteren Perspektive überschattet.

In der Uefter Schule malte Leo Winkelmann vor 75 Jahren das Bild von der heiligen Hedwig.

In der Uefter Schule malte Leo Winkelmann vor 75 Jahren das Bild von der heiligen Hedwig. © Helmut Scheffler (Repro)

Der gebürtige Bochumer Maler Leo Winkelmann (2.12.1909-30.12.1961) hat diesen Menschen vor 75 Jahren ein Denkmal gesetzt. Sein Ölgemälde „St. Hedwig, Patronin der Schlesier“ dokumentiert in anschaulicher Weise Flüchtlingsschicksale.

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Leo Winkelmann, dessen Familie nach dem Krieg von Breslau aus selbst in den Flüchtlingsstrom geriet, hatte am 24. Februar 1941 die Schermbecker Buchhändlerin Gisela Böckenhoff geheiratet. Über sie gelang er auch die Unterkunft in der alten Uefter Schule nach dem Krieg. In dieser Zeit entstanden zahlreiche Landschaftsbilder im Schermbecker Umfeld.

Notatelier in der Schule

In der Schule befand sich Winkelmanns Notatelier, wo er auch das großformatige Bild von der heiligen Hedwig inmitten des Flüchtlingsstromes malte. Winkelmann überreichte das Bild der Deutschen Hedwig-Stiftung, die in jenen Tagen gegründet wurde und in Altschermbeck ihren Sitz hatte. Vorsitzender war der Altschermbecker Lehrer Maximilian Maria Schulz.

Ziel der Stiftung war es, wie die lokale Presse im Dezember 1946 schrieb, „im Geiste und unter dem Patronat der heiligen Herzogin Schlesiens einer befruchtenden Verständigung und damit der Beseitigung von Spannungen zwischen Ost und West, zwischen Ostvertriebenen und Einheimischen zu dienen.“

„Beweis für die schöpferische Kraft“

Winkelmanns Ölgemälde erregte von 75 Jahren die Aufmerksamkeit der Kunstkritiker. Im „Bekanntmachungsblatt für die Stadt und den Landkreis Recklinghausen und die Militärregierung“ vom 3. Januar 1947 zeigte sich der Autor von der Winkelmann-Ausstellung in der Altschermbecker Schule und besonders von dem Hedwig-Bild beeindruckt. „Beherrschend steht an der Kopfwand das Monumentalbild des Flüchtlingstrecks und der Schlesierpatronin Hedwig.“ Das Bild sei ein „Beweis für die schöpferische Kraft, die hier dem Notanruf der Zeit folgte und sich vollgültig in einem überragenden Werk legitimierte.“

In der Zeitung war man voll des Lobes für die Expressivität des Winkelmannschen Ölgemäldes. „Es trägt die erschütternden Zeichen geballten schicksalhaften Erlebens. Hedwigis steht zwar im Bilde links, aber dennoch beherrschend durch ihre königliche Erscheinung und die mächtige schützende Bewegung ihres mütterlichen Mantels, dessen gebrochener Goldton als farbig-symbolische Dominante wie ein Sturm- und Wellenbrecher in der vollen, schweren Farbensinfonie des Ganzen wirkt.“

„Körperliche und seelische Not in höchster Potenz“

Der Mantel sei zugleich Hauptelement in der starken Kreisbewegung, die diese Menschengruppe schicksalhaft zusammenschließe. „Die Gesichter offenbaren körperliche und seelische Not in höchster Potenz, aber auch in einer meisterlich ausgedrückten Stufung nach Lebensalter, Herkommen und Temperament.“

Das „Hedwig-Bild“ stand nach der Ausstellung vor 75 Jahren noch eine Zeitlang in der Ludgeruskirche. Danach wurde es dem „Haus Schlesien“ in Königswinter als Dauerleihgabe der Ordensprovinz der Maristen-Schulbrüder-FMS übergeben, die im Jahre 1914 ihre erste Niederlassung Deutschlands in Recklinghausen gründeten.

Eine Vielzahl von Bildern aus Schermbeck und Umgebung veröffentlichte der Altschermbecker Hermann Ostrop im Jahre 1995 in dem 84-seitigen Buch „Maler Leo Winkelmann“, das von der Verbandssparkasse Schermbeck herausgegeben wurde.