Am dritten Advent 1951 (16. Dezember) zogen die Pfarreimitglieder und die Gäste von der ehemaligen reformierten Kirche zur Georgskirche.

© Helmut Scheffler (Repro)

Vor 70 Jahren wurde die Schermbecker Georgskirche eingeweiht

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Sechseinhalb Jahre dauerte es, bis die zerstörte Georgskirche nach dem Zweiten Weltkrieg wieder aufgebaut war. Vor 70 Jahren konnte das erste Weihnachtsfest im Gotteshaus gefeiert werden.

Schermbeck

, 24.12.2021, 11:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Bis auf einzelne Bomben, die von 1940 bis 1944 meistens im Umfeld Schermbecks auf Äckern und Wiesen niederfielen, war Schermbeck von Luftangriffen verschont geblieben. Kurz vor Ostern 1945 änderte sich das: Von einem ähnlichen Bombenhagel, wie ihn das benachbarte Wesel seit den Mittagsstunden erlebte, blieb Schermbeck am 22. März 1945 noch ein paar Stunden verschont. Am 23. März 1945 war Schermbeck nahezu menschenleer.

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Zwischen 16 und 17 Uhr brach die Hölle los, als ein halbes Dutzend Bomber aus einem Geschwader ausscherten und sich den Ortskern Schermbecks zum Ziel nahmen. Eine halbe Stunde später wurde eine zweite Serie von Sprengbomben abgeworfen. Eine später angefertigte Liste der Zerstörungen weist für Schermbeck 85 zerstörte Häuser aus. Auch die Georgskirche brannte ab.

Flügelaltar überstand das Feuer

Im Sommer 1945 begannen die Aufräumarbeiten. In einem Bericht über den Wiederaufbau der Georgskirche schilderten Ute Stricker-Hollweg und Hermann Stricker im Jahre 1985 Details der Arbeiten: „Küster Wilhelm Felderhoff sortierte in der ausgebrannten Kirche alles noch Verwendbare. Die beiden kostbaren alten Kronleuchter z. B. hatten den Brand erstaunlicherweise fast unversehrt überstanden wie auch das Inventar der Taufkapelle mit samt dem dort abgestellten versandfertig verpackten Flügelaltar.“

Im September 1945 konnte mit den Aufbauarbeiten begonnen werden. Im November 1945 wurde das Kirchendach erneuert, das am 7. Januar 1946 gerichtet wurde. Die gesamte Abdeckung des Gewölbes gelang vor dem Wintereintritt nicht mehr, sodass ein Großteil des Gewölbes einstürzte. Im Jahre 1947 standen die Erneuerung des Gewölbes und der Bau einer neuen Turmhaube an.

Das Foto zeigt Handwerker im Inneren der Georgskirche, denen der Pfarrer Heinrich Paschen (r.) einen Besuch abstattete.

Das Foto zeigt Handwerker im Inneren der Georgskirche, denen der Pfarrer Heinrich Paschen (r.) einen Besuch abstattete. © Helmut Scheffler (Repro)

Im Januar 1948 wurde Richtfest am Turm gefeiert. Bei der Beschaffung der mehr als 6000 roten Flachdach- und Firstziegel half das Kreisbauamt mit. Es forderte über die örtliche Militärregierung eine Sonderlieferung durch die Schermbecker Dachziegelwerke Nelskamp an. Die letzten Dachziegel auf dem Kirchendach wurden am 11. März 1946 verlegt.

Relief des heiligen Georg mit Drachen

Die Währungsreform des Jahres 1948 bremste wegen des entstehenden Geldmangels den Wiederaufbau. Der Innenausbau des Kirchenraumes war eine Gemeinschaftsleistung der Schermbecker Schreinermeister. Zum Schmuck der Kirche und als Gefallenenehrenmal ließ der leitende Architekt Baumann ein Relief von St. Georg mit dem Drachen von dem Krefelder Professor Bertlings entwerfen.

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Am 3. Advent 1951 wurde die Kirche eingeweiht. In der ehemaligen reformierten Kirche nahe der Burg fand eine Abschiedsandacht statt. Angeführt von den Konfirmanden und Vertretern der evangelischen Geistlichkeit trugen die Presbyter die Kirchengeräte und die Bibel zum neuen Gotteshaus, vorbei an vielen Häusern, die noch nicht wieder bewohnbar waren. Mit dem Wunsche, dass Gottes Segen stets über dem Gebäude sein möge, übergab der Oberkirchenrat Rößler den Schlüssel weiter an Pfarrer Heinrich Paschen, der das von ihm zu betreuende Gotteshaus aufschloss.

Rößler erinnerte in seiner Weiherede daran, dass die Kirche dreimal dem Feuer und der Vernichtung anheimgefallen sei - dreimal habe die Gemeinde wieder einziehen dürfen. Der Tag der dritten Einweihung sei ein Beweis, dass Kirchenhäuser zusammengefallen können, nicht aber die Kirche Gottes.

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