Martin Debener, Mitarbeiter des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes NRW, informierte etwa 30 Besucher im Begegnungszentrum über Ursachen der Altersarmut und über Möglichkeiten, diese Altersarmut zu reduzieren.

Martin Debener (r.), Mitarbeiter des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes NRW, informierte etwa 30 Besucher im Begegnungszentrum über Ursachen der Altersarmut und über Möglichkeiten, diese Altersarmut zu reduzieren. © Helmut Scheffler

Altersarmut hat viele Gründe und Gesichter

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Altersarmut hat viele Gründe und Gesichter. Wie sie entsteht und was dagegen hilft, erfuhren rund 30 Zuhörer beim Vortrag von Martin Debener im Schermbecker Rathaus.

Schermbeck

, 26.05.2022, 10:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Seniorenbeirat und VHS hatten zur Infoveranstaltung eingeladen. Das Referat zum Thema Altersarmut übernahm Martin Debener als Mitarbeiter des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes NRW.

Aus rechnerischer Perspektive wird Armut definiert, wenn jemand weniger als 60 Prozent des Durchschnittseinkommens bekommt. „Armut kann man aber nicht nur nach dem Geld bemessen“, stellte Debener fest: Wohnen, Gesundheit, Bildung und soziale Teilhabe seien wichtige Maßstäbe.

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Laut Debener wirken sich die Ursachen für Altersarmut auf das gesamte Leben eines Menschen aus. Wer in einem Milieu mit wenig Bildungsanregungen aufwächst, hat in Schulen in der Regel geringere Bildungschancen und erlangt meist einen geringeren Bildungsabschluss. Das führe zu einem Beruf mit weniger Gehalt, meist geringen Beiträgen in die Rentenkasse und irgendwann zu einer kleineren Rente. Einsamkeit sei eine der schlimmsten Folgen der Altersarmut.

Risiken für Altersarmut

Risiken für Altersarmut sind der Jobverlust mehrere Jahre vor Beginn der Rente, unterbrochene Erwerbsbiografien. Auch Alleinerziehende und Verwitwete haben ein erhöhtes Risiko, im Alter arm zu sein.

Gut bezahlte Arbeit, Vollzeitbeschäftigung, Rentenerhöhungen bei Inflation, Bürgergeld und die Schaffung einer Alterssicherung, die diesen Namen auch verdiene: So könne der Staat gegen Altersarmut vorgehen. Die Regelsätze müssten verbessert werden und die Erwerbsunfähigkeits-Rente müsse erhöht werden, so der Referent.

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Auch auf kommunaler Ebene könne Altersarmut verringert werden. Bei vielen älteren Menschen grassiere die falsche Meinung, dass Kinder für die Versorgung ärmerer Eltern finanziell für diese Eltern aufkommen müssten. Deshalb scheuten sie sich vor dem Gang zum Rathaus. Seit 2008 seien die Freibeträge aber so stark erhöht worden, dass nur noch ganz wenige Kinder für Eltern aufkommen müssten.

Hilfe im Rathaus suchen

Debener empfiehlt Menschen mit sehr niedrigem monatlichen Einkommen dringend den Gang zum Rathaus, um ergänzende Leistungen zu beantragen. Von einer Kommune könne man auch erwarten, dass sie sich bei den Stromlieferanten für die einsetzt, deren Stromzufuhr gestoppt wird, weil sie die Kosten nicht mehr bestreiten können. Die Leiterin des Schermbecker Bürgeramtes, Irmgard Schwenk, ermutigte betroffene ältere Menschen, im Rathaus vorstellig zu werden.

In der Diskussionsrunde wurden auch externe Hilfen genannt. Die „Ergänzende Unabhängige Teilhabeberatung (EUTB)“ des Kreises Wesel ebenso wie die Seite www.erwerbslos.de, die lokale Beratungsstellen nennt. Friedhelm Stoltenberg und Reiner Endemann vom Schermbecker Seniorenbeirat verwiesen auf den im Jahre 2017 in Schermbeck erschienenen „Senioren-Wegweiser“. Der Dammer Wolf-Ulrich Thiemann stellte die Beratungsangebote des VdK vor.