Abiturient aus Gahlen engagiert sich in der Kirche „Der Glaube ist das, was verbindet“

Von Dorstener Zeitung
Abiturient engagiert sich als Presbyter: „Glaube ist, was verbindet“
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Sie sind fünf junge Erwachsene mit völlig unterschiedlichen Interessen: Hendrik Hemmert aus Gahlen macht gerade Abitur, Nick Haselhoff aus Spellen-Friedrichsfeld will Erzieher werden, Tim Becker aus Dinslaken startet bald ein Theologiestudium, Lukas Jaedicke aus Dinslaken studiert schon Theologie und Viviane Kolbe aus Spellen-Friedrichsfeld hat sich für ein Sozialpädagogik-Studium entschieden. Eines haben sie jedoch alle gemeinsam: Sie engagieren sich ehrenamtlich in ihrer Evangelischen Kirchengemeinde als Presbyter.

Die fünf suchen Interessierte, die sich für die kommende Presbyteriumswahl im Februar 2024 aufstellen lassen. Im Interview verraten sie, was die Arbeit eines Presbyters ausmacht, was ihre Freunde dazu sagen und was sich in der Kirche ändern muss.

Warum sind Sie Presbyter geworden?

Viviane Kolbe (Ev. Kirchengemeinde Spellen-Friedrichsfeld, seit 2021 Presbyterin): „Ich bin schon seit meiner Konfirmanden-Zeit in der Jugendarbeit aktiv. Als man mich dann gefragt hat, ob ich mir auch vorstellen könnte, mich im Presbyterium zu engagieren, habe ich zugesagt. Mich hat es gereizt, andere Facetten der Gemeindearbeit wie Organisation oder rechtliche Dinge kennenzulernen.“

Was beinhaltet die Arbeit des Presbyteriums?

Hendrik Hemmert (Ev. Kirchengemeinde Gahlen, seit 2021 Presbyter): „Wir befassen uns nicht nur mit Verwaltungsfragen, sondern wir gestalten aktiv das Leben in der Gemeinde – beispielsweise durch die Organisation von Sonderaktionen, Festen und vielem mehr.“

Tim Becker (Ev. Kirchengemeinde Dinslaken, seit 2022 Presbyter): „Wir helfen zudem im Gottesdienst mit, übernehmen Lesungen oder die Begrüßung. Wir unterstützen das Pfarrpersonal.“

Nick Haselhoff (Ev. Kirchengemeinde Spellen-Friedrichfeld, seit 2020 Presbyter): „Und natürlich muss das Presbyterium auch darauf achten, dass die Gemeinde finanziell abgesichert ist.“

Wie viel Zeit nimmt das Amt in Anspruch?

Hendrik Hemmert: „Man kann so viel Zeit investieren, wie man möchte. Einmal im Monat hat man Presbyteriumssitzung. Und in der Regel ist man in ein bis zwei Ausschüssen, die auch tagen.“

Nick Haselhoff: „Es ist cool, dass man mitwirken und Dinge verändern kann, aber trotzdem total viel Freiraum hat. Wir können uns zum Beispiel aussuchen, in welche Ausschüsse wie gehen.“

Wie regiert Ihr Freundeskreis auf Ihr Engagement?

Tim Becker: „Meist sind die Menschen verwundert, weil ich ja noch so jung bin. Aber dann erkläre ich es, und sie finden es gut.“

Viviane Kolbe: „Ja, viele sind erstaunt. Aber, wenn man dann erzählt, was man macht, wird man eher bewundert, weil unsere Aufgaben denen in der kommunalen Politik ähneln. Man hat dort auch Ausschüsse und Sitzungen.“

Wie sind Sie von den „erfahrenen“ Presbyter-Kollegen aufgenommen worden?

Lukas Jaedicke (Ev. Kirchengemeinde Dinslaken, seit 2016 Presbyter): „Ich bin sehr offen aufgenommen worden. Ich glaube, dass die erfahrenen Presbyter froh sind, dass auch junge Menschen im Gremium sind. Es findet eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe statt. Es sagt keiner: ,Dafür bist du zu jung oder hast zu wenig Erfahrung‘.“

Hendrik Hemmert: „Klar, benötigt man eine gewisse Einarbeitungszeit, um genau zu verstehen, was zum Beispiel bei einer Finanzsitzung besprochen wird. Aber die braucht jedes neue Mitglied.“

Konnte Sie schon etwas verbessern, Neuerungen für die Jugend durchsetzen?

Lukas Jaedicke: „Ja, wir haben zum Beispiel das Presbyterium überzeugt, eine weitere Jugendleiterstelle zu bewilligen.“

Was muss sich in der Kirche ändern?

Tim Becker: „Die Jugend muss noch mehr Mitspracherecht bekommen und es müssen mehr Interessen der Jugend durchgesetzt werden.“

Nick Haselhoff: „Mehr Partizipation ist wichtig, dass man alle mit ins Boot holt.“

Viviane Kolbe: „Der Fokus muss auf die Menschen gelegt werden, die wir noch nicht erreicht haben.“

Machen Sie das aus Überzeugung? Ist der Glaube die Antriebskraft?

Hendrik Hemmert: „Ja, der Glaube ist, das, was die Menschen zusammenbringt. Er ist die Grundlage, was verbindet. Man muss aber nicht super-religiös sein, um das Amt ausfüllen zu können. Man muss den Willen haben, etwas zu bewegen und für die Gemeinde einzustehen.“

Fakten:

  • Wahl: Alle vier Jahre wird das Presbyterium gewählt. Die nächste Wahl findet am 18. Februar 2024 statt. Wählen können alle Gemeindemitglieder, die konfirmiert sind. Gewählt werden kann, wer mindestens 18 Jahre alt ist. Neben Gemeindemitgliedern werden auch Mitarbeitende der Gemeinde ins Presbyterium gewählt. Außerdem gehören die Pfarrerinnen und Pfarrer zum Presbyterium.
  • Aufgaben: Das Presbyterium leitet die Kirchengemeinde: Es entscheidet, in welche Richtung sich die Gemeinde entwickelt. Konkret geht es dabei z. B. um Mitarbeitende und Veranstaltungen, den Haushalt der Gemeinde und ihre Gebäude. Das Presbyterium trägt die Mitverantwortung für die Seelsorge und die Gottesdienstgestaltung und ist gemeinsam mit den ehrenamtlich und beruflich Mitarbeitenden für das Gemeindeleben verantwortlich.
  • Aufwand: Neben den monatlich stattfindenden Sitzungen ist auch Zeit für das Lesen von Protokollen und Sitzungsvorlagen einzuplanen. Jede Mitarbeit in einem weiteren Ausschuss oder mit einer Beauftragung bringt weiteren Zeitaufwand mit sich. Die Aufgaben eines Presbyteriums sind vielfältig: Nicht alle können sich in jedes Thema gleichermaßen einarbeiten.

Weitere Infos unter: presbyteriumswahl.de

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