Zwei Wechsel mit bitterem Beigeschmack Schalke 04 und die Allianz der Heuchler

Zwei Wechsel mit bitterem Beigeschmack:
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Waren Sie auch den Tränen nahe, als Schalke-Torwart Marius Müller seinen Abschied auf Instagram unter anderem so kommentierte: „Mir war es ein echtes Privileg, das Schalke Trikot zu tragen und die Fans eines so großen und traditionsreichen Vereins zu repräsentieren. Euer Support für das Team war unfassbar und es hat mich stolz gemacht, ein Teil davon gewesen zu sein. Ich hoffe, wir behalten uns am Ende die schönen Erinnerungen aus unserer gemeinsamen Zeit und können stolz sein, dass wir selbst in schweren Zeiten zusammengehalten haben.“

Und ging es Ihnen nicht zu Herzen, als Assan Ouédraogo seinen Wechsel zu RB Leipzig mit solch emotionalen Botschaften verknüpfte: „Ich war immer sehr glücklich darüber, ein Teil dieses traditionsreichen und emotionalen Vereins sein zu dürfen. Demütig und mit großer Dankbarkeit habe ich mich nun dennoch dazu entschlossen, zur kommenden Saison S04 zu verlassen. Der Schritt war weder für mich, noch für meine Familie ein einfacher. Der Ruhrpott bleibt meine Heimat, S04 der Verein meiner Kindheit“.

Marius Müller will in Wolfsburg die Nummer eins werden.
Marius Müller will in Wolfsburg die Nummer eins werden. © RHR-FOTO

Wenn man das liest, drängt sich mir sofort die Frage auf: Ja warum habt Ihr Schalke 04 denn verlassen, wenn dieser Verein so toll ist und euch so viel gegeben hat? Die Antwort ist ganz einfach: Natürlich spielt auch der Faktor Geld eine Rolle. Müller und Ouédraogo werden in Wolfsburg bzw. Leipzig viel mehr Kohle bekommen, als auf Schalke. Aber dieser Aspekt wird natürlich verschwiegen.

Damit wir uns nicht falsch verstehen: Beide Wechsel sind völlig legitim, nur geht es mir furchtbar auf die Nerven, wenn so getan wird, als wäre spiele der Faktor Geld bei diesen Transfers überhaupt keine Rolle. Das tut er sehr wohl, aber es gibt eben - und zwar im gesamten Profifußball - diese Allianz der Heuchler, die diesen Aspekt verschweigen und lieber von neuen Herausforderungen oder dem nächsten Schritt fabulieren. Es ist ja auch schwer nachzuvollziehen, in welchen Dimensionen sich das Gehaltsniveau von durchschnittlichen Profifußballern mittlerweile bewegt. Also besser die Klappe halten.

Ein bisschen mehr Ehrlichkeit

Dabei kann ein bisschen mehr Ehrlichkeit bestimmt nicht schaden, aber das ist nur ein frommer Wunsch. Wenn Marius Müller in Wolfsburg es nicht schafft, die Nummer eins zu werden, sitzt er eben auf der Ersatzbank. Seinem Kontostand wird das nur minimal schaden. Also alles richtig gemacht? Aus finanzieller Sicht bestimmt, aus sportlicher Sicht wird man abwarten müssen.

Das gilt auch für Keke Topp, wenn der sich abzeichnende Wechsel zu Werder Bremen bald verkündet werden sollte. Und ich wette, dass es dann den nächsten Instagram-Post von ihm geben wird, wo er mit bewegenden Worten darlegt, warum er Schalke verlässt.

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