Wie soll die neue Spielstätte des FC Schalke 04 heißen, nachdem 1969 der erste Spatenstich erfolgt war? Die Stadt Gelsenkirchen schrieb einen öffentlichen Wettbewerb aus, um einen Namen für das neue Stadion zu finden. Den Zuschlag erhielt einer der bekanntesten Radsportfunktionäre Deutschlands: Hubert Rosiejak.
Quasi auf dem letzten Drücker reichte der gebürtige Gelsenkirchener am 3. Mai 1972 seinen Wettbewerbs-Vorschlag beim Sportamt der Stadt ein: Parkstadion Gelsenkirchen oder Gelsenkirchener Parkstadion solle man das „im Bau befindliche Großstadion“ nennen.
In Hamburg macht es „klick“
Zu der Zeit war Hubert Rosiejak in seiner Eigenschaft als Zweirad-Großhandelskaufmann im Außendienst viel unterwegs. Auch in Hamburg. Beim Volksparkstadion hat es dann „klick“ gemacht. Das neue Stadion der Schalker lag doch mitten im grünen Berger Feld mit dem schönen Park gleich in der Nachbarschaft. So kam dem Radsportexperten die zündende Idee.
Die Stimme des Radsports wurde erhört; Hubert Rosiejak gewann den Namenswettbewerb, bekam 200 Mark und zwei Freikarten für das Eröffnungsspiel am 4. August 1973. Nach fast vierjähriger Bauzeit bot die letzte Partie des Sommerpausen-Wettbewerbs der Intertoto-Runde die ideale Gelegenheit zur Einweihung. Denn hier heißt der Gegner Feyenoord Rotterdam. Als sich der Gewiner des Europapokals der Landesmeister und des Weltpokals von 1971 am 4. August 1973 vorstellte, spülten 55.000 Zuschauer stolze 580.000 Mark in die Schalker Vereinskassen. Das war damals eine enorm hohe Summe.
„In zwei Jahren schuldenfrei“
Präsident Günter Siebert sah deshalb sofort finanziell rosige Zeiten für seinen Verein anbrechen. Mit zwei Millionen Mark in Folge des Bundesligaskandals in der Kreide stehend, was für damalige Zeiten existzenzbedrohende Verbindlichkeiten darstellten, wollten sich die Königsblauen in ihrer neuen Arena sanieren. „In zwei Jahren sind wir schuldenfrei“, versicherte Siebert. Das war jedoch ein Trugschluss.
Doch zumindest hinsichtlich des Zuschauerzuspruchs sollte das Mitglied der Meistermannschaft von 1958 recht behalten. Im ersten Parkstadion-Jahr avancierten die Königsblauen in der Bundesliga mit insgesamt 673.389 Besuchern und einem Schnitt von 39.961 Fans zum Zuschauerkrösus. Deutlich vor dem Deutschen Meister Bayern München, der mit dem Olympiastadion zwar ein Jahr früher sein neues Domizil bezogen hatte, aber damals nicht mithalten konnte. Und dies, obwohl die Schalker die Eintrittspreise leicht erhöht hatten.
Eine vom Verein in Auftrag gegebene Studie zeigte, das das Parkstadion zunächst ein Selbstläufer war. Als häufigsten Grund für ihren Besuch gaben die Fans an: „Um die Atmosphäre mit den anderen Zuschauern mitzuerleben“. Diese positiven Rückmeldungen von den Besuchern sollten sich im Laufe der Jahre jedoch schnell verändern.
Der Ruhm des ersten Torschützen im Eröffnungsspiel ging an einen Gast. Nachdem sich im Vorspiel der Eröffnungsfeier die B-Jugendteams von Schalke 04 und dem 1. FC Köln 0:0 trennten, sicherte sich Rotterdams Stürmer Peter Ressel als erster von insgesamt mehr als 1700 Torschützen im Parkstadion einen Platz in den Geschichtsbüchern. Der erste Schalker Torschütze war Helmut Kremers, der einen umstrittenen Elfmeter bei der 1:2-Niederlage gegen die Niederländer verwandelte. Das erste Bundesligator im Parkstadion gelang seinem Bruder: Erwin Kremers legte mit seinem Treffer den Grundstein zum 3:1-Erfolg gegen den VfL Bochum.
Es sollte längst nicht das einzige denkwürdige Spiel im Parkstadion bleiben. Welche Partien noch lange in Erinnerungen blieben, erzählen wir im dritten Teil unserer Serie.
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