Weinzierl: S04-Aufsichtsrat soll Schicksal besiegeln

Tedesco im Anflug

Nach einer völlig enttäuschenden Premieren-Saison mit Markus Weinzierl soll Trainer-Aufsteiger Domenico Tedesco den FC Schalke 04 in eine erfolgreiche Zukunft führen. Nach dpa-Informationen soll die Trennung von Weinzierl vorbehaltlich der Zustimmung der Schalker Gremien noch am Freitag offiziell bestätigt und Tedesco zum Nachfolger bestimmt werden.

GELSENKIRCHEN

, 09.06.2017, 10:06 Uhr / Lesedauer: 3 min
Nicht mehr Trainer des S04: Markus Weinzierl.

Nicht mehr Trainer des S04: Markus Weinzierl.

Der 31 Jahre alte Fußball-Lehrer Tedesco übernahm erst Anfang März den Zweitligisten Erzgebirge Aue und rettete den Club vor dem Abstieg aus der 2. Liga. Tedescos Vertrag in Aue läuft eigentlich noch bis 2018. Der Deutsch-Italiener, der zuvor als Junioren-Coach bei 1899 Hoffenheim und dem VfB Stuttgart tätig war, gilt in der Branche als herausragendes Trainertalent und legte die Prüfung zum Fußball-Lehrer gemeinsam mit Hoffenheims-Coach Julian Nagelsmann und Bremens Alexander Nouri als Jahrgangsbester mit der Note 1,0 ab.

Weinzierl am Freitagmorgen informiert

Gerade aus dem Familienurlaub in Florida zurückgekehrt, informierte Schalkes Sportvorstand Christian Heidel den von ihm im vorigen Sommer aus Augsburg verpflichteten Weinzierl am Freitagmorgen von seiner bevorstehenden Beurlaubung. Der Zeitpunkt der Trennung kommt durchaus überraschend, obwohl Heidel nach einer Saisonanalyse den Straubinger schon schwer angezählt hatte.

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Die Schalke-Trainer der letzten 20 Jahre

Das waren die Schalke-Trainer der letzten 20 Jahre.
09.06.2017
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Domenico Tedesco (ab sofort)© Foto: dpa
Markus Weinzierl (seit 1. Juli 2016 - 9. Juni 2017)© Foto: dpa
Andre Breitenreiter (1. Juli 2015 - 30. Juni 2016)© Foto: dpa
Roberto di Matteo (7. Oktober 2014 - 24. Mai 2015)© Foto: dpa
Jens Keller (16. Dezember 2012 - 7. Oktober 2014)© Foto: dpa
Huub Stevens (27. September 2011 - 16. Dezember 2012)© Foto: dpa
Ralf Rangnick (21. März 2011 - 21. September 2011)© Foto: dpa
Felix Magath (1. Juli 2009 - 16. März 2011)© Foto: dpa
Mike Büskens (1. April 2009 - 30. Juni 2009)© Foto: dpa
Fred Rutten (1. Juli 2008 - 27. März 2009)© Foto: dpa
Mike Büskens (14. April 2008- 30. Juni 2008)© Foto: dpa
Mirko Slomka (4. Januar 2006 - 13. April 2008)© Foto: dpa
Ralf Rangnick (28. September 2004 - 12. Dezember 2005)© Foto: dpa
Jupp Heynckes (1. Juli 2003 - 15. September 2004)© Foto: dpa
Marc Wilmots (26. März 2003 - 30. Juni 2003)© Foto: dpa
Frank Neubarth (1 Juli 2002 - 26. März 2003)© Foto: dpa
Huub Stevens (8. Oktober 1996 - 30. Juni 2002)© Foto: dpa

Heidel, selbst erst seit vorigem Sommer in der Verantwortung, war mit der sportlichen Entwicklung des Teams in den vergangenen zehn Monaten unzufrieden. „Die Entwicklung hat überall stattgefunden. Nur nicht da, wo sie sollte. Auf dem Spielfeld hat es nicht so geklappt, wie wir uns das vorgestellt hatten. Wir müssen sehr viel mehr Wert auf das Spielkonzept legen“, erklärte Heidel am 22. Mai, zwei Tage nach dem Saisonende. Mit Platz zehn verpasste Schalke erstmals seit sieben Jahren einen internationalen Wettbewerb, auch das unnötige Aus im Viertelfinale der Europa League gegen den späteren Finalisten Ajax Amsterdam schmerzte.

Weinzierl konnte nicht mehr überzeugen

Der Manager vermisste eine klare Spielidee, hatte Weinzierl zunächst aber wohl eine Chance geben wollen, vom 1. Juli an mit verändertem Kader in die Vorbereitung auf die neue Saison zu gehen. Offenbar konnte Weinzierl in einem anberaumten Gespräch in der Woche nach dem Saisonende Heidel aber nicht von seinem Konzept überzeugen. So reifte bei Schalkes Führung der Entschluss, den abermaligen Neuanfang zu wagen. „Es geht einzig darum, dass die Mannschaft einen Plan bekommt und den auch umsetzt. Wir müssen besser Fußball spielen“, so Heidel.

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Dem mit viel Vorschusslorbeeren für drei Millionen Euro vom FC Augsburg losgeeisten Coach wurde nicht nur der katastrophale Saisonstart mit fünf Bundesliga-Niederlagen zum Verhängnis. Er schaffte es trotz eines Zwischenhochs im Herbst auch nicht, dem Revierclub dauerhaft eine klare Struktur und Spielidee zu vermitteln. Die zahlreichen schweren Verletzungen und Langzeitausfälle von Leistungsträgern wie Coke, Breel Embolo oder Naldo erklärten nur teilweise die schwankenden Auftritte.

Verletzungspech keine Entschuldigung

Heidel, der mit seinen Last-Minute-Transfers im vorigen August den krassen Fehlstart mit begünstigte, mochte das große Verletzungspech später nicht mehr als Entschuldigung gelten lassen. Zuletzt wurden zudem Klagen laut, Weinzierl habe das Team in zwei Lager gespalten. Allerdings kamen die schärftsten Vorwürfe ausgerechnet von Yevhen Konoplyanka, der unter Weinzierl eine enttäuschende Saison spielte.

Der für mehr als 12,5 Millionen Euro verpflichtete Offensivspieler beklagte mangelnde Wertschätzung und Einsatzzeiten unter dem Coach: „Er hat uns geteilt, wir haben keine richtige Mannschaft. Es spielen nur elf Mann und vielleicht noch zwei“, klagte der ukrainische Nationalspieler in heimischen Medien, nachdem ihm Weinzierl einen Vereinswechsel nahegelegt hatte.

von dpa

 

Ursprüngliche Meldung:

Trainer-Roulette im Revier! Nach Borussia Dortmund geht auch der FC Schalke 04 mit einem neuen Trainer in die Saison 2017/18. Laut "Bild" hat sich der S04 mit sofortiger Wirkung von Coach Markus Weinzierl getrennt. Nachfolger soll Domenico Tedesco (Erzgebirge Aue) werden - wenn Schalkes Aufsichtsrat zustimmt. Demnach habe Manager Christian Heidel Weinzierl bereits über dessen Entlassung informiert. Eine offizielle Bestätigung des Vereins liegt allerdings noch nicht vor.

Verpatzter Saisonstart

Schalke hatte unter Weinzierl einen völlig verpatzten Saisonstart hingelegt und die Spielzeit letztlich auf dem zehnten Platz beendet - zu wenig für die Ansprüche des Traditionsvereins mit seinem teuren Kader. Beim FC Augsburg (2012 bis 2016) und Jahn Regensburg (2008 bis 2012) hatte sich Weinzierl durch kontinuierliche Arbeit einen guten Namen im Fußballgeschäft erworben, bevor er mit Schalke in schweres Fahrwasser geriet.

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Tedesco hingegen übernahm Erzgebirge Aue vor dem 24. Spieltag auf dem letzten Tabellenplatz und führte die Sachsen mit einer starken Bilanz von 20 Punkten aus elf Spielen noch auf Rang 14. Aues Vereinsboss Helge Leonhardt sagte der "Bild" am Donnerstag: "Dass unser Trainer in der Bundesliga im Gespräch sein soll, ist eine Wertschätzung unserer Arbeit. Bisher gibt es aber keine offizielle Anfrage." Laut Informationen des "Kicker" steht der Wechsel auf der Trainerbank aber kurz bevor. Einzig die Zustimmung des Schalker Aufsichtsrats fehle noch. 

Mit dpa-Material