Nach der alternativlosen Trennung von Gazprom und zwei weiteren Trikotpartnern deutete sich in den vergangenen Tagen der inzwischen dritte Wechsel auf der Schalker Brust seit Februar 2022 an: Eine entsprechende Meldung von „Sky“ bestätigte der FC Schalke 04 vor einer Woche zumindest indirekt. Laut „Sky“ steht Schalke kurz vor dem Abschluss eines Deals mit der „Hydrogen Deutschland GmbH“. Dieser Vertrag sollte, wie berichtet, drei Jahre laufen und den Königsblauen pro Jahr sieben Millionen Euro bescheren. Update vom 9.6.2023: Diese Verhandlungen hat Schalke 04 allerdings nach Informationen dieser Redaktion am Dienstag dieser Wochen abgebrochen.
Ein ähnliches Volumen hat auch das Engagement des bisherigen Hauptsponsors „MeinAuto.de“. In einer offiziellen Schalker Stellungnahme hieß es lediglich, der Verein freue sich „sehr, dass ,MeinAuto.de‘ ab der kommenden Saison als Premium-Partner Schalke 04 treu bleiben wird und wir die vertrauensvolle Partnerschaft fortsetzen werden. Gleichzeitig sind wir in sehr guten Gesprächen mit potenziellen Hauptsponsoren.“ Zu laufenden Verhandlungen äußere sich Schalke 04 „aus Respekt vor den Partnern grundsätzlich nicht“. Ein Premium-Partner aber, so lässt sich die Formulierung verstehen, muss nicht auch Trikot-Sponsor sein.
Verbindungen nach Moskau?
Schalke hatte sich nach dem russischen Überfall auf die Ukraine von Gazprom getrennt, das als faktischer Staatskonzern für den Verein nicht mehr als Partner in Frage kam. Recherchen von RTL und ntv werfen jedoch nun Fragen auch zur Hydrogen Deutschland GmbH und ihren Geschäftsführern auf: Die Verbindungen der Männer hinter dem jungen Unternehmen aus Hamm führen demnach bis nach Moskau zu einem einflussreichen Freund Wladimir Putins – und in ein karibisches Steuerparadies.
Für das Management der Firma ist laut Impressum ein Rechtsanwalt aus Hamm zuständig: Alexander Schulz, ein Fußball- und Schalke-Fan. Laut den Recherchen der Sender-Gruppe führt Schulz das Unternehmen allerdings nicht alleine. Zur Geschäftsführung gehören seit 2022 auch zwei Russen. Diese drei Männer seien die einzigen Mitarbeiter des Unternehmens.
Schalke äußert sich nicht
Als Investor und Eigentümer der GmbH hat sich laut Bericht gegenüber RTL und ntv ein deutscher Geschäftsmann namens Elmar Becker gemeldet. Der Investor der Hydrogen Deutschland GmbH gibt demnach auf Anfrage an, er habe Schulz, Denis K. und Evgeny S. zusammengebracht und sei von der „Integrität und Vertrauenswürdigkeit“ der drei Geschäftsführer zu 100 Prozent überzeugt. Ziel des Unternehmens ist laut eigener Webseite „der Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft, um eine nachhaltige Zukunft mit sauberer Energie zu gestalten“.
Laut ntv und RTL hat Denis K. in einer wechselreichen Vergangenheit allerdings für den milliardenschwerer russischen Oligarch Oleg Boyko gearbeitet. Boyko steht unterdessen auf internationalen Sanktionslisten, weil er als Unterstützer Wladimir Putins gilt. Die Sendergruppe hat auch den FC Schalke 04 mit ihren Recherchen konfrontiert. Der Verein hat sich dazu aber aufgrund seiner grundsätzlichen Haltung zu – tatsächlichen oder auch nur gerüchteweise – möglichen Vertragspartnern nicht geäußert, wie der Verein auf Anfrage dieser Zeitung bestätigte.
Zuletzt aktualisiert am 9. Juni 2023, 13.22 Uhr