Schalke und seine Baustellen vor der neuen Saison
Es droht das Mittelmaß
Die Gewissheit, erstmals nach acht Jahren die Qualifikation für einen internationalen Wettbewerb verpasst zu haben, wird beim FC Schalke 04 nicht ohne Folgen bleiben. In vielen Bereichen müssen die Königsblauen strategische Weichenstellungen einleiten, um zu verhindern, dass sie nicht ins Mittelmaß abrutschen. Ein Überblick.

Christian Heidel muss beim FC Schalke 04 die Weichen neu stellen, um nicht ins Mittelmaß abzurutschen.
Thema Transferpolitik: Die kräftigen Investitionen, die Manager Christian Heidel in seinem ersten Schalke-Jahr vollzog, hatten aus den unterschiedlichsten Gründen nicht die gewünschte Wirkung. Jetzt muss Heidel beweisen, dass er mehr Qualitäten als Kader-Planer besitzt. Die besondere Schwierigkeit für ihn besteht darin, nicht nur leistungsstarke Spieler zu finden, sondern auch neue Identifikationsfiguren, weil neben Klaas-Jan Huntelaar und höchstwahrscheinlich auch Sead Kolasinac womöglich auch noch Leon Goretzka den Verein verlässt.
Die Zahl der Führungsspieler im Kader ist somit höchst überschaubar. Ralf Fährmann im Tor, Benedikt Höwedes als Kapitän, aber wer kommt dann noch? Die Zahl der königsgrauen Mitläufer im Kader ist in den vergangenen Jahren immens gewachsen. Schalke steht vor dem nächsten personellen Umbruch, der zügig klappen muss. Denn sonst wird es mit der Ruhe und Geduld der eigenen Anhänger schnell vorbei sein. Doch ohne Europa fehlt Heidel ein zugkräftiges Argument, um hochkarätige Spieler ins Ruhrgebiet zu locken.
Thema Finanzen: Schalke kann ein Jahr ohne Europapokal-Teilnahme verkraften, weil, wie Aufsichtsrats-Chef Clemens Tönnies kürzlich betonte, „wir in den letzten Jahren einen guten Job gemacht haben.“ Es gab Rekordumsätze und Rekordgewinne, jedoch bleibt es dabei: Die finanzielle Konsolidierung und der weitere Schuldenabbau wird nur gelingen, wenn sich wieder sportlicher Erfolg einstellt. Sponsoren werden nur in erheblicher finanzieller Größenordnung bei der Stange bleiben, wenn der Verein auch auf internationaler Ebene eine Rolle spielt. Trotz des Verpassens eines internationalen Wettbewerbs plant der Verein für das Jahr 2017 mit Umsatzerlösen von über 200 Millionen Euro.
Thema Nachwuchsförderung: Obwohl die A-Jugend auf dem besten Weg ist, wieder das Finale um die deutsche Meisterschaft zu erreichen, drohen auch in diesem Bereich strukturelle Probleme. Denn der so gut wie sicher feststehende Abstieg der zweiten Mannschaft in die Oberliga ist ein Armutszeugnis. Auch dieses Team trainiert unter Profibedingungen und leistet sich mit Gerald Asamoah einen eigenen Manager.
Warum dennoch so herzlich wenig dabei herausgekommen ist, müssen die Verantwortlichen schnellstens klären und ändern. Die enge Verzahnung vom Nachwuchs- zum Profibereich wird durch die enttäuschende Entwicklung der zweiten Mannschaft beeinträchtigt.