Auf Schalke wird derzeit mal wieder mehr über Stilfragen als über Inhalte diskutiert - angesichts des in der Tat wenig charmanten Abschiedsprozederes für diverse Spieler und Mitglieder des Trainer- und Betreuer-Stabes hat sich die sportliche Leitung um Vorstandschef Matthias Tillmann, Sportdirektor Marc Wilmots und Kaderplaner Ben Manga das allerdings auch ein wenig selbst zuzuschreiben.
Aufstiegsteam ist Geschichte
Was die Chefetage der Blau-Weißen in der Sache selbst aber nicht von ihrem Kurs abbringt. Der Wille, Schalke im Grundsatz „rundzuerneuern“, ist ungebrochen. Was den zukünftigen Kader betrifft, hat der XXL-Umbruch schon jetzt eine ganz gravierende Auswirkung: Die Aufstiegsmannschaft, die vor zwei Jahren die direkte Rückkehr in die Erste Liga schaffte, ist nun Geschichte. Bis auf eine Ausnahme...
Vor einem Jahr noch das Gerüst
Vor einem Jahr sah das noch ganz anders aus: Die „Aufstiegs-Helden“ von 2021/22 sollten nach dem Abstieg aus der Ersten Liga das Gerüst einer Mannschaft sein, die erneut zum Aufstiegsfavoriten erklärt wurde.
Simon Terodde, Danny Latza, Thomas Ouwejan, Blendi Idrizi, Ralf Fährmann, Michael Langer, Henning Matriciani, Dominick Drexler und Marcin Kaminski gehörten damals zum Kader des Aufstiegsteams, sie wussten also wie es geht - genau wie Co-Trainer Mike Büskens übrigens, der den Aufsteigern im Saison-Endspurt als Interims-Chefcoach die Flügel für den Höhenflug verliehen hatte.
Die Pläne gingen nicht auf
All diese Akteure sollten in Kombination mit den Neuzugängen und den aus der Erstliga-Saison übrig gebliebenen Spielern nun erneut zum Sprung in die Erste Liga ansetzen - mit Darko Churlinov wurde im Winter sogar noch ein weiterer Aufsteiger von 2022 auf Leihbasis zurückgeholt.
Die Pläne gingen bekanntlich nicht auf. Es stimmte hinten und vorne nicht, am Ende war der Ehrgeiz, nicht zu den Spielern gehören zu wollen, mit denen Schalke erstmals in die Dritte Liga absteigen sollte, der einzige Klebstoff, der diese Mannschaft zusammenhielt. Immerhin dieses Ziel wurde erreicht, was die Verantwortlichen vom Entschluss, nun „Tabula rasa“ zu machen, aber nicht mehr abgebracht hat.

Bei Drexler wird‘s spannend
Mittlerweile steht fest: Im nächsten Schalker Profi-Kader werden die Aufsteiger keine Rolle mehr spielen - obwohl die Trennung von Churlinov noch nicht offiziell verkündet wurde, gibt es keinen rationalen Grund, ihn fest zu verpflichten. Der verliehene Mehmet Aydin kommt zunächst „zur Beobachtung“ zurück, Mike Büskens und Michael Langer haben anscheinend die Option, Schalke in anderen Funktionen erhalten zu bleiben, auch Simon Terodde denkt offenbar darüber nach.
Der „Rest“ muss gehen: Entweder werden Verträge nicht verlängert oder es müssen Lösungen gefunden werden, wie sich noch bestehende Verträge auflösen lassen, was besonders beim suspendierten Dominick Drexler, der nach seinem in der vergangenen Saison bis 2025 verlängerten Profi-Vertrag auch einen Anschlussvertrag als Jugendtrainer haben soll, spannend werden dürfte.
Kaminski bleibt Stand jetzt
Sollte auch Aydin „durchs Sieb“ fallen, bliebe auf Schalke nur noch ein „Aufstiegs-Held“ übrig: Marcin Kaminski trotzt dem XXL-Umbruch bislang erfolgreich. Der Vertrag des 32-jährigen Verteidigers hat sich durch eine bestimmte Anzahl von Einsätzen in der Vorsaison verlängert, und im Gegensatz zu vielen seiner Kollegen konnte er am vergangenen Montag in Rühe frühstücken. Ihm blieb das Abschiedsgespräch bei Brötchen, Marmelade und Kaffee erspart.
Abwehrchef mitverantwortlich
Schalkes letzter Aufstiegs-Mohikaner: Ausgerechnet Kaminski - werden viele S04-Fans sagen. Dem Verteidiger werden von nicht wenigen Schalke-Anhängern Tempoprobleme vorgeworfen, auch dem Abwehrchef werden die Defensivprobleme in der vergangenen Saison angelastet. Tatsächlich schien Kaminski seinen Stammplatz zwischenzeitlich verloren zu haben, auch weil S04-Trainer Karel Geraerts mit Ron Schallenberg auf dieser Position eine Überraschungslösung präsentiert hatte.
Aber Kaminski, der nun in seine vierte Schalke-Saison geht, schaffte es wieder zurück ins Team. Und gehört, Stand jetzt, auch dem kommenden Schalker Kader an. Was nicht heißen muss, dass es dabei bleibt. Intern hat sich auf Schalke die Überzeugung durchgesetzt, dass Kaminski zumindest nicht unverkäuflich wäre - sollte ein interessantes Angebot kommen.
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