Noch herrscht relative Ruhe im Innenraum der Veltins-Arena, übers Stadiongelände fahrende Trucks deuten allerdings darauf hin, dass es damit bald vorbei sein wird. Am 9. Juni gastiert Herbert Grönemeyer im Schalker Fußball-Tempel, und die Aufbauarbeiten sind in vollem Gange. Während der von Grönemeyer inbrünstig besungene VfL Bochum den Klassenerhalt geschafft hat, ist Schalke abgestiegen - und steht nun ebenfalls vor Aufbauarbeiten.
„Ich will das korrigieren“
Die Königsblauen sind mitten in den Bastelarbeiten für den neuen Kader, der nicht nur Zweitliga-Ansprüchen genügen, sondern eine glasklare Aufstiegsperspektive bieten soll. Denn Schalke wird sich um die Favoritenrolle nicht herumdrücken können, und Thomas Reis will das auch gar nicht.
Klipp und klar erklärt Schalkes Cheftrainer den sofortigen Wiederaufstieg zum Saisonziel: „Zu sagen: Wir schauen mal - das kannst du auf Schalke nicht machen. Ich bin mit abgestiegen, und das will ich jetzt möglichst schnell korrigieren.“
Hechelmann Sportdirektor
Reis und die anderen Mitglieder der Schalker Chefetage wissen, dass dem Trainer, die Blau-Weißen in der Rückrunde überhaupt erst wieder konkurrenzfähig gemacht hatte, derzeit noch jede Menge Vertrauen auch von Fan-Seite entgegengebracht wird.
Sie wissen aber auch, dass es damit schnell vorbei sein kann, wenn der Aufstiegszug nicht ins Rollen kommt. Also sollen frühzeitig erste Weichen gestellt werden - eine davon ist die Beförderung von Andre Hechelmann zum Sportdirektor, die am Freitag offiziell bekannt gegeben wird.
Genügend Baustellen
Obwohl Schalke in den Personalplanungen schon wesentlich weiter ist als nach dem Abstieg vor zwei Jahren, gibt es für die sportliche Leitung noch genügend Baustellen:
- Baustelle Abwehr: Henning Matriciani, Marcin Kaminski, Leo Greiml und Ibramhima Cissé gehören als Verteidiger zum Kader, als seinen „Favoriten“ für den Platz neben Kaminski bezeichnet Reis allerdings Sepp van den Berg.
Aber: Der vom FC Liverpool ausgeliehene Innenverteidiger hat sich am Mittwoch per Instagram schon von Schalke verabschiedet, obwohl Sportvorstand Peter Knäbel noch am Montag seine Hoffnung hatte durchblicken lassen, dass van den Berg auf Schalke bleibt. Reis hofft weiter: Er könne sich vorstellen, dass Liverpool den Niederländer noch einmal an Schalke ausleiht. Denn: „Bei allem Respekt ist meine Meinung, dass Sepp van den Berg beim FC Liverpool nicht allzu viel Einsatzzeit bekommen wird.“
Platz im Maschinenraum
- Baustelle Mittelfeld: Mit Tom Krauß und Alex Kral verabschieden sich die Arbeiter im Maschinenraum der Vorsaison. Bleiben Danny Latza und mit Niclas Tauer eine noch unbekannte Größe für die Defensive und Dominick Drexler und Rodrigo Zalazar für die Offensive - wobei hinter Zalazar noch ein Fragezeichen steht, weil ihm Erstliga-Ambitionen nachgesagt werden. Schalke sucht einen „Sechser“, am ehesten einen schon gestandenen Profi.
Bülter-Verbleib ist fraglich
- Baustelle Sturm: Marius Bülter, Sebastian Polter und Marvin Pieringer könnten den S04-Sturm in der kommenden Saison bilden, auch Kenan Karaman ist eher der Kategorie Angriff zuzuzordnen. Klingt zunächst einmal nicht schlecht. Aber: Bei Bülter ist nach seinen elf Toren in der Vorsaison davon auszugehen, dass er Erstliga-Angebote bekommt. Sein Verbleib gilt als höchst fraglich - auch Pieringer soll mit der Ersten Liga kokettieren.
Wie sinnvoll wäre es, unzufriedene Spieler zu halten? Und könnte sich Schalke den Verzicht auf winkende Ablösen überhaupt leisten? Insofern ist es nach wie vor erstaunlich, wie scheinbar gelassen Schalke auf den Weggang von Simon Terodde reagiert hat. Auf mehrere Schultern, so Reis, sollen dessen 30 Aufstiegstore verteilt werden. Zwei von diesen Schultern gehören möglicherweise auch Keke Topp - der U19-Knipser wird die Vorbereitung bei den Profis mitmachen und dann möglicherweise in den Profi-Kader integriert.
Trainingsauftakt ist am 26. Juni. Komplett, das ahnt Reis, wird der Kader bis dahin wohl noch nicht sein. Wenn Grönemeyer die Arena schon längst verlassen hat, wird dort immer noch fleißig gebastelt.
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