S04-Trainer Di Matteo hat die Erwartungen nicht erfüllt

Großer Name - kleiner Ertrag

Als Roberto Di Matteo am 7. Oktober die Nachfolge von Jens Keller als Schalke-Trainer antrat, wurde der Öffentlichkeit der Eindruck vermittelt, ein internationaler Top-Trainer führe zukünftig die Geschäfte. Sieben Monate später ist die Ernüchterung auf Schalke groß.

GELSENKIRCHEN

19.05.2015, 07:21 Uhr / Lesedauer: 2 min
Roberto Di Matteo konnte die in ihn gesteckten Erwartungen nicht erfüllen.

Roberto Di Matteo konnte die in ihn gesteckten Erwartungen nicht erfüllen.

Denn die Qualitäten, die dem 44-Jährigen seit dem Champions-League-Sieg mit dem FC Chelsea zugeschrieben wurden, sind bisher beim Bundesligisten nicht einmal im Ansatz zu erkennen. Drei Stichproben.

Autorität Die längst überfällige Suspendierung von Kevin-Prince Boateng ging nicht vom Schalker Trainer aus, sondern wurde von Heldt und Tönnies forciert, nachdem der Möchtegern-Star in Köln eine desolate Vorstellung geboten hatte. Di Matteo stimmte dem Ansinnen der Bosse nur noch zu und demonstrierte damit keineswegs den Eindruck von Führungsstärke.

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Auch in seiner Außendarstellung vermittelt der Schalke-Trainer eher den Eindruck eines Stoikers als eines Trainers, der in der Kabine auch mal aus der Haut fahren kann und seine Spieler zusammenfaltet. Doch eine harte Hand braucht gerade diese Schalker Mannschaft mangels herausragende Führungsfiguren.

 

Strategie Di Matteo wurde vorgestellt als glänzender Taktiker, der seine Mannschaft optimal auf jeden Gegner einstelle. In der Rückrunde war davon nur in einem Bundesligaspiel etwas zu sehen, beim 1:0-Erfolg gegen Borussia Mönchengladbach. Dort spielten die Königsblauen offenbar so, wie es Di Matteo vorschwebt. Alles andere als attraktiv, aber kontrolliert aus der Abwehr heraus und dem Gegner keine Räume lassend.

Der Erfolg gab Di Matteo in diesem Spiel Recht, selbst Gladbach-Trainer Lucien Favre war beeindruckt.Doch dieser Sieg entpuppte sich in der Rückschau nur als Intermezzo. Di Matteo wechselte mehrfach das System, aber eine Spielidee, die man mit Schalke 04 verbindet, sucht man vergebens.

Lange Verletztenliste

Die lange Verletztenliste ließ ihm zwar zunächst kaum Alternativen zum 3-5-2, aber mittlerweile hat sich die Personalsituation grundlegend verbessert, ohne dass Fortschritte zu erkennen sind. Dabei ist manche Personalentscheidung kaum noch nachvollziehbar. Wie Di Matteo auf die Idee kam, den drei Monate ausgefallenen Kirchhoff gegen Paderborn in die Startelf zu beordern, bleibt sein Geheimnis.

Meister-Gen Mit der Verpflichtung von Di Matteo war insgeheim die Schalker Hoffnung verbunden, in Zukunft um Titel mitzuspielen. Der Königsklassen-Erfolg mit Chelsea beflügelte offenbar die Fantasie der Schalker Entscheidungsträger bei der Verpflichtung des Keller-Nachfolgers. Doch davon sind die Königsblauen momentan so weit entfernt wie der FC Hennef vom Regionalliga-Klassenerhalt. In allen Mannschaftsteilen gibt es so enorme Defizite.

Auch den Vertrauensvorschuss, den Di Matteo lange genoss, ist bei den eigenen Anhängern längst aufgebraucht. Die Fans empfingen den Trainer gegen Paderborn mit einem Pfeifkonzert. Ein Alarmsignal, das nur einen Schluss zulässt: Die Zukunft des 44-Jährigen auf Schalke über das Saisonende hinaus ist keineswegs gesichert.