"Alle raus" ist auf Schalke keine Lösung

Der Kommentar

Die Geschichte des 33. Spieltags könnte auch so erzählt werden: Während die Bayern dem SC Freiburg im Abstiegskampf drei Punkte gönnten, ließ sich Schalke gegen Paderborn nichts zuschulden kommen und sicherte sich selbst die Europa-League-Qualifikation. Unter einem Schulaufsatz würde dann wohl stehen: "Sachlich richtig. Aber Thema verfehlt!"

GELSENKIRCHEN

von Norbert Neubaum

, 17.05.2015, 20:48 Uhr / Lesedauer: 2 min
Klare Ansage der Schalke-Fans: "Vermisstenanzeige - Kurve sucht Mannschaft! Finderlohn garantiert".

Klare Ansage der Schalke-Fans: "Vermisstenanzeige - Kurve sucht Mannschaft! Finderlohn garantiert".

Denn tatsächlich würde eine solche Beschreibung die Stimmungslage auf Schalke nicht im Ansatz wiedergeben. Im königsblauen Gebälk knirscht es nicht, sondern es kracht - und zwar in einer Intensität wie seit Jahren nicht mehr.

Eine einzige Enttäuschung

Kein Wunder: Sportlich ist diese Saison eine einzige Enttäuschung. Schalke selbst hat die eigenen Ansprüche so weit hochgeschraubt, dass die Europa League längst kein Grund mehr zur Freude ist, sondern als eher hässliches Trostpflaster empfunden wird.

Und abseits des Geschehens auf dem Rasen-Rechteck fühlen sich viele Schalke-Anhänger nicht mehr verstanden und schon gar nicht mitgenommen, wenn es um die Entwicklung des Vereins geht - so sehr sich der Klub auch um den Spagat zwischen Tradition und Kommerz bemüht, werden diese Anstrengungen gerade in Zeiten sportlichen Misserfolgs lediglich als folkloristische Beruhigungspillen oder - aus Sicht vieler Fans noch schlimmer - als leicht zu durchschauende Marketing-Maßnahmen kritisch beäugt.

Fokus auf Tönnies

Dass sich der Zorn mittlerweile auf Clemens Tönnies fokussiert, ist keine Überraschung - und für den Aufsichtsrats-Chef selbst eine bittere Pille: Denn der Fleisch-Fabrikant sieht sich selbst weniger als Funktionär, sondern als „obersten Fan“ des Klubs. Seine Rolle als „Buhmann“ hat Tönnies allerdings selbst zu verantworten. In der öffentlichen Wahrnehmung kokettiert er gern als derjenige, der auf Schalke die großen sport-operativen Entscheidungen trifft.

Das hat zwei Konsequenzen: Zum einen wird Tönnies, dessen Gremium tatsächlich vor allem Kontroll-Funktionen hat, nun für das traurige Erscheinungsbild verantwortlich gemacht, zum anderen degradiert Tönnies - ob bewusst oder unbewusst - Schalkes Manager Horst Heldt, immerhin Sportvorstand, zu seinem Erfüllungsgehilfen.

Neue Chance für Heldt?

Tönnies raus, Heldt raus, Trainer raus, Mannschaft raus, im Prinzip alle raus - diese Forderungen sind rund um Schalke derzeit populär, aber keine Lösung. Anarchie hilft hier nicht weiter. Der Aufsichtsrat muss entscheiden, ob Heldt, der viele Fehler gemacht hat, eine neue Chance bekommt, nach dieser blutleer wirkenden Mannschaft eine Truppe zu formieren, die die verloren gegangenen Herzen der Fans wieder zurück erobert. Und der Manager - Heldt oder ein anderer - muss wissen, ob Roberto Di Matteo der richtige Trainer dafür ist. Zweifel sind angebracht.

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Bildergalerie

Bundesliga, 33. Spieltag: FC Schalke 04 - SC Paderborn 07 1:0 (0:0)

Bilder der Bundesliga-Partie zwischen dem FC Schalke 04 und dem SC Paderborn 07.
16.05.2015
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Bilder der Partie Schalke gegen Paderborn.© Foto: dpa
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Fußball Bundesliga - 33. Spieltag: FC Schalke 04 - SC Paderborn am 16.05.2015 in der VeltinsArena in Gelsenkirchen (Nordrhein-Westfalen). Schalkes Benedikt Höwedes liegt verletzt am Boden und fasst sich an seinen linken Knöchel. Foto: Jonas Güttler/dpa (Wichtiger Hinweis: Aufgrund der Akkreditierungsbestimmungen der DFL ist die Publikation und Weiterverwertung im Internet und in Online-Medien während des Spiels auf insgesamt fünfzehn Bilder pro Spiel begrenzt.) +++(c) dpa - Bildfunk+++© Foto: dpa
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Schlagworte Schalke 04,

In der Sommerpause gibt es auf Schalke viel aufzuarbeiten, auf allen Ebenen. Auch bei einigen Fans übrigens: Über eine nervlich komplett am Boden liegende Mannschaft noch Hohn und Spott auszugießen, ist - bei allem Verständnis für die Enttäuschung - sachlich ja vielleicht richtig. Aber ist es nicht irgendwie auch „Thema verfehlt“?