Vier Spiele Sperre für Alexander Nübel – da dürfen sich weder Schalkes Torhüter noch der Verein selbst beklagen. Und dass Schalke keinen Einspruch eingelegt hat, unterstützt meinen Eindruck, dass alle wissen, dass bei Nübels Foul noch viel mehr hätte passieren können. Da hätte sowohl beim Frankfurter Mijat Gacinovic als auch bei Nübel richtig was kaputt gehen können.
Nübel hat diese Situation völlig falsch eingeschätzt und sich offenbar überschätzt. Ohnehin ist auffällig – auch am Spieltag unter der Woche – dass viele Torhüter versuchen, Manuel Neuer zu spielen. Aber sie können es nicht, zumindest nicht so gut. Neuer weiß in der Regel, wann es die bessere Option ist, das Tor zu verlassen – und wann nicht.

Rote Karte: Wegen dieses Fouls gegen Mijat Gacinovic wurde Alexander Nübel für vier Spiele gesperrt. © dpa
Viele haben Nübels Foul mit dem von Toni Schumacher bei der WM 1982 gegen Frankreich verglichen. Ich war ja damals dabei und weiß noch genau, dass wir alle auf dem Platz dachten, das müsse eine klare Rote Karte geben. Aber Toni sah nicht einmal „Gelb“, nicht nur aus heutiger Sicht unfassbar. Dass die ganze Situation damals eskalierte, lag ja vor allem auch am Verhalten von Toni nach seinem Foul, der sich nicht ansatzweise bei Battiston – ganz anders also Gott sei Dank als Nübel bei Gacinovic – entschuldigt hat.
Verlängerung oder Abschied? Der Ball liegt in Nübels Hälfte
Aber Toni war sowieso ein Verrückter: Auch beim Training in Köln hat er dich notfalls bis zur Außenlinie gejagt, wenn es eine Eins- gegen-Eins-Situation gab. Er hat weder auf andere noch auf sich selbst Rücksicht genommen. Aber solche Typen sind für eine Mannschaft halt unglaublich wichtig.
Ob Nübels Aussetzer mit seiner unklaren Vertragssituation zusammenhängt, vermag ich nicht zu beurteilen. Die Vermutung liegt natürlich nahe – anderseits befindet sich der Ball ja in seiner Hälfte, er hätte ja schon längst für Klarheit sorgen können. Das nährt den Verdacht, dass er tatsächlich Abwanderungsgedanken hegt.

Zurzeit noch unerreicht: Bayern Münchens Keeper Manuel Neuer ist so leicht nicht zu verdrängen. © dpa
Wenn es ihn wirklich zu den Bayern zieht, muss sein Selbstvertrauen unerschütterlich sein. Denn ein Manuel Neuer ist da, so ist jedenfalls meine Beobachtung, noch lange nicht fertig. Manuel Neuer wirkt, seitdem er wieder fit ist, wild entschlossen, mit den Bayern noch ein paar Titel zu gewinnen.
Max Meyer als abschreckendes Beispiel
Es gab vor gar nicht allzu langer Zeit schon mal einen Schalker Spieler, den der Verein mit einem üppigen Gehaltsangebot hofiert hatte, der dann doch – ablösefrei – ging und nun nicht gerade glücklich mit seiner Situation sein soll. Vielleicht sollte Alexander Nübel mal bei Max Meyer nachfragen, der bei Crystal Palace gerade feststellt, dass er eben doch kein Weltklasse-Spieler ist. Als Torwart ist es mit Einsatzzeiten ja noch problematischer. Will sich Alex Nübel bei den Bayern drei Jahre lang auf die Bank setzen?

Spielt in England kaum eine Rolle: Max Meyer, der 2018 von Schalke zu Crystal Palace wechselte. © dpa
Schalke hatte eigentlich immer gute Torhüter. Nübel ist einer, auch Markus Schubert kann einer werden. Sein Patzer in Wolfsburg? Ein Foul war es aus meiner Sicht nicht. Aber so etwas ist anderen auch schon passiert. Und wenn Burgstaller vorher seine klare Chance zum 0:2 genutzt hätte, wäre Schuberts Fehlgriff heute wohl schon vergessen.