Ist André Breitenreiter auf Schalke noch haltbar?
Pro & Kontra
Die 0:3-Niederlage des FC Schalke 04 in München war der nächste Tropfen auf ein Fass, das kurz vor dem Überlaufen steht. Es herrscht Krisenstimmung bei Königsblau. Einmal mehr. Die Rückendeckung für Trainer André Breitenreiter schwindet, der Coach selbst zeigt sich genervt von den Diskussionen über seine Zukunft. Wir fragen: Ist André Breitenreiter auf Schalke noch haltbar?

Derzeit nicht zu beneiden: André Breitenreiter.
Ja, an Breitenreiter festhalten - Einfach mal anders
Jens Keller, Roberto Di Matteo, André Breitenreiter: Schalke schickt sich an, den nächsten Trainer zu verheizen. „Schalke schafft sie alle“, titelte die Frankfurter Allgemeine Zeitung gestern. Dieser Satz fasst das Dilemma der Königsblauen in vier kurzen Wörtern punktgenau zusammen. Er zeigt aber auch, wo der Lösungsansatz für die Probleme dieses Klubs liegen könnte: Einfach mal was anders machen als in all den Jahren! Einfach mal an einen Trainer glauben, ihm Zeit, eine faire Chance geben, und dann abrechnen.
Aber mit André Breitenreiter wird früher abgerechnet. Eigentlich ist sogar schon längst mit ihm abgerechnet worden. Er gilt als gescheitert, warum auch immer. Die Faktenlage interessiert dabei auf Schalke für gewöhnlich herzlich wenig. Dabei ist die gar nicht so schlimm: Platz sieben wird es wohl im schlechtesten Fall werden, ein Platz, der aller Voraussicht nach für die Qualifikation zur Europa League berechtigen wird. Mehr ist nicht drin. Nicht mit diesem Kader. Nicht in diesem Umfeld.
Schalke muss davon loskommen, dass ein chronisch nervöses Umfeld entscheiden darf, wer diesen Klub trainieren soll. Christian Heidel hat noch vor seinem Amtsantritt die Chance, ein klares Signal zu setzen. Nicht für den Umbruch, sondern endlich für den Aufbruch – und mit Breitenreiter in die kommende Saison zu gehen.
Tobias Jöhren
Nein, Breitenreiter muss weg - Die Geduld ist am Ende
Um es gleich ganz deutlich zu sagen: Ich bin kein Freund von Trainerwechseln. Nachhaltigen sportlichen Erfolg erreicht man nur, wenn auf dieser wichtigen Position wenigstens für einige Jahre Kontinuität herrscht. Doch in der aktuellen Lage des FC Schalke 04 ist mein Geduldsfaden gerissen. Denn Trainer André Breitenreiter hat es nach fast zehnmonatiger Amtszeit immer noch nicht geschafft, Schalke wenigstens eine Spielidee zu vermitteln.
Für welchen Fußball steht Schalke? Ich weiß es nicht. Wann hat Schalke das letzte Mal so überzeugend gespielt, dass die Fans zufrieden nach Hause gingen? Ich weiß es nicht. Warum darf ein Roman Neustädter Woche für Woche sein Können in der Innenverteidigung demonstrieren, während einem hoffnungsvollen Nachwuchstalent wie Marvin Friedrich in der Winterpause suggeriert wurde, dass man auf ihn setzt? Ich weiß es nicht.
Das Selbstbewusstsein von Breitenreiter steht jedenfalls in keinem Verhältnis zum bisherigen Ertrag seiner Arbeit. Deshalb ist die Trennung am Saisonende unausweichlich. Eins sollte man bei aller Kritik an Breitenreiter aber nicht vergessen: Er ist nicht der Alleinschuldige. Die Mannschaft zusammengestellt hat primär Horst Heldt. Doch dessen Transferpolitik ist auch in dieser Saison alles andere als überzeugend. Oder anders: einfach schlecht.
Frank Leszinski