Huub Stevens schwelgt in Erinnerungen
Schalkes Jahrhunderttrainer
Der Schalker an sich ist ein Gefühlsmensch: Jemand, der gern in Erinnerungen schwelgt, sein Herz auf der Zunge trägt, und für den die Begriffe "Gänsehaut" und "Nah am Wasser gebaut" keine Fremdworte sind. Am Donnerstag wurde die Schalker Seele kräftig gestreichelt – von niemand anderem als dem Jahrhunderttrainer persönlich. Aber es schauten auch andere Weggefährten vorbei.

In Plauderlaune: Huub Stevens und Moderator Jörg Seveneick.
"90 Minuten: Ein Abend mit Huub Stevens": Unter diesem Motto gab es ein Wiedersehen mit dem Trainer der Eurofighter von 1997, dem Knurrer von Kerkrade. Organisiert von der Abteilung Fanbelange. Wobei: Da sind wir auch schon beim ersten Missverständnis, das an diesem Abend aufgeklärt wurde. „Knurrer von Kerkrade: Das ist Quatsch, ich komme aus Sittard“, korrigierte Huub Stevens den alten Spitznamen. Und, noch wichtiger: „Ich bin kein Holländer“, hielt er fest, „ich bin Limburger, allenfalls Niederländer!“
Tolle @S04-Geschichten, die man so noch nie gehört hatte - "90 Minuten" mit Huub #Stevens in der @VELTINSarena. pic.twitter.com/xCE5Z4Oj11
— S04 Fanbelange (@s04fanbelange)
Am 21. Mai jährt sich der UEFA-Cup-Sieg zum 20. Mal, und so war klar, dass dieses Ereignis im Mittelpunkt des Abends stehen würde – Filmbeiträge sowohl vom Elfmeterschießen in Mailand als auch vom „Public Viewing“ im Parkstadion gehörten natürlich dazu. Für den größten Lacher des Abends sorgte dann auch ein Schalke-Fan von 1997, der vom damaligen WDR-Außenreporter Frank Plasberg unmittelbar nach dem Elfmeterschießen befragt wurde und dieses originelle Zitat lieferte: „Ich bedanke mich jetzt schon einmal bei allen Ärzten, die uns Schalker morgen krankschreiben.“
Gezeichneter Assauer
Doch wie es sich für Schalke gehört, liegen fröhliche und melancholische Momente eng beieinander: Für letztere sorgte etwa der Auftritt von Rudi Assauer. Der an Demenz erkrankte Ex-Manager saß in der ersten Reihe – viele Fans waren sichtlich erschrocken, wie sehr die Krankheit „Assi“ gezeichnet hat.
Und auch Huub Stevens beschränkte sich beim Erzählen nicht nur auf die fröhlichen Momente seiner Karriere: Er berichtete von seiner Herkunft aus ärmlichen Verhältnissen, vom frühen Unfalltod seines Vaters – und vor allem vom Ehrgeiz, der ihn immer angetrieben hat. „Ich wusste, dass ich nicht der beste Fußballer war – aber ich wollte es werden“, erinnerte er sich.
Schober und Co-Trainer Neu
Von diesem Ehrgeiz und der Akribie berichteten auch die anderen Gäste. Torwart Mathias Schober wusste noch, wie beeindruckt er davon war, dass Stevens nicht nur die Geburtstage aller Spieler kannte, sondern auch die der Frauen bzw. Freundinnen und Kinder; Co-Trainer Hubert Neu erinnerte sich an lange Arbeitstage, die frühmorgens begannen und oft erst spät am Abend nach dem Videostudium endeten.
Aber auch Stevens erwies sich als begnadeter Geschichtenerzähler: Großartig, wie er von Rudi Assauers erstem Anruf berichtete: „Assauer hier“, imitierte er des Managers zigarrige Stimme perfekt, „wennze Lust hast, zu Schalke zu kommen, ruf mich an!“.
"Horst kam nie vor zehn"
An den Manager seiner zweiten Amtszeit, Horst Heldt, hat Stevens keine so guten Erinnerungen: „Als er mich am Tag meiner Entlassung vor acht Uhr anrief, um mich in sein Büro zu bestellen, wusste ich schon, dass etwas im Busch war – Horst kam sonst nie vor zehn“, stichelte er.
Doch trotzdem: Stevens fühlt sich nach wie vor als Schalker: „Ich hoffe, dass wir am 24. Mai wieder im Endspiel stehen“, drückt er der aktuellen Mannschaft die Daumen – man beachte das „wir“.