Draxlers brisante Rückkehr in sein "Wohnzimmer"
Schalke empfängt Wolfsburg
Interview-Anfragen hat Julian Draxler in dieser Woche alle abgelehnt. Das war zu erwarten, denn der Nationalspieler will sich vor dem nächsten Bundesligaspiel mit dem VfL Wolfsburg nicht den Mund verbrennen. Denn jedes seiner Worte wird genau registriert, wenn der Weltmeister erstmals im Wölfe-Trikot beim FC Schalke 04 antritt.

14 Jahre spielte Julian Draxler für Schalke 04, seine Vertragsverlängerung im Jahr 2013 verkündeten die Königsblauen stolz. Draxler wechselte zwei Jahre später nach Wolfsburg – weit vor seinem Vertragsende auf Schalke.
Doch das wird am Samstag keine Rolle spielen. Draxler wird bei dem Klub, für den er14 Jahre spielte und eine Menge Erfolge feierte, mit Pfiffen rechnen müssen, und das weiß er auch. Schließlich kennt er die Schalker Anhänger, von denen viele nicht nachvollziehen konnten, warum er kurz vor dem Ende der Wechselfrist im Sommer ausgerechnet zum VfL Wolfsburg wechselte. Einem Verein, der bei vielen königsblauen Fans wie kaum ein anderer für Kommerz und fehlende Tradition steht.
Sicher unfreiwillig hat Draxler zusätzlich Öl ins Feuer gegossen, als in Wolfsburg zu Beginn der Wintervorbereitung Kritik an seiner Fitness aufkam und er dafür indirekt seinen früheren Arbeitgeber verantwortlich machte. Seine Antwort: „Mir war nicht bewusst, dass das Ein- und Auslaufen zu 100 Prozent zur Trainingssteuerung gehört. Auf Schalke wurde darauf nicht so genau geachtet. Da bin ich immer irgendwie durchgerutscht,“ löste bei den Königsblauen Kopfschütteln und Unverständnis aus.
Das Wiedersehen mit seinem Ex-Verein beschäftigt den Nationalspieler offenbar schon seit Wochen. Schon Anfang Januar sagte Draxler: „Das wird kein normales Spiel für mich. Ich habe es bei Manuel Neuer nach seinem Wechsel zu Bayern mitbekommen. Ich bin auf das Schlimmste vorbereitet. Von den 60.000 Zuschauern werden 55.000 gegen mich sein. Da muss man hart sein, Augen zu und durch. Ich weiß nicht, ob ich meine Familie unbedingt im Stadion dabeihaben will.“
Sportlich hat sich für den gebürtigen Gladbecker der Wechsel in die Autostadt bisher noch nicht gelohnt. Zwar traf Draxler zuletzt beim 1:1 gegen den 1. FC Köln, doch das war erst sein drittes Pflichtspieltor für die Wolfsburger, denen bei einer Niederlage auf Schalke der Absturz ins Mittelmaß droht.
Ziel ist Platz drei
Mit seinen Leistungen im bisherigen Saisonverlauf geht der Wolfsburger Neuzugang kritisch um. „Ich bin nicht unzufrieden. Aber es waren auch Partien dabei, in denen ich abgetaucht bin. Ich muss zusehen, dass ich das langsam abstelle“, sagte der 22-Jährige. Mit den Wolfsburgern will er am Ende der Saison Platz drei erreichen. „Bayern und Dortmund sind für mich weg“, so Draxler.
Ein Grund für seinen Wechsel vom Ruhrgebiet nach Niedersachsen war für Draxler der große Erwartungsdruck beim FC Schalke 04. Auch die PR-Aktion rund um seine Vertragsverlängerung im Jahr 2013 habe er bereut. Und auch die permanente Unruhe auf Schalke – André Breitenreiter war sein sechster Trainer in fünf Profi-Jahren – habe ihm zugesetzt. Doch mittlerweile dürfte Draxler gelernt haben, dass es auch in Wolfsburg eine hohe Erwartungshaltung gibt, was seine Leistungen betrifft. Und diese Erwartungen konnte er bisher nicht erfüllen.