Domenico Tedesco: Der königsblaue Casting-Trainer
Coach entscheidet bei Transfers mit
Kein Transfer ohne Schalke-Trainer Domenico Tedesco: Der königsblaue Coach redet bei jeder Verpflichtung mit. Dabei redet der 32-Jährige potenzielle Neuzugänge nicht stark - im Gegenteil: Tedesco zeigt ihnen ihre Schwächen auf und versucht sie auf andere Weise für die Blau-Weißen zu gewinnen.

Schalke-Coach Domenico Tedesco beteiligt sich aktiv an der Verplflichtung von Spielern. © dpa
„Deutschland sucht den Superstar“ kennt jeder - auf Schalke könnte es bald „Tedesco sucht den Superspieler“ heißen. Denn bei Transfers führt inzwischen kein Weg mehr an Trainer Domenico Tedesco vorbei. Und glaubt man Manager Christian Heidel, so haben die Gespräche, die der Coach mit den Spielern im Vorfeld führt, tatsächlich etwas von einem Casting.
Tedesco beeindruckt mit Akribie
Dass Tedesco eine gewisse Akribie an den Tag legt, hat sich inzwischen herumgesprochen. Als „Laptop-Trainer“ hatte ihn Mehmet Scholl unlängst ein wenig spöttisch bezeichnet - tatsächlich verbringt Tedesco viel Zeit vor dem Monitor und analysiert: Spiele der Gegner, eigene Spiele, sogar Trainingseinheiten. Fragt man Schalke-Spiele, so sind sie durch die Bank beeindruckt von der Präzision seiner Videoanalysen, und das, obwohl diese Disziplin in der Regel nicht allzu beliebt bei Profis ist.
Mindestens den gleichen Aufwand betreibt Tedesco, wenn es um das Thema Neuverpflichtungen geht. „So akribisch, wie er sich mit der Mannschaft beschäftigt, so akribisch beschäftigt er sich auch mit Neuzugängen“, sagt Christian Heidel. Kein Spieler käme gegen den Wunsch des Trainers zum Verein. Auch hier spielen Videoanalysen eine große Rolle - Tedesco scheut aber auch keine weiten Wege.
Intensivierte Bemühungen
Beispiel Cedric Teuchert: Als Schalkes Neuzugang noch bei Nürnberg spielte, flog Tedesco mehrfach dorthin, um sich dessen Spiele anzuschauen. Als bekannt wurde, dass Teuchert auch bei anderen Bundesligavereinen im Visier war, intensivierte Tedesco seine Bemühungen noch und führte ein weiteres, langes Gespräch mit dem Spieler. „Das imponiert einem Spieler, der bei einem Zweitligisten spielt, natürlich, wenn der Trainer eines großen Bundesligavereins sich soviel Mühe gibt“, sagt Heidel.
Dabei gehe es bei den Gesprächen zwischen Tedesco und dem Spieler durchaus auch ans „Eingemachte“. „Zum einen ist dem Trainer neben den sportlichen Kriterien wichtig, was für ein Typ der jeweilige Spieler ist“, beschreibt Heidel den „Casting-Prozess“ - der Profi müsse ins Mannschaftsgefüge passen.
Kritischer Umgang mit den Spielern
Und allzu zimperlich gehe es dabei auch nicht zu. „Was Domenico von vielen anderen Trainern unterscheidet: Er geht sehr kritisch mit den Spielern um“, berichtet Heidel. Man dürfe sich keineswegs vorstellen, dass er den Spielern Honig um den Bart schmiere, um sie nach Schalke zu locken - ganz im Gegenteil. „Er sagt den Jungs auf den Kopf zu, welche Fehler sie noch machen und zeigt ihnen das auch anhand von Videos“, so der Manager. Wenn sie diese Fehler nicht abstellen würden, bräuchten sie erst gar nicht zu Schalke zu kommen - er könnte ihnen aber zeigen, wie sie die Fehler abstellen könnten.
„Das imponiert den Jungs“, so der Manager. „Und wenn jemand dann sagt, dass er sich das ganze nicht zutraut, dann ist er auch nicht der Richtige.“ Cedric Teuchert hat sich davon offenbar nicht abbringen lassen - die Gespräche mit Tedesco gaben letztlich den Ausschlag, dass der 20-Jährige zu Schalke und nicht zu einem anderen Bundesligaverein wechselte. Am Donnerstag bestritt Teuchert seine ersten Trainingseinheiten mit den neuen Kollegen. Bereits am Sonntag könnte er zum ersten Mal Spielerfahrungen sammeln: Um 14.30 Uhr testet Schalke in Benidorm gegen den belgischen Erstligisten KRC Genk (live bei Sky).