Auch für Markus Weinzierl steigt der Druck
Schalkes Saison-Endspurt
Spätestens am 20. Mai wird Klarheit herrschen, wie die Spielzeit 2016/2017 des FC Schalke 04 zu bewerten ist. Die Qualifikation für einen internationalen Wettbewerb ist ohne Zweifel nach dem 1:1 gegen RB Leipzig in großer Gefahr. Sollte dieser Fall eintreffen, wird sich bei der internen Analyse gerade auch Trainer Markus Weinzierl kritische Fragen gefallen lassen müssen.

Bilder des Bundesliga-Spiels zwischen dem FC Schalke 04 und RB Leipzig.
Schalke droht erstmals seit acht Jahren eine Spielzeit, in der man nicht auf europäischer Bühne vertreten ist. Für eine Mannschaft, die über 80 Millionen Euro an Personalkosten verschlingt, wäre das - vorsichtig formuliert - alles andere als befriedigend. Warum fehlt es der Mannschaft an Leistungskonstanz? Warum funktionieren die verfügbaren Neuzugänge meist nur selten? Warum agieren die Königsblauen auswärts so schwach?
Das alles fällt wesentlich in den Verantwortungsbereich des 42-Jährigen, dem man fehlenden Einsatz und Engagement gewiss nicht vorwerfen kann. Und für das große Verletzungspech ist Weinzierl auch nicht verantwortlich. Wohl aber zum Beispiel für einen personellen Zickzack-Kurs, der seinen Kader betrifft.
Zickzack-Kurs
Spieler wie Benjamin Stambouli oder Yevhen Konoplyanka stehen mal in der Startelf und finden sich nur eine Partie später auf der Tribüne wieder. Donis Avdijaj bekommt lange Zeit gar keine Chance und steht dann plötzlich in Darmstadt in der Anfangsformation.
Ein mit viel Vorschusslorbeer verpflichteter Spieler wie Holger Badstuber bleibt trotz personeller Engpässe in der Abwehr im Viertelfinal-Rückspiel gegen Ajax Amsterdam nur ein Bankplatz. Stattdessen wird einem 34-jährigen Sascha Riether vertraut. Der macht seine Sache in dieser Partie zugegebenermaßen gut, aber das spricht nicht für die Schalker Kaderplanung. Denn Riether war eigentlich nur noch in Notfällen für Einsätze vorgesehen.
Zu wenig Kommunikation?-
Auch in punkto Kommunikation wünscht sich so mancher Spieler offenbar mehr Initiative vonseiten des Trainers. Max Meyer verriet kürzlich, dass es eine Aussprache mit Weinzierl gegeben habe. Meyer: „Der Trainer weiß jetzt, dass ich Vertrauen brauche.“ Eine späte Einsicht, die verwundert, denn Trainer und Spieler arbeiten seit über zehn Monaten zusammen.
Genauso überraschte die Antwort von Weinzierl, als er auf die Kritik von Benedikt Höwedes angesprochen wurde. Der Kapitän hatte die fehlende Körpersprache einiger Mitspieler vor dem Spiel in Amsterdam kritisiert. Weinzierl: „Mit mir hat er darüber kein Wort gesprochen.“
Handschrift fehlt
Der Schalker Trainer muss sich außerdem den Vorwurf gefallen lassen, dass immer noch keine klare Handschrift seiner Arbeit zu sehen ist. Dass der 42-Jährige zuletzt in einem „Zeit“-Interview darauf verwies, dass Trainer von der Qualität ihres Kaders abhängig seien, vermittelte den Eindruck, er habe mit der Zusammenstellung seiner Mannschaft eigentlich gar nichts zu tun, sondern ausschließlich Manager Christian Heidel. Doch dann wäre Weinzierl ein schwacher Trainer, wenn er nur das abnicken würde, was Heidel personell in die Wege leitet.
Fazit: Für Schalke steht in den letzten vier Spielen sehr viel auf dem Spiel. Aber auch für Weinzierl, der mehr denn je von guten Ergebnissen und überzeugenden Auftritten seiner Mannschaft abhängig ist, um in Ruhe weiterarbeiten zu können.
Naldo trainierte am Montag das erste Mal wieder mit dem Ball. Dafür gibt es neue Sorgenkinder. Max Meyer hat große Fersenprobleme, Nabil Bentaleb und Sascha Riether sind angeschlagen.