Altes Leiden: Schalke steht sich selbst im Weg
Kommentar
Nach dem 2:0-Auftaktsieg gegen RB Leipzig am ersten Spieltag mussten die Anhänger des FC Schalke 04 nur eine Woche später beim 0:1 in Hannover einen drastischen Leistungsabfall mit ansehen. Trainer Domenico Tedesco wird in den kommenden Wochen die Gründe dafür suchen. Einer liegt jedenfalls schon auf der Hand. Die Spieler waren zu schnell mit zu wenig zufrieden.

Bilder der Bundesliga-Partie zwischen Hannover 96 und dem FC Schalke 04.
Domenico Tedesco kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Schalkes Cheftrainer wirkte verblüfft über das, was da alles in den Auftaktsieg gegen Leipzig hineininterpretiert worden war. Vom "neuen Schalke" war die Rede, gar vom "Tedesco-Stil" - wer den Ball angesichts dieser Lobhudeleien flach hielt, war Tedesco selbst. Der Sieg gegen Leipzig, so der Fußball-Lehrer, sei ja nicht unbedingt aufgrund des Plans, wie Schalke spielen wollte, zustande gekommen, sondern ein Produkt aus Konzentration, Leidenschaft und Siegeswillen gewesen. Eine realistische Einschätzung, die Tedesco darüber hinaus sehr sympathisch macht.
Denn niemand sollte sich blenden lassen: Gegen Leipzig hat Schalke mit "konservativen" Fußball-Tugenden gewonnen, die so ganz und gar nichts mit modernem "Laptop-Fußball", der unter Tedesco vielleicht erwartet wird, zu tun hatten.
Alte Tugenden sind die Basis
Tugenden, die trotzdem immer modern bleiben werden, weil sie die Basis dafür sind, um auch im „neuen“ Fußball-Zeitalter erfolgreich zu sein. Den Beweis, wie es einer spielerisch vielleicht überlegenen Mannschaft ergehen kann, wenn sie diese Tugenden nicht kompromisslos abruft, lieferte Schalke eine Woche später nach dem Leipzig-Spiel gleich selbst. Und prompt ging der Auftritt in Hannover in die Hose.
Und wieder werden nun die Datenbanken rauf und runter ausgewertet, es wird analysiert und bei Video-Studien der Versuch unternommen, diesen Leistungsabfall zu ergründen – eine große Herausforderung für Tedesco.
Chronische Wankelmütigkeit
Vielleicht lässt sich der Ausflug in die große, weite Welt der Statistiken verkürzen. Ein Ansatz für Schalkes fast schon chronische Wankelmütigkeit ist nämlich mehr ein psychologischer als ein wissenschaftlicher: Offensichtlich waren die Spieler wieder einmal zu schnell mit wenig zufrieden. Neuer Trainer, altes Leiden.