Alessandro Schöpf schlägt Alarm: „Wir sind zu lieb“
Schalke 04
Geht es auf dem Schalker Trainingsplatz zu harmonisch zu? Das vermutet zumindest Alessandro Schöpf. Er schlägt Alarm - und sagt, was er manchmal bei den Einheiten vermisst.

Vermisst bisweilen die nötige Härte: Alessandro Schöpf (l.), hier im Zweikampf mit Bastian Oczipka. © imago/RHR-Foto
Die Hotelanlage, in der Schalke in Benidorm residiert, ist sehr weitläufig - sie bietet nicht nur Platz für ein Fußballteam, sondern mindestens für zwei. Zurzeit bereitet sich neben Schalke der aktuelle Tabellenführer der belgischen Liga, der KRC Genk, auf die Rückrunde vor - am Freitag treffen die beiden Teams in einem Testspiel aufeinander.
Die Belgier trainieren zu ähnlichen Zeiten wie Schalke, die beiden Trainingsplätze liegen direkt nebeneinander und sind nur durch einen hohen Sichtschutzzaun voneinander getrennt. So können Schalke-Spieler und -Fans zwar nicht sehen, was die Profis aus Genk machen - hören können sie es aber schon. Und da fällt auf: Die Belgier sind wesentlich lauter als die Schalker.
„Habe es nie auf dem Trainingsplatz krachen sehen“
Da wird sich schon einmal auf dem Platz angebrüllt, die Spieler feuern sich gegenseitig an - auf dem Schalker Trainingsplatz ist es, so der Eindruck vieler Beobachter, wesentlich leiser. Für laute Ansagen ist in der Regel Co-Trainer Peter Perchtold zuständig, dass sich die Spieler gegenseitig antreiben, so der Eindruck, ist seltener.
Das ist auch Alessandro Schöpf bereits aufgefallen. Der Österreicher schlägt Alarm: „Ich glaube schon, dass wir zu lieb zueinander sind, auch auf dem Trainingsplatz“, lautet seine Diagnose. „In den letzten Wochen habe ich nie auf dem Trainingsplatz etwas krachen sehen.“
„Wir haben in der Hinrunde zu viel schleifen lassen“
Dabei sei so etwas durchaus üblich - gerade auf dem Niveau, auf dem Schalke spiele. „Ich glaube schon, dass das ein bisschen fehlt bei uns“, kritisiert der Mittelfeldspieler. „Vielleicht kommen wir nicht wirklich aus uns heraus. Ich würde mir schon ab und zu einmal wünschen, dass es im Training ein bisschen mehr kracht.“
Das Problem sei nicht der fehlende Wille, so Schöpf weiter. Den habe man der Mannschaft auch in der Hinrunde nicht absprechen können. Aber um erfolgreich zu sein, müsse man auch im Training mehr Biss an den Tag legen. „Wir haben in der Hinrunde zu viel schleifen lassen“, sagt Schöpf - der unbedingte Siegeswille habe gefehlt. „Man spielt ja so, wie man trainiert“, so Schöpf weiter. „Nur, wenn man in jedem Training an die Grenzen geht, kann man erfolgreich sein.“
Das ließ Trainer Domenico Tedesco am Montag trainieren
Und dazu gehöre eben, dass man die guten Manieren manchmal in der Kabine lassen muss. „Wenn ich einen Zweikampf gewinnen möchte, dann meine ich das nicht böse“, argumentiert Schöpf, „sondern dann ist das so, weil ich alles gebe, um den Zweikampf zu gewinnen.“ Nach dem Training gebe man sich die Hand, und dann sei alles wieder gut.
Bei der Einheit am Montagmorgen waren genau die Qualitäten gefragt, die Schöpf vermisst: Trainer Domenico Tedesco ließ zunächst Zweikämpfe probieren, später ging es beim „Vier gegen Vier“ auf kleinem Feld kräftig zur Sache.
Und trotzdem: Die Belgier von nebenan hörte man besser.