Vater soll drei Kinder ins Ausland gebracht haben

Verdacht auf Kindesentziehung

In großer Sorge ist die syrische Flüchtlingsfamilie Chehada, die seit Oktober 2015 in Raesfeld wohnt. Die drei Kinder von Hallah Chehada im Alter von 6 bis 14 Jahren könnten vom Vater ins Ausland gebracht worden sein. „Es besteht der Verdacht der Straftat der Kindesentziehung“, bestätigte am Donnerstag Frank Rentmeister, Sprecher der Borkener Polizei.

Raesfeld

, 05.01.2017, 17:29 Uhr / Lesedauer: 2 min
In großer Sorge um die Kinder Hasan (l., 14), Zein (vorne, 6) und Haifa (2.v.r., 12) sind Mutter Hallah (2.v.l.), ihr Bruder Osama und Oma Houda.

In großer Sorge um die Kinder Hasan (l., 14), Zein (vorne, 6) und Haifa (2.v.r., 12) sind Mutter Hallah (2.v.l.), ihr Bruder Osama und Oma Houda.

Es sei davon auszugehen, dass der Vater mit den Kindern ins Ausland gereist sei und den Weg nach Syrien suche. „Der Vater ist im polizeilichen System zur Fahndung ausgeschrieben“, so Rentmeister.

Vor Ehemann geflohen

Mutter Hallah Chehada floh 2015 aus Syrien nicht nur vor dem Krieg, sondern auch vor ihrem Ehemann. Nach ihrer Flucht mit Mutter Houda, Bruder Osama und ihren drei Kindern über die Türkei nach Deutschland, kam die Familie erst im alten Pfarrheim in Erle unter, erhielt im März 2016 eine Wohnung sowie die Anerkennung. Die Familie hat sich in der Gemeinde Raesfeld sehr gut eingelebt. Die Kinder gehen gern zur Schule und beherrschen alle mittlerweile die deutsche Sprache.

Sorgerecht

Ihr Vater kam kurze Zeit später ebenfalls als Flüchtling in den Kreis Borken und erhielt für seine Kinder das Sorgerecht, da das Paar nicht geschieden ist. So war es nichts Besonderes, dass der in Burlo lebende Vater wie in den Monaten zuvor seine Kinder zu einem Besuch am Montag dieser Woche abholte. Nachdem allerdings die Kinder am nächsten Tag nichts mehr von sich hören ließen und auch niemand, auch nicht der Vater, ans Telefon ging, wuchs in der Familie die Sorge und der Verdacht auf eine Kindesentführung.

"Großes Meer"

Nach Recherchen der Familie befanden sich zwei Tage später die Kinder auf dem Weg ins Ausland. Dann eine WhatsApp-Sprachnachricht der Kinder am Mittwochmorgen: „Mama, hol uns ab! Wir sind irgendwo über ein großes Meer gefahren“, sagte die zwölfjährige Haifa weinend. Auch der sechsjährige Sohn Zein ist weinend zu hören. Falls es dem Vater gelinge, die Kinder nach Syrien zu bringen, seien deutschen Behörden die Hände gebunden. Denn dort gelte ein anderes Sorgerecht, so Rentmeister auf Nachfrage unserer Zeitung. Auch ohne Reisepapiere scheint es dem Vater bereits gelungen zu sein, die Kinder ins Ausland zu bringen. „Wir haben in der EU offene Grenzen und da ist es auch für syrische Flüchtlinge keine Schwierigkeiten aus Deutschland auszureisen“, so Rentmeister.