Die Gemeinde Raesfeld informierte am Dienstag (16. Januar) in der Aula der St. Sebastian-Schule zur aktuellen Flüchtlingssituation. Bürgermeister Martin Tesing stellte Zahlen und Hintergründe mit weiteren Verwaltungsmitgliedern (Norbert Altrogge, Daniel Knufmann und Markus Büsken) sowie der Integrationsbeauftragten Nicole Höbing vor.
Raesfeld hat demnach aktuell 11.817 Einwohner. Zwei Prozent davon stammen aus anderen EU-Mitgliedsstaaten, 4,98 Prozent aus Drittstaaten - 589 Menschen. Aus der Ukraine leben nun 58 Frauen, 44 Kinder und 42 Männer in Raesfeld.
Die gesetzliche Aufnahmepflicht sieht 70 Flüchtlinge für Januar vor. Ob wirklich so viele kommen, weiß man noch nicht. Im Jahr 2023 gab es im Januar 126 angekündigte Flüchtlinge, von denen 116 tatsächlich kamen. Ein Bürger fragte, wie viele Menschen denn noch zu erwarten seien. Das könne die Gemeinde nicht sagen, weil das, was heute gesagt werde, morgen schon alt sein könne und die Prozesse dynamisch bleiben, so Tesing.
Tesing verglich die Situation mit einem Pokerspiel, als Bürger fragten, ob die Gemeinde nicht Plätze auf Vorrat schaffen könne, um besser vorbereitet zu sein. Daniel Knufmann legte die Kosten für die ersten drei Quartale 2022 vor: Hier hatte die Gemeinde Ausgaben von rund 260.000 Euro und Zuschüsse von 170.000 Euro - die Differenz von 90.000 Euro musste Raesfeld stemmen.
41 Unterkünfte in Raesfeld
Waren es im vergangenen Jahr noch 36 Unterkünfte, hat die Gemeinde in diesem Jahr 41 Unterbringungsmöglichkeiten: 35 in Raesfeld, vier in Erle und zwei in Homer. Elf davon befinden sich im Eigentum der Gemeinde. 30 sind angemietet. Auf dem Wohnungsmarkt ist kein Wohnraum mehr vorhanden. Daher nimmt die Gemeinde nach wie vor Vorschläge entgegen.
Tesing hielt erneut fest, dass die aktuelle Situation die Kommunen überfordert und die Gemeinden den Menschen nicht mehr gerecht werden. Ein Positionspapier der Bürgermeister im vergangenen Jahr sei nicht zufriedenstellend beantwortet worden.
Markus Büsken sagte, dass die Zuweisungen im Oktober 2023 „explodiert“ seien: Es kamen 25 Menschen plus neun zusätzlicher Familiennachzüge. Wer ein Aufenthaltsrecht erhalte, dürfe Familienmitglieder nachholen und falle aus der Statistik.
Jugendhaus Erle
Ein großes Thema war das Jugendhaus Erle: Anders als in der Turnhalle gebe es im Jugendhaus private Rückzugsmöglichkeiten und einen geringen Umbauaufwand. Die Gemeinde entschied sich aufgrund hoher Kosten und langer Lieferzeiten gegen die Containerlösung. Die Initiatoren des Bürgerbegehrens hatten sich ein eigenes Angebot mit geringeren Kosten und kürzerer Lieferzeit von acht Wochen eingeholt.
Der Schützenfestplatz Erle könnte langfristig noch einmal ins Gewicht fallen, wenn der Flüchtlingsstrom nicht abreiße, so die Verwaltung. Denn viele Flüchtlinge würden bleiben.

Außerdem hielt Bürgermeister Tesing fest, dass die vielen jungen, alleinreisenden Männer eine Herausforderung darstellten, weil sie auch anders untergebracht würden als Familien. „Kriminalität ist kein Problem“, betonte die Integrationsbeauftragte Nicole Höbing.
Das System ist am Limit
Laut Gemeinde ist das System der Schulen und Kitas am Limit. An einer weiterführenden Schule stehen aktuell fünf Kinder aus Raesfeld auf einer Warteliste, für die kein Platz mehr da sei, so die Integrationsbeauftragte. Trotz Sprachlotsen, Lesepaten und ehrenamtlichen Helfern komme das Personal an Grenzen. Daher brauche das System „niederschwellige Angebote“, um die Kinder in den regulären Schulprozess mit aufzunehmen und gut integrieren zu können. Der Kreis Borken arbeitet mit der Gemeinde Raesfeld an Lösungen.
Situation an Grundschulen
Ein Blick Richtung Grundschulen zeigt, dass an der Silvesterschule in Erle für den kommenden Sommer 43 Kinder angemeldet sind. Fünf davon haben einen Migrationshintergrund. In der St. Sebastian-Schule Raesfeld sind es 17 von 101.
Im November 2023 wurden in der Kommune rund 1110 Kinder in den Kitas und der Tagespflege betreut. Davon kommen 303 aus Erle, elf haben eine ausländische Staatsangehörigkeit. In Raesfeld waren es 30 von 808 Kindern.
Ehrenamtliche treffen sich
Die Gemeinde Raesfeld bedankte sich für den Einsatz der zahlreichen Ehrenamtlichen. Nach wie vor sind engagierte Menschen willkommen. Das nächste Helfertreffen ist für Donnerstag, 1. Februar, um 19 Uhr im Kolpinghaus in Raesfeld geplant.
Eröffnung des Jugendhauses Erle: Initiatoren des Bürgerbegehrens bleiben bei ihrer Kritik
E-Rezepte in Schermbeck und Raesfeld: Noch sehen Apotheker Aufklärungsbedarf
Bürgerbegehren zum Jugendhaus Erle: Gemeinde schätzt Kosten zur Flüchtlingsunterkunft