„Sporthalle Erle - Mehrzweckraum“ steht auf einem kleinen Schild. Gleich daneben befindet sich ein etwa 65 Quadratmeter großer Raum. Der Billardtisch ist aufgebaut, einige Sitzmöbel stehen im Raum verteilt und die Boxen für die DJs warten darauf, angeschlossen zu werden.
Die Eröffnungsfeier der Ersatzräume für das Jugendhaus Erle in der Sporthalle kann starten. Sie befindet sich gleich neben dem alten Gebäude, das künftig vorübergehend als Flüchtlingsunterkunft genutzt werden soll. Vorteil des Ausweichquartiers: Jugendliche dürfen einmal pro Woche die Sporthalle mitnutzen.
So wird hier künftig ein regelmäßiges Kurs- und Sportprogramm angeboten, auf das sich viele Jugendliche freuen. Einige Jugendliche kritisieren, dass im Mehrzweckraum deutlich weniger Platz zur Verfügung steht.
Daniel Bankstahl, Jugendleiter aus Erle, und Philipp Hatkämper, Jugendleiter im Jugendwerk Raesfeld, treffen noch letzte Vorbereitungen, bevor die Party losgeht. Sie haben eine gute Kooperation. Die Jugendlichen können beide Häuser nutzen.
„Wir freuen uns, dass es mit der offenen Kinder- und Jugendarbeit nun weitergeht“, erklärt Philipp Hatkämper. Auch Jonathan Schmidt von der CDU Raesfeld schaut als Gast vorbei. Es sei eine Umstellung von „drüben nach hier“, aber das Ergebnis sei gut geworden, überzeugt er sich selbst. Wenig später legen die DJs Musik auf und die Kids feiern.

Patrick Regner ist mit Manuel Jakob und Michel Opolony hier. Es sind die drei Vertretungsberechtigten für das Bürgerbegehren zum Jugendhaus Erle. Sie wiederholen ihre Kritik: „Ein Spielraum ersetzt nicht das Jugendhaus Erle.“ Wo vorher 350 Quadratmeter waren, falle nun viel Raum weg. Die Lösung halten die drei Männer daher eher für „suboptimal“. Mittlerweile haben sie auch einen Anwalt eingeschaltet, der sich mit dem Fall beschäftigt. Sie fragen: „Besteht nicht ein möglicher Interessenkonflikt, wenn der Geschäftsführer des Jugendwerkes Raesfeld zugleich als Verantwortlicher bei der Gemeinde Raesfeld für das Bürgerbegehren zum Jugendhaus fungiert?“
Unpassende Kostenschätzung
Außerdem kritisieren sie die Kostenschätzung der Gemeinde Raesfeld: „Im November wurden wir darüber informiert, dass sowohl 30 Flüchtlinge im Jugendhaus, als auch 30 weitere in Containern hinter dem Jugendhaus untergebracht werden sollten“, meint Patrick Regner. Die Gemeinde schätzt die Gesamtkosten auf 405.000 Euro.
Auf dieser Basis hatten die Kritiker selbst ein Angebot für eine Containerlösung eingeholt, das rund 100.000 Euro günstiger ist: „Wir fordern daher die Gemeindeverwaltung auf, eine klare und transparente Aufschlüsselung der Kosten vorzulegen.“ Sie wollen vor allem wissen, was es kosten wird, wenn das Gebäude nach dem Auszug der Flüchtlinge wieder zum Jugendhaus zurückgebaut wird. Dies fehle in der Kostenaufstellung der Gemeinde Raesfeld.
Infoveranstaltung in Raesfeld
Für Patrick Regner und Michel Opolony ging es nach der Feier weiter: Sie nahmen noch an der Informationsveranstaltung zur Flüchtlingssituation in Raesfeld teil, wo Raesfelds Bürgermeister Martin Tesing die schwierige Situation erklärte. Auch der Schützenfestplatz Erle wurde vorab als Standort für Container in Erwägung gezogen. Doch da dieser kein Eigentum der Gemeinde ist, fiel er schnell heraus. Nach wie vor sucht die Gemeinde nach weiteren Flächen und Wohnraum für Flüchtlinge.
Das Jugendhaus Erle möchte die Gemeinde Raesfeld nur temporär zur Unterbringung der Flüchtlinge nutzen. Zwei Jahre sind angedacht. Laut Bürgermeister Tesing sei der Eingriff vertretbar, da die Jugendarbeit in der Sporthalle nahtlos fortgesetzt werden könne.
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