„Ich wünsche mir das Jugendhaus zurück in das damalige Jugendhaus“, steht in kindlicher Handschrift auf einem gebastelten Stern, der an dem sogenannten Wunsch-Weihnachtsbaum hängt. Dieser wurde durch die Mitglieder des Bürgerforums Raesfeld-Erle organisiert und vor dem ehemaligen Jugendhaus Erle platziert.
Ziel der Infoveranstaltung am Donnerstag war es, besonders die Stimmen der Kinder und Jugendlichen zu hören und sie ernst zu nehmen. Aber auch ehemalige Besucher des Jugendhauses, Eltern und besorgte Bürger fanden einen Ort des Austausches bei der Caritas.

„Ich war bei der Ratssitzung dabei und ich habe mich nicht ernst genommen gefühlt. Auch die Kinder und Jugendlichen wurden nicht ernst genommen oder wertgeschätzt. Es ist ganz offensichtlich, dass Kinder keine Rolle spielen“, meinte eine Anwesende. Besonders interessiert waren die Teilnehmer daran, auf welcher Datenbasis das Jugendhaus als geeignete Unterkunft für Geflüchtete ausgewählt worden sei.
Teilnehmende kritisierten, dass in ihren Augen keine kreativen Ideen der Bürger zur Unterbringung der Geflüchteten eingeholt wurden. Es seien lediglich Annoncen durch die Gemeinde geschaltet worden, um nach (Miet-)Wohnungen zur Unterbringung geflüchteter Menschen zu suchen. Durch diese hätten sich die Erler Bürger aber nicht angesprochen gefühlt. Jonathan Schmidt aus dem Vorstand der CDU Raesfeld-Erle-Homer merkte in diesem Zusammenhang an: Zum Hauptausschuss am 30. Oktober, bei dem die Flüchtlingssituation thematisiert wurde, sei niemand gekommen.

Die Kommunikation zwischen der Gemeinde und dem Bürgerforum wurde bei dem Treffen als „katastrophal“ bezeichnet. Patrick Regner (Vorstand Bürgerforum) ist selbst gebürtiger Erler. „Das Jugendhaus hat uns Perspektiven gegeben“, betonte er. Besonders die persönlichen Beweggründe der Vereinsmitglieder tragen jetzt zu dem großen Engagement bei. „Ich verbinde alles mit dem Jugendhaus“, erklärte auch Andreas Booms. Seit 24 Jahren sei er Besucher im Jugendhaus – heute schaue er mindestens einmal im Monat vorbei. Auch seine Frau habe er dort kennengelernt. „Das war unser Zufluchtsort. Wo sollen sich die Jugendlichen denn treffen?“
Mängel beim Brandschutz
Bei einer Besichtigung der Räumlichkeiten in der Turnhalle seien Mängel im Bereich des Brandschutzes aufgefallen. Ausschlaggebend dafür waren Bedenken von Bürgern. Der Bericht zum Brandschutz liegt nun der Gemeinde vor. Michel Opolony, zertifizierter Brandschutzbeauftragter, merkte besonders folgende Punkte an:
- Hindernisse auf gekennzeichneten Fluchtwegen
- Fehlende Darstellung von Flucht-, Rettungswegen sowie eines Sammelplatzes in Flucht- und Rettungswegplänen
- Irreführung durch falsche Fluchtwegkennzeichnung in einen Heizungsraum, der als „gefangener Raum“ gilt
- Überlastung des Stromnetzes
Viel zu wenig Platz
Auch viele Kinder und Jugendliche sind nicht zufrieden mit der Ausweichmöglichkeit der Sporthalle. Die zehnjährige Janna kritisierte die beengten Räume. „Vorher bin ich zweimal die Woche ins Jugendhaus gegangen“, ergänzte der zehnjährige Theo. Aufgrund des Platzmangels und der Probleme mit der Elektrik, von der die Kinder immer wieder sprachen, verabredet er sich nun anderswo. Sie kritisieren, dass die meisten Steckdosen nicht funktionieren würden und der Strom wegen Überlastung komplett ausgefallen sei.
Auch Jette (8) und Leo (10) beklagten den fehlenden Platz und dass viele Geräte verschwunden seien: „Im alten Jugendhaus hatte man viel mehr Gelegenheiten, was zu machen“, umschrieb Leo. Besonders ihre Machtlosigkeit mache den Kindern und Jugendlichen zu schaffen. Die 13-jährige Carlotta brachte das auf den Punkt: „Ich hab das Gefühl, dass man unsere Stimmen nicht hören will.“
Eine Stimme für Kinder
Aus diesem Gefühl heraus sollen die Kinder und Jugendlichen dann auch ihre Unterschriften abgeben können. „Wir wollen den Kindern eine Stimme geben“, so der Brandschutzbeauftragte Michel Opolony. Besonders wichtig war es den Anwesenden, klarzustellen: „Kein Mensch hier hat etwas gegen Flüchtlinge. Es geht darum, dass den Kindern das einzige genommen wird, was sie hier im Ort haben“, bedauerte eine Bürgerin - und so erhoffen sich die Erler den Erhalt des Jugendhauses.
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