
© Berthold Fehmer
Karneval trotz Krieg und Corona: „Es bleibt ein blöder Beigeschmack“
Karneval
Wie viel Karneval geht in Zeiten wie diesen? In Raesfeld wählte man erneut einen kreativen Weg, aber Organisatorin Britta Terhart gestand: „Es bleibt ein blöder Beigeschmack.“
Nach dem Online-Rosenmontagszug im vergangenen Jahr hatte der Verein Raesfelder Rosenmontagszug (RRZ) in diesem Jahr die Narren aufgerufen, ihre Vorgärten und Eingangsbereiche an Häusern karnevalistisch zu schmücken. Das Kinderprinzenpaar, Luis Olbing und Carla Mümken, fuhr am Rosenmontag mit einem Tross von fast 20 Personen ab 9 Uhr im Halbstunden-Takt durch Raesfeld, Erle und Homer und begutachtete die Ergebnisse.
Los ging es an der Kita St. Nikolaus, die eigentlich an diesem Tag geschlossen war, aber von Mitarbeitern, Eltern und Kindern trotzdem für das Kinderprinzenpaar geschmückt wurde. Unter anderen mit einer „Fotobox“, also einem Aufsteller, durch den die jungen Majestäten in kleinkindgerechter Höhe den Kopf durchstecken und dann als Prinzessin fotografiert werden konnten.

Prinzessin Carla und Prinz Luis begutachteten auch den geschmückten Eingangsbereich an der Erler Tagespflege. Die Narrenkappen hatten die Besucher ausgemalt. © Berthold Fehmer
Corona-Maske mit Loch für die Tröte
An der Tagespflege in Erle erwartete das Kinderprinzenpaar ein mit Narrenkappen geschmückter Eingangsbereich, die von den Tagespflegegästen selbst bemalt worden waren. Dazu eine Clown-Puppe, die zwar eine Corona-Maske trug, aber mit einem kleinen Loch darin, sodass die Tröte durchpasste - symbolhaft für die aktuelle Situation der Karnevalisten.

Dieser Clown mit Corona-Maske und Tröte stand im Eingangsbereich der Erler Tagespflege. © Berthold Fehmer
Nicht nur Corona, sondern auch der Krieg in der Ukraine ist am Kinderprinzenpaar natürlich nicht vorbeigegangen. „Ich denke oft an die Ukraine und frage mich, ob es richtig ist, dass wir gerade feiern“, sagte Luis. Die Solidarität zur Ukraine hatten die Karnevalisten bereits am Freitag durch eine ukrainische Flagge auf dem Froschwagen ausgedrückt, mit dem Alteneinrichtungen und Schulen besucht wurden.
„Wenn wir helfen können, dann helfen wir“
„Wenn wir helfen können, dann helfen wir“, sagte Organisatorin Britta Terhart. Doch im Moment gebe es dazu wenig Möglichkeiten. Terhart sieht auch die vielen wegen Corona ausgefallenen Veranstaltungen, die häufig die Kinder betrafen. Die RCV-Kükengarde hatte etwa Tänze eingeübt - und durfte diese am Rosenmontag vor Prinzenpaar und Vorstand zeigen. „Wir wollen das Beste daraus machen“, sagte Terhart über den Rosenmontag. „Aber es bleibt ein blöder Beigeschmack.“
Richtig ausgelassene Stimmung sah man bei den Karnevalisten und den einladenden Familien und einladenden Gruppen an diesem Tag nicht. Auch wenn sich etwa die Familien Mohr, Ebbing und Tempelmann bei ihrem „Drei Eichhörnchen Biergarten“ an der Straße „Am Ehrenmal“ sehr kreativ gezeigt hatten. „Wir haben uns zum Brainstorming getroffen“, erzählte Elke Mohr. Und am Sonntag habe man gemeinsam geschmückt.

Ein Stein mit starkem (Lakritz-) Schneckenbefall © Berthold Fehmer
„Man muss schon genau hingucken“, sagte sie lachend. Denn nicht nur ein Schubkarren-Mann oder ein „Männer-Hochbeet“ (mit vielen Bierflaschen), sondern auch ein Baum mit „starkem Pilzbefall“, der sich eher als ein „Pils-Befall“ entpuppte, oder ein Stein mit „schwerem Schneckenbefall“ (Lakritz-Schnecken) waren dort zu sehen. Und vieles mehr. Für die Kinder gab es im Biergarten natürlich kein Bier, sondern Limonade.
Fleißig fotografiert wurden alle Gärten und Eingangsbereiche von den Vorstandsmitgliedern. Abends wollten sich dann Kinderprinzenpaar und RRZ-Vorstand zusammensetzen, die Fotos sichten und demnächst entscheiden, welche der 16 teilnehmenden Gruppen am Ende mit Preisen bedacht werden sollen. „Das wird sich lohnen“, versprach Terhart lächelnd.
Berthold Fehmer (Jahrgang 1974) stammt aus Kirchhellen (damals noch ohne Bottrop) und wohnt in Dorsten. Seit 2009 ist der dreifache Familienvater Redakteur in der Lokalredaktion Dorsten und dort vor allem mit Themen beschäftigt, die Schermbeck, Raesfeld und Erle bewegen.
