Links: Der Schlosspark von Raesfeld mit Lichtband und beleuchteten Bäumen. Rechts: Bürgermeister Martin Tesing.

Das Lichtband am Karpfenteich soll ausgeschaltet werden und nur noch jeder dritte Baum beleuchtet werden, um Energie zu sparen. Weitere Einsparungsmöglichkeiten hat Bürgermeister Martin Tesing vorgelegt. © Berthold Fehmer

Energiekrise: Bürgermeister Martin Tesing legt Sparliste vor

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Die Energiekrise erfasst auch die Gemeinde Raesfeld. Bürgermeister Martin Tesing hat nun eine Liste vorgelegt, wie Energie gespart werden soll. Klar ist: Ohne Einschnitte wird es nicht gehen.

Raesfeld

, 06.09.2022, 09:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

In einer Berichtsvorlage für den Rat, der am 12. September tagt, schildert Tesing die Ausgangssituation für die Gemeinde. Im Jahr 2020 habe diese etwas mehr als 400.000 Euro für die Versorgung der gemeindlichen Energieverbraucher aufgewendet. „Steigen die Energiekosten für Strom und Gas im Jahr 2023 um den Faktor vier bis fünf gegenüber den Kosten zu Jahresbeginn, wie sie aktuell angeboten werden, muss die Einsparung das Gebot für die Gemeinde Raesfeld sein“, so Tesing.

Laut Energiesparverordnung, die auch für die „öffentlichen Nichtwohngebäude“, also etwa das Rathaus der Gemeinde, gilt, dürfen nur noch 19 Grad in den Räumen herrschen. „Dezentrale Trinkwassererwärmungsanlagen sind grundsätzlich auszuschalten“, so Tesing. Auch die Beleuchtung von Gebäuden oder Baudenkmälern von außen ist untersagt, außer bei Sicherheits- und Notbeleuchtung.

Versicherungsgründe sprechen gegen Vollabschaltung

Das Schloss Raesfeld aber nun vollständig nicht mehr zu beleuchten, sei aus Versicherungsgründen nicht möglich, so Tesing. „Bei einer vollständigen Abschaltung wäre auch der Schlossinnenhof unterbeleuchtet und daher nicht mehr verkehrssicher zu begehen.“ Eine Zeitschaltung sei aus technischen Gründen nicht möglich. Das Lichtband am Karpfenteich soll hingegen abgeschaltet werden. „Die Baumanstrahlung an der Schlossallee wird auf jede dritte Leuchte reduziert“, so Tesing. Gegen ein vollständiges Abschalten sprächen erneut Versicherungsgründe.

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Die Steuerung der Straßenbeleuchtung liegt nicht in Raesfelder Hand, sondern bei der Westenergie. Mit dem Unternehmen seien Gespräche in Vorbereitung, so Tesing. Auch habe man zur Beleuchtung der Kirchtürme in Raesfeld und Erle die Kirchengemeinde auf ihre Verpflichtung hingewiesen.

Beschwerden beim Lehrschwimmbecken

Beim Lehrschwimmbecken der Sebastian-Schule ist die Sache schwierig. Es wird zwar ganzjährig beheizt. Allerdings: „Die aktuelle Wassertemperatur befindet sich mit 29 Grad schon an der unteren Grenze, da diese nach den empfohlenen Vorgaben bei 28 Grad liegt“, so Tesing. Normal seien 32 Grad. Schon bei 29 Grad sei es wiederholt zu Beschwerden von Nutzern gekommen, vor allem beim Säuglings- und Kinderschwimmen. Tesing: „Bei einer Absenkung unter 28 Grad ist davon auszugehen, dass das Lehrschwimmbecken nicht mehr genutzt wird.“ Bei den Sporthallen will die Gemeinde mit den Vereinen nach Einsparpotenzialen suchen.

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Einschnitte wird es vermutlich bei Vereinen und Gruppen geben, die die öffentlichen Gebäude nutzen. Drei Schulen, Naturparkhaus, Villa Becker, Schwesternhaus, zwei Jugendhäuser zählt Tesing exemplarisch auf. „Vereinen und Gruppen werden heute zum Teil Räume zur exklusiven Nutzung überlassen. Hier muss ein Umdenken stattfinden“, fordert Tesing.

Gruppen müssten enger zusammenrücken

Zu überlegen sei, ob exklusive Nutzungsrechte zugunsten von Energieeinsparung aufgegeben werden. „Darüber hinaus sind die Überlegungen angelaufen, die heute innerhalb eines Gebäudekomplexes bestehenden Raumnutzungen auf einen energetisch optimierten Gebäudeteil zu konzentrieren.“ Heißt: Die Gruppen müssten enger zusammenrücken und sich mehr absprechen. „Hierzu sind die ersten Gespräche angelaufen“, so Tesing. In den etwa 20 Asylunterkünften soll unter anderem die Vorlauftemperatur der Heizungsanlagen auf 50 Grad abgesenkt werden.

Tesing will mittelfristig ein technikunterstütztes digitales Energiecontrolling aufbauen. Derzeit müssten viele Daten noch händisch erhoben werden. Zudem fordert Tesing: „Raesfeld muss den Ausbau der erneuerbaren Energien forcieren.“ Ein erster Schritt sei durch die vom Kreis Borken in Auftrag gegebene Potenzialanalyse für Photovoltaik-Freiflächenanlagen unternommen worden, mit deren Ergebnissen in Kürze zu rechnen sei.

„Gemeinde in der Vorreiterrolle“

Das „Umdenken“ müsse bei allen Bürgerinnen und Bürgern einsetzen, so Tesing: „In diesem Zusammenhang sehen wir die Gemeinde in einer Vorreiterrolle und in einer Vorbildfunktion. In den nächsten Tagen und Wochen muss bei den Bürgerinnen und Bürgern ein starkes Bewusstsein für notwendige einschneidende Verhaltensänderungen im Energieverbrauch geschaffen werden.“