
© Berthold Fehmer
Anwohnerinnen empfinden Schaukel als „öffentliches Ärgernis“
Spielplatz Thiespatt
Eine neue Schaukel auf einem Spielplatz sollte normalerweise für Kinder ein Grund zur Freude sein. Als „öffentliches Ärgernis“ bezeichnet hingegen Marlies Zdarta das Modell am Thiespatt.
Mit dem Spielplatz an der Straße Thiespatt in Erle verbindet die Anwohnerin viele Erinnerungen. „Ein Träumchen“ sei der Spielplatz bei seiner Eröffnung vor über 30 Jahren gewesen. Damals war die Tochter von Marlies Zdarta noch ein Kleinkind. „Clown-Spielplatz“ sei der Spielplatz von allen genannt worden, sagt Anwohnerin Maria Pass - wegen des bunten Clownsgesichts auf einem Turm in der Mitte des Sandkastens.
Interessant und vielseitig sei der Spieplatz damals gewesen, versichert Zdarta: mit einem Häuschen auf dem Kletter-/Rutschenturm, einer Wippe mit Pferdeköpfen, Federwipptieren und der Doppelschaukel. Nun empfindet sie den Spielplatz als „verwahrlost“.
„Oma, die haben schon wieder was abgebaut“
Eine der Holzbänke ist stark von der Witterung mitgenommen. Und das Spielangebot wurde immer wieder eingeschränkt. „Oma, die haben schon wieder was abgebaut“, habe ihre Enkelin zuletzt immer wieder gesagt, sagt Maria Pass. Zudem wurde der Spielplatz verkleinert, da Müllfahrzeuge den Platz zum Wenden brauchten.
Als in diesem Jahr eine „neue“ Schaukel als Ersatz für eine abgebaute Doppelschaukel aufgestellt wurde, stieß das auf wenig Gegenliebe. „Damit kann ich gar nicht mehr in den Himmel schaukeln“, habe ihre Enkelin gesagt, sagt Pass. Für Zdarta, die vor der Rente als Erzieherin in der Kita Holzwurm gearbeitet hat, steht fest, dass die Schaukel weder für kleine noch für große Kinder wirklich geeignet ist.
Unterschriftenliste eingereicht
Sie kam mit Maria Pass und vielen anderen Eltern darüber ins Gespräch, sammelte schließlich rund 50 Unterschriften für eine neue Doppelschaukel und schickte sie im März dieses Jahres an die Gemeinde. Von dort habe es keine Reaktion gegeben. Die Ratsfraktionen erhielten ebenfalls von ihr die Nachricht. „Bis auf die Grünen haben sich alle gemeldet und Unterstützung versprochen“, so Zdarta.
Dass sie von der Gemeinde keine Antwort erhielt, darüber ist sie enttäuscht. Da nun die Raesfelder Spielplätze am Naturerlebnisgelände und Ahornpfad erneuert wurden, will Zdarta vor allem eins. „Dass wir hier in Erle nicht vergessen werden.“ Denn im Wohngebiet lebten viele junge Familien mit kleinen Kindern und für diese müsse auf dem Spielplatz etwas passieren.
„Wir wollen kein Schickimicki“
Aber was? Zdarta könnte sich etwa eine kleine Wasserstelle mit Pumpe vorstellen, eine Doppelschaukel, davon eine mit Körbchen für kleine Kinder, vielleicht noch Reckstangen in drei Höhen (wie früher) oder ein Baumstamm, auf dem man balancieren kann. Vielleicht noch eine Wippe. „Wir wollen kein Schickimicki.“
Genutzt werde der Spielplatz auch gern von den Kindern des Silvester-Kindergartens, weiß Zdarta. Auch die Holzwurm-Kinder seien hier oft hingelaufen. Und gerade in der Corona-Zeit seien solche Spielangebote sehr wichtig.
Doppelschaukel ist bestellt
Bernd Roters, Chef der Bauverwaltung, sagt, dass man bereits eine neue Doppelschaukel für den Spielplatz Thiespatt bestellt habe. Eine davon sei mit einem Korb für Kleinkinder ausgestattet. Problematisch seien derzeit die Lieferzeiten, aber Roters rechnet damit, dass die Schaukel im Februar 2022 ankommen könnte. Weitere Verbesserungen am Thiespatt seien im kommenden Jahr aber nicht geplant.
Zu dem aktuellen, bei Kindern unbeliebten Schaukelmodell auf dem Spielplatz sagt Roters: „Wir wollten eigentlich was Gutes tun.“ Die Schaukel habe der Bauhof noch auf Lager gehabt und auf dem Spielplatz aufgebaut.
Den Hinweis der Erler Anwohnerinnen nimmt Roters aber auf. Eine neue Reckstange auf dem Spielplatz könnte er sich auch vorstellen, weist aber auf das knappe Budget der Gemeinde von 15.000 Euro pro Jahr für die Spielplatzunterhaltung hin.
Berthold Fehmer (Jahrgang 1974) stammt aus Kirchhellen (damals noch ohne Bottrop) und wohnt in Dorsten. Seit 2009 ist der dreifache Familienvater Redakteur in der Lokalredaktion Dorsten und dort vor allem mit Themen beschäftigt, die Schermbeck, Raesfeld und Erle bewegen.
