Adalbert Friedrich stellt Buch über „Krieg und Gefangenschaft“ nach 60 Jahren fertig
Kriegserinnerungen
Über seine Zeit im Zweiten Weltkrieg und in russischer Kriegsgefangenschaft berichtet Adalbert Friedrich in seinem neuen Buch. Die ersten Seiten dafür schrieb er vor 60 Jahren.

Adalbert Friedrich stellte sein Buch vor. © privat
In seinem Haus am Linnenweg stellte Friedrich das Buch „Krieg und Gefangenschaft - Oktober 1942 bis Januar 1948“ am Freitag gemeinsam mit Margret und Richard Sühling vor, die ihn bei der Arbeit unterstützt hatten. Damit ist es trotz engen Zeitplans gelungen, einen Tag vor Adalbert Friedrichs 95. Geburtstag, den er im kleinen Kreis feiern möchte, das Buch noch rechtzeitig fertigzustellen.
Die ersten Anfänge für das Buch reichen 60 Jahre zurück. „Ungefähr 30 bis 40 Seiten, der jetzige Mittelteil des Buchs, hatte er damals geschrieben“, berichtet Richard Sühling. Friedrich habe die Seiten einem Bekannten zu lesen gegeben, der diese mit dem Satz kommentiert habe: „Den Scheiß liest doch sowieso keiner.“
Seiten weggeworfen
Daraufhin habe Friedrich die Seiten weggeworfen und gar nicht mehr gewusst, dass sie sich noch in seinem Besitz befinden, sagt Sühling. Bis Sühling erst kürzlich auf diese Kriegserinnerungen gestoßen sei. Seine Bitte an Friedrich, das Werk zu vollenden, erfüllte dieser, in dem er mit Druckschrift 80 bis 100 Seiten zufügte, die von Sühling ebenso abgetippt wurden wie die originalen Erinnerungen, die direkt nach der Gefangenschaft entstanden waren.
Mit der Einberufung Friedrichs beginnt der Bericht im Oktober 1942. Es war eine Zeit, die die Wende des Kriegs mit sich brachte. In El-Alamein war der Vormarsch des deutschen Afrikacorps im Juli gestoppt worden. Im August 1942 begann die Schlacht um Stalingrad, die am 2. Februar 1943 mit der Kapitulation der sechsten Armee endete.
Alltag der Soldaten
In Friedrichs Erinnerungen geht es um den Alltag der Soldaten, das „Kasperletheater“ der Verteidigung. Gute und schlechte Vorgesetzte, menschliches Handeln und Schikane. Eher geruhsam war Friedrichs Zeit als Besatzungssoldat in Gigean (Frankreich) Anfang 1943. Doch dann wird die Einheit an die Ostfront verlegt.
Dort lernt Friedrich die Schrecken des Kriegs kennen. Nach einem Fliegerangriff hängen in einem ausgebrannten Wagen „zwei verbrannte Soldaten wie unkenntliche Mumien“. Friedrich erfährt die russische Luftüberlegenheit im Widerspruch zu glorifizierenden Wehrmachtsberichten. Ein Lungensteckschuss bei Dimitrewka in Russland sorgt dafür, dass Friedrich in verschiedene Lazarette verlegt wird und bei der Ersatztruppe in Znaim landet.
Er bewirbt sich erfolgreich für einen Reserveoffizierslehrgang und erlebt das Kriegsende in Niederösterreich. Dort schlägt die Stimmung um: Viele Österreicher hatten Hitler und den Anschluss Österreichs 1938 gefeiert, nun machten sie für Krieg und Niederlage allein die Deutschen verantwortlich. Verzweifelt versuchen die deutschen Truppen, der von Osten anrückenden Roten Armee zu entkommen und sich den Amerikanern zu ergeben. Die halten sie an der Demarkationslinie bei Tragwein im Mühlviertel hin. In der Nacht vom 12. auf den 13. Mai ziehen die Amerikaner an, die Russen übernehmen. Als Verrat empfindet das Friedrich.

Das Lager Isjum, skizziert von Adalbert Friedrich nach seiner Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft (1948). © Adalbert Friedrich
Er findet sich in russischer Kriegsgefangenschaft wieder. In Preßburg erfahren er und die anderen den Hass der befreiten Tschechen auf die früheren deutschen Besatzer. Im Juli 1946 wird Friedrich ins Arbeitslager Isjum verlegt, eine harte und entbehrungsreiche Zeit erwartet ihn. Im Arbeitslager Rogan bricht er sich bei einem Unfall die rechte Hand, muss aber den ganzen Tag trotzdem weiterarbeiten. Doch nach einer Untersuchung wird er von der Arbeit befreit.
„Der schönste Weihnachtstag in meinem Leben“
Weihnachten 1947 bekommt er seine Entlassungspapiere. „Für mich der schönste Weihnachtstag in meinem Leben“. Friedrich kehrt 1948, am 8. Januar, wieder nach Raesfeld zurück. Das Buch endet mit dem Satz: „Nach fünfeinhalb Jahren war ich wieder zu Hause und wollte nicht mehr weggehen.“
- Adalbert Friedrich wurde vor 15 Jahren zum ersten Ehrenbürger der Gemeinde Raesfeld ernannt. Der Gründungsvorsitzende des Heimatvereins wurde kürzlich für 70 Jahre Mitgliedschaft geehrt. 20 Jahre lieferte er heimatkundliche Beiträge im Kalender der Herrlichkeit Lembeck.
- Das Buch „Krieg und Gefangenschaft“ (Auflage: 500 Stück) ist ab sofort im Geschäft Spangemacher, ab der kommenden Woche in der Volksbank Raesfeld und in etwa 14 Tagen in der Sparkasse Westmünsterland erhältlich zum Preis von 12 Euro.