Olfener Zahnarzt geht nach 34 Jahren in den Ruhestand „Das ist schon sehr emotional“

Zahnarzt hört nach 34 Jahren auf: „Das ist schon sehr emotional“
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Zu seinem Zahnarzt braucht man als Patient ein besonderes Vertrauensverhältnis. Da ist es, wenn man die Beziehung zu dem jeweiligen Mediziner schätzt, nicht verwunderlich, dass man diesen selten wechselt. Dr. Hans-Wilhelm Kayser behandelt in seiner Praxis in Olfen - der gebürtige Borker praktiziert hier seit 1988 - viele Patienten, die schon seit mehr als 20 Jahren zu ihm kommen.

Deshalb muss der erfahrene Zahnarzt auch für routinemäßig verlaufende Kontrolluntersuchungen bereits seit Mitte dieses Jahres etwas mehr Zeit einplanen. Denn zum Ende des Jahres geht Hans-Wilhelm Kayser nach 34 Jahren in den Ruhestand. Und viele wollen sich von ihm nach ihrem letzten Besuch in einem persönlichen Gespräch verabschieden.

„Das ist schon sehr emotional, da sind viele Beziehungen entstanden. Die Patienten haben viele liebe Worte der Anerkennung“, freut sich der in Lüdinghausen wohnende Arzt über die Rückmeldungen. Er habe alle immer mit Freude und gewissenhaft behandelt und freue sich sehr über die langjährige Treue.

Praxis wird weitergeführt

„Ich gehe mit einem weinenden Auge“, stellt Hans-Wilhelm Kayser deshalb klar. Andererseits freut er sich auch auf die nächsten Jahre. Zum einen sieht er die Gemeinschaftspraxis sehr gut aufgestellt. Seit 1993 ist Ludger Pickenäcker an seiner Seite, seit 1994 ist dieser gleichberechtigter Partner. 2013 kam dann Dr. Jens Eismann dazu, der seit 2018 ebenfalls Mitinhaber ist. Seit 2021 ist Hans-Wilhelm Kayser selbst angestellter Arzt. Diese Rolle als Experte für Implantologie und Oralchirurgie übernimmt ab dem 1. Januar Dr. Johannes Marlorny.

Sein langjähriger Partner Ludger Pickenäcker sagt über den scheidenden Kollegen: „Wir sind vom Typ her absolut unterschiedlich und ergänzen uns deshalb ideal.“ „Der große Vorteil für die Patienten ist, dass wir uns fachlich über die Fälle austauschen können“, betont Hans-Wilhelm Kayser. Eine Praxis zu führen, sei mit viel Stress verbunden. Allein könne man das kaum bewältigen. Denn mit jeder Gesundheitsreform hätten sich immer wieder neue bürokratische Hürden ergeben. 2012 ist die Praxis an ihren heutigen Standort an der Neustraße umgezogen, wo es modernere Räumlichkeiten, einen Aufzug und Stellplätze gibt.

Zwei Wochen im Senegal

Durchaus zukunftsbewusst sei auch das Arbeitskonzept. Seit über 20 Jahren arbeiten alle in der Praxis nur an vier Tagen pro Woche, dennoch hat die Praxis anders als einige andere von Montag bis Freitag jeweils morgens und nachmittags (mit Mittagspause) geöffnet.

Die jährliche Zahngoldspende in der Praxis geht weiter. Dabei sind allein in den vergangenen 15 Jahren durch die Spenden der Patienten insgesamt rund 200.000 Euro zusammengekommen. Diese werden regelmäßig an Vereine, soziale Institutionen und Projekte in Olfen und den Nachbarstädten verteilt.

Für Hans-Wilhelm Kayser wird es in den nächsten Monaten nicht langweilig. Im März wird er ehrenamtlich 14 Tage lang in einer Zahnstation im Senegal arbeiten. Dazu wurde er gerade zum Vorsitzenden im Stiftungsrat der Bürgerstiftung Lüdinghausen gewählt. „Dort bringe ich mich mit meinen Ideen ein“, erklärt der Zahnarzt. Außerdem liegt ihm ein Angebot vor, bei der Errichtung einer Abteilung für Zahnprothesen in Tansania mitzuarbeiten. „Ich muss eher aufpassen, dass ich nicht zu viel mache“, meint der Lüdinghauser und lacht.

Zahnarzt würde wieder anfangen

Vor allem aber will er gemeinsam mit seiner Frau Ursula die Reiseleidenschaft ausleben. Dazu werden die beiden ihr Wohnmobil häufiger als bislang nutzen. In den Behandlungsräumen hängen an den Wänden einige Bilder von früheren Urlauben der Kaysers. Ein freudiger Grund führt das Ehepaar im nächsten Frühjahr zu ihrer Tochter nach Hannover.

Hans-Wilhelm Kayser wird zum zweiten Mal Großvater. Auf die Frage, ob er sich auch heute noch einmal für den Beruf des Zahnarztes entscheiden würde, antwortet er indes eindeutig: „Ohne eine Sekunde zu zögern, das ist klar. Aber heute nicht mehr als Einzelpraxis, das ist wohl ein Auslaufmodell.“

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