„Risiko für Bürger beim Windpark klein halten“
Diskussionen zum Olfener Bürgerwindpark
91 Windräder sind aktuell im Kreis Coesfeld im Betrieb. Bald kommen zwei Anlagen in Olfen dazu. Obwohl die Bauarbeiten bereits seit einigen Wochen laufen, gibt es neue Diskussionen zum Projekt des neuen Olfener Bürgerwindparks.

Diese beiden Windräder drehen sich bereits in Rechede. Der Bürgerwindpark soll am Alten Postweg entstehen, auf der Stadtgrenze zu Haltern. © Foto: Theo Wolters
Reicht es aus, dass sich Bürger an der Finanzierung beteiligen können oder sollten sie bei einem Bürgerwindpark auch später vom wirtschaftlichen Erfolg profitieren können, lautet die zentrale Frage. Wer steckt hinter dem Projekt? Und wer baut die Windräder. Dazu Fragen und Antworten.
Wer hat die Initiative zum Bau der Windräder ergriffen und wer baut?
Die Gesellschaft zur Nutzung regenerativer Energie (Genreo) – ein Gemeinschaftsunternehmen von Stadt und Gelsenwasser AG hat die Initiative ergriffen. Gebaut werden die Windräder allerdings von der Bürgerwindpark Olfen GmbH, die extra dafür gegründet wurde. Gesellschafter dieser GmbH sind die Genreo, die Grundstückseigentümer sowie die Stadtwerke Haltern, die auch den Anschluss ermöglichen.
Wie hoch sind die Investitionen und wer stemmt die Summe?
Nach Aussage von Bürgermeister Wilhelm Sendermann (zugleich Geschäftsführer der Genreo) belaufen sich die Investitionen auf gut 10 Millionen Euro. Dazu müsse die Bürgerwind Olfen GmbH im erheblichem Umfang Kredite aufnehmen. Die Bürger werden indirekt über einen „Bürgersparbrief“ an dem Projekt beteiligt.
Wie sehen die Rahmenbedingungen der Bürgerbeteiligung aus?
Olfener Bürger können sich mit insgesamt 670.000 Euro an dem Projekt beteiligten. Dabei beträgt die Höchstsumme je Bürger 5000 Euro. Allerdings können auch mehrere Mitglieder einer Familie Anteile erwerben. „Die Anteile können im Juni im Rathaus gezeichnet werden“, sagt Wilhelm Sendermann. Ausgegeben werde der Sparbrief über die Volksbank Lüdinghausen-Olfen.
Was haben die Bürger vom finanziellen Engagement?
Die Bürgerkredite werden mit 2,05 Prozent verzinst. Damit würden, so Sendermann, die Bürger eine deutlich höhere Rendite erzielen als bei einer normalen Anlage bei einer Bank oder Sparkasse.
Warum können sich die Bürger nicht direkt an der Gesellschaft beteiligen und damit später von der Stromproduktion finanziell profitieren?
„Wir haben uns bewusst für eine sichere Variante der Bürgerbeteiligung entschieden“, sagt auf Anfrage Bürgermeister Wilhelm Sendermann. Es könne schließlich sein, dass der Wind nicht wie erhofft pustet und die Gesellschaft nicht die erhofften Gewinne einfährt. Und vor diesem möglichen Verlust sollten die Bürger bewahrt werden. Vor einem möglichen Verlust sollen nach Willen der Stadt Bürger bewahrt werden.
Gibt es ein weiteres Argument, warum der Windpark ein Bürgerwindpark ist?
Die Windpark-Gesellschaft schüttet in jedem Jahr 5000 Euro für soziale Projekte in der Stadt aus. „Damit verzichtet die Olfener Bürgerwindpark GmbH bewusst auf einen Teil des möglichen Gewinns.“
Was sagt die Stadt Kritikern, die auf höhere Rendite gehofft haben?
„Sicherlich haben einzelne Bürger geglaubt, sich mit ganz erheblichen Beträgen an dem Projekt beteiligen zu können und hohe Renditen zu erhalten. Wir sprechen aber nur über zwei Anlagen und keinen riesengroßen Park. Uns ist es wichtig, die Beteiligung möglichst breit zu streuen und das Risiko für die Bürger klein zu halten. Wer schnell große Gewinne sucht, ist bei diesem Projekt nicht richtig. Aber hier wird ja auch kein Bürger verpflichtet, sondern ist in seiner Entscheidung frei. Insoweit sollen sich so Interessierte doch einfach für andere Anlageformen entscheiden“, sagt Sendermann.
Was sagen Kritiker?
Der Löwenanteil des Kredites von rund acht Millionen Euro werde nicht von der Volksbank, sondern von einer anderen Bank gewährt, sagte Hans Oswald Mattern während eines politischen Frühschoppens der Senioren Union Mitte Mai. Lediglich 134 Bürger könnten sich am Windpark beteiligen. Das Argument, das Risiko für die Bürger klein halten zu wollen, greife nicht: „Warum beteiligt sich dann die Stadt Olfen mit Steuergeldern“, fragte Mattern. Klaus Danielczyk von der Senioren Union griff auf, dass der Bürgerwindpark 11.000 Tonnen C02-Emissionen vermeiden solle. „Das sind 0,0014 Prozent der deutschen Emissionen, dafür erdulden wir die Verspargelung unseres Münsterlandes.“