
© dpa
Warnung des RKI bremst Vorfreude in der Modellregion Kreis Coesfeld
Inzidenzwert
Bundesweit klettert der Inzidenzweit weiter: von 110,4 auf 120,6. Im Kreis Coesfeld zeigt sich eine andere Entwicklung. Die Zahlen seien aber mit Vorsicht zu genießen, sagt das RKI.
Bundesweite Besorgnis angesichts der weiter steigenden Infektionszahlen. Im Kreis Coesfeld, der neuen Modellregion für mehr Lockerung in der Pandemie, zeigt sich aber eine andere Entwicklung, die die Bezirksregierung Münster am Morgen mitgeteilt hat. Dort sinkt der Inzidenzwert.
Betrug der Inzidenzwert - also die Zahl der Neuinfektionen je 100.000 Einwohner in sieben Tagen - am Vortag noch 86,6, lag er am Samstag bei 78,4. Nur Münster und Bottrop haben im Zuständigkeitsbereich der Bezirksregierung Münster noch niedrigere Werte. Landesweit liegt der Kreis Coesfeld mit dieser Inzidenz auf dem neuntbesten Platz von 53 Städten und Landkreisen, wie die tagesaktuelle Übersicht des das Robert-Koch-Instituts (RKI) zeigt.
Kreis Unna steht besser da als Musterschüler Coesfeld
Der Kreis Unna - der Nachbar mit der Notbremse - weist danach allerdings einen noch besseren Wert auf (65,6) als Coesfeld und liegt nur knapp vor Münster: ein radikaler Erfolg der Notbremse, die den Einzelhandel (bis auf Lebensmittel) nur noch für Kundinnen und Kunden mit negativem Testergebnis öffnet? Eine solche Schlussfolgerung will das RKI nicht machen. Im Gegenteil: Es warnt davor, den aktuellen Zahlen zu große Bedeutung beizumessen.
Wegen der Feiertage und der Schulferien seien die Corona-Zahlen noch nicht vergleichbar mit den Werten vor Ostern, teilt das RKI mit. Jeder Inzidenzwert sei zurzeit noch mit Vorsicht zu genießen. Wegen der Feiertage habe es wohl weniger Tests und Meldungen gegeben. Das RKI erwartet, dass der Inzidenzwert erst im Laufe der kommenden Woche wieder belastbar sein werde.
RKI-Chef Wieler warnt mit Blick auf Krankenhäuser
Schon jetzt belastbarer und vor allem besorgniserregend findet RKI-Chef Lothar Wieler andere Zahlen: die Daten aus rund 70 Kliniken bundesweit. Danach müssten immer mehr und auch immer jüngere Menschen wegen schwerer Atemwegsinfektionen in Krankenhäusern behandelt werden. Die Intensivstationen füllten sich rasant. „Diese Entwicklung zeigt leider, dass die Lage sehr, sehr ernst ist“, sagte Wieler am Freitag.
Trotz dieser Warnungen hat das Land NRW am Freitag 14 Städte und Landkreise benannt, in denen es bald Corona-Lockerungen geben soll, darunter auch den Kreis Coesfeld. Ab dem 19. April kann dort das öffentliche Leben zumindest teilweise wieder hochfahren. Es gibt aber Bedingung: eine Inzidenz von unter 100. Das wäre eine Hürde, die der Kreis Coesfeld auf Basis der aktuellen - laut RKI nicht belastbaren - Werte leicht nehmen kann. Entsprechend gespannt blicken die Verantwortlichen auf die Entwicklung in der nächsten Woche. Und auf die Pläne der Kanzlerin für einen einheitlichen Lockdown mit Ausgangssperre.
Leiterin des Medienhauses Lünen Wer die Welt begreifen will, muss vor der Haustür anfangen. Darum liebe ich Lokaljournalismus. Ich freue mich jeden Tag über neue Geschichten, neue Begegnungen, neue Debatten – und neue Aha-Effekte für Sie und für mich. Und ich freue mich über Themenvorschläge für Lünen, Selm, Olfen und Nordkirchen.
