
Koch Tim Andrich will im Restaurant Mutter Althoff in Vinnum ein neues Konzept etablieren. Sein Fokus: eine Mischung aus gutbürgerlicher-traditioneller und experimenteller Küche mit eigenen Kreationen. Ein Beispiel: Erbsensüppchen, eingelegte Perlzwiebel, Mehlpütt und Crème fraîche. © Montage: Laura Schulz-Gahmen
Tim Andrich (31): Neuer Koch und neues Konzept bei Mutter Althoff in Vinnum
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Seit wenigen Monaten hat Tim Andrich in der Küche von Mutter Althoff in Vinnum das Sagen. Mit kreativer Küche will er aus dem Einfachen das Besondere machen – und das auch transparent erklären.
Tim Andrich ist in seinem Element. Er steht im Gartenbereich des Restaurants Mutter Althoff in Olfen. Gestenreich beschreibt der Koch, was er gerade seinen Gästen serviert hat – spricht von Einflüssen aus der Levante, aber auch von Inspirationen aus der spanischen und portugiesischen Küche. Der 31-Jährige sagt: „Ich koche nach Geschmack und nicht nach Rezept. Bei mir passiert alles aus dem Bauch heraus – ein Instinktkochen.“
Mitte März kehrte der gebürtige Dortmunder, der 20 Jahre lang in Unna lebte, wieder zurück in seine Heimat. Nach seiner Ausbildung in Dortmund verschlug es ihn nach Hamburg. Dort kochte er elf Jahre lang in sämtlichen Bereichen. „Fine Dining, Catering, Hotel – ich bin ordentlich rumgekommen“, erzählt er.
„Ich will mich nicht zu sehr festlegen“
Zum Ende des vergangenen Jahres stellte Andrich allerdings fest, dass er eine Auszeit braucht. Die Arbeit nahm zu viel Raum in seinem Leben ein. Veränderungen waren nötig. Dann kam das Angebot, als Küchenchef und Betriebsleiter im Restaurant Mutter Althoff einzusteigen.
Neues Konzept bei Mutter Althoff in Vinnum
Entschleunigung war das Motto der ersten Zeit in der alten Heimat. Und Ideen sammeln für die Neugestaltung der Speisekarte. Innerhalb der ersten Monate wechselte er das Menü schon einige Male. Er sagt, dass es nichts gibt, was er sich nicht vorstellen könne zu kochen. „Ich will mich nicht zu sehr festlegen und frei in meiner Zubereitung sein.“
Porree liegt 13 Stunden im Smoker
Seine kreative, frische Art kommt aktuell in einem besonderen „To-Share-Menü“ für zwei Personen zur Geltung: Hier kommen unter anderem portugiesische Maultaschen mit buntem Salat oder auch bunte Karotten mit knusprigen Saaten und Nüsse sowie Za´atar auf den Teller. Bei Za´atar handelt es sich um eine Gewürzmischung und einen festen Bestandteil der nordafrikanischen und arabischen Küche. Hauptzutaten sind Thymian, Sesamsamen und Olivenöl.
Vor Ort durften wir probieren. Besonders überzeugte das Karotten-Trio, das in unterschiedlichen Farben und Konsistenzen daherkam. Dazu der Hummus, der selbst zubereitet und besonders cremig ist. Ein weiterer Gang des Menüs ist ein geräucherter Porree, der zuvor 13 Stunden im Smoker lag. Dazu kommt eine Sauce Romesco (eine Sauce aus Tomaten, Knoblauch, Paprika, Mandeln sowie Olivenöl und Essig; Anm. d. Red.) und Röstkartoffeln.
Anschließend wird zu Piri-Piri-Hähnchen und Querrippe vom deutschen Rind Reis und eine Tomaten-Zwiebel-Allerlei serviert. „Im Sommer setzen wir auf eine leichte Küche mit wenigen Kohlehydraten“, beschreibt Andrich. Als kleinen fleischigen Nachnascher gibt es Jerk Chicken – ein würziges und saftiges Hähnchen aus der jamaikanischen Küche.
Zwei parallele Konzepte in der Küche
Alle Portionen haben eine angenehme Größe, sodass auch noch Platz für den Nachtisch ist. Wir teilen uns die Cheesecake-Creme mit marinierten Erdbeeren und Beerensorbet, eine neue Art von Schwarzwälder Kirsch mit Schokoladen-Pumpernickel-Erde, Kirsche und Rumgel und Gesalzene Karamell-Panna-Cotta mit Birnen-Kompott – ein gelungener Abschluss.

Der Nachtisch: Cheesecake-Creme, marinierte Erdbeeren, Beerensorbet; Schokoladen-Pumpernickel-Erde mit Kirsche und Rumgel; Gesalzene Karamell-Panna Cotta mit Birnen-Kompott. © Jura Weitzel
Preislich bewegt sich das Menü für zwei Personen bei 48 Euro – absolut angemessen. Die Hauptspeisen kosten zwischen 16 und 27 Euro. Was die Preisgestaltung anbetrifft, plant der Betriebsleiter voraussichtlich noch Anpassungen nach unten. Wie genau die Veränderungen aussehen, ist allerdings noch unklar.
In Zukunft will der Chefkoch zweigleisig fahren: Die traditionelle, gutbürgerliche Küche mit Roastbeef, Schnitzel oder auch Kabeljau läuft parallel zu den experimentellen, kreativen Kreationen. „Wichtig ist, dass unsere Gäste eine gute Zeit haben und ihr Essen genießen. Daher werde ich auch regelmäßig an die Tische kommen und Details zu den Gerichten erklären“, sagt Andrich.
Gebürtiger Brandenburger. Hat Evangelische Theologie studiert. Wollte aber schon von klein auf Journalist werden, weil er stets neugierig war und nervige Fragen stellte. Arbeitet gern an verbrauchernahen Themen, damit die Leute da draußen besser informiert sind.
